Velbert-Neviges. Zwei Wochen lang feiern, Spaß haben, in sich kehren: Das „Summer Festival“ des CVJM Neviges ist mehr als ein gewöhnliches Feriencamp.
„Los, Leute, auf zum Casino-Abend. Will sich noch jemand umziehen?“ Launig klatscht René Görtz, Jugendleiter der evangelisch-reformierten Gemeinde in die Hände. Es ist kurz vor 19 Uhr, chillige Musik, im Garten riecht es nach Pommes. Wie auf Kommando setzt sich alles in Bewegung, raus aus dem Liegestuhl, rein ins Vergnügen: Zocken im Gemeindehaus – auch das gehört zum „Summer Festival“ des CVJM Neviges. „Wir spielen natürlich nicht um Geld“, meint René Görtz lachend. Gemeinsam mit zehn Ehrenamtlichen organisierte er in kürzester Zeit ein Ferienprogramm, für das es wohl kein größeres Lob geben kann als dieser Satz: „Ist sehr cool hier“, findet Nadja (15) und fährt fort. „Klar, schade, dass wir nicht nach Ungarn fahren konnten. Aber das hier, das ist mehr als ein Ersatz, das ist richtig schön.“
Selbst Seife hergestellt
Groß war erst die Enttäuschung, als das geplante Sommercamp am Plattensee aufgrund der Corona-Krise ausfallen musste. Doch wer den CVJM Neviges kennt, der weiß: Hier grämt man sich nicht lange, hier packt man die nächste Gelegenheit am Schopfe. Rund ums Gemeindehaus entstand ein kleines Ferienparadies, in dem jeder 14 Tage lang das machen kann, was ihm Spaß macht – natürlich unter Anleitung und Aufsicht. „Gestern haben wir Seife hergestellt, heute war Batik dran“, sagt Emily (15) und zeigt auf die T-Shirts, die zum Trocknen ausgelegt sind.
Um 22 Uhr ist Schluss
In einer Ecke spielen Mädchen Karten, im offenen Zelt haben es sich fünf Jungs bequem gemacht. Einfach mal abhängen tut auch gut. Zumal der Abend noch lang ist. Das „Summer Festival“ beginnt täglich um 14 Uhr, gegen 22 Uhr ist Schicht im Schacht, dann gehen alle nach Hause und freuen sich aufs Wiedersehen. „Die Uhrzeit halten wir genau ein, allein schon wegen der Nachbarn“, sagt René Görtz. Dass der tägliche Spaß erst um 14 Uhr beginnt und dafür bis in den Abend geht, hat einen guten Grund: „Die schlafen doch alle gern aus. Und gemeinsam abends noch was zu machen, das ist ja auch ganz schön.“ Ehefrau Doro Görtz steht gemeinsam mit Jana Zobel zwei Wochen lang in der Küche des Gemeindehauses. Lasagne hat’s schon gegeben, und zum Casino-Abend eben Currywurst mit Pommes. Natürlich mit selbst gemachter Sauce, im Jugendkeller sind die diversen Spezialitäten inzwischen Kult.
Friseursalon aus Holzkisten
Eine lange Girlande baumelt über den Gemeindegarten, gebastelt aus Trinkbechern. Lina (17): „Die haben sich hier so viel Mühe gegeben. Und das sind ja alles Ehrenamtliche, da kann man nur dankbar sein.“ Mit viel Mühe und wenig Geld Kreatives schaffen – dieses „Summer Festival“ zeigt mal wieder, dass man auch direkt vor der Haustür viel erleben kann. Die Corona-Regeln sind natürlich auch hier ein Thema. „Jeder muss sich mittags erstmal in die Liste eintragen“, erläutert René Görtz und grinst wieder von einem Ohr zum anderen: „Danach kann man sich die Haare schön machen lassen. Wenn man noch welche hat.“ Wie bitte? Haare schön machen? Ein paar aufgestapelte Kisten auf der Wiese dienen als „Friseursalon“, mit Glitter und bunten Spray wird jeder schnell zur Partyschönheit.
Tiefgang statt Halligalli
Menschen aller Konfessionen
CVJM, der „Christliche Verein Junger Menschen“, dessen Anfänge bis in den Beginn des 19. Jahrhunderts zurückreicht, steht für eine weltweite Gemeinschaft von Menschen aller Konfessionen, und Hautfarben.
In Deutschland gehören etwa 260.000 Menschen zum CVJM; weltweit sind es sogar über 25 Millionen Mitglieder auf allen fünf Kontinenten. Der Nevigeser CVJM wurde am 28. Juni 1981 gegründet .
„Wir machen hier aber nicht nur Halligalli“, betont René Görtz, daher startet jeder Tag mit einer „Power Hour“, wie René Görtz den ersten festen Programmpunkt nennt. „Das ist keine Predigt, eher ein Impuls, es soll Kraft geben für den Tag, für das Leben.“ In Kleingruppen werden dann Fragen zur Persönlichkeit erörtert wie: Welche Stärken und Schwächen hab ich? „Es geht auch darum, dass man sich nicht immer vergleichen soll, weil eben jeder seine Stärken hat.“ Auch die Bibel ist ein Thema, so habe bei „Jesusstyle“ das Leben Jesu im Mittelpunkt gestanden. Paul (15) jedenfalls findet die Power Hour „richtig gut“, das sei auch keine schwere Kost. „Das hier ist ja schon auch eine christliche Veranstaltung.“ Auch Jaakoba (15) genießt diese zwei Ferienwochen, die langsam zu Ende gehen. Was ihm ein bisschen fehlt: „Das Quatschen auf den Zimmern, das ist schon immer toll auf den Fahrten. Jetzt fährt ja jeder abends nach Hause.“ Aber, so wirft er gleich ein, „ist schon ein richtig cooler Ausgleich“.