Langenberg. Weil einige Nierenhofer Sorge hatten, dass die eigentlich gute Infrastruktur im Stadtteil wegbricht, gründeten sie einen Verein.

Eine Grundschule, ein Lehrschwimmbecken, ein S-Bahnhof, ein Lebensmittelmarkt, ein Möbelhaus, ein kleines Gewerbegebiet und Hauptstraßen, die nach Essen, Hattingen und Wuppertal führen: „Die Infrastruktur ist hier eigentlich ganz gut“, sagt Stephan Simmet.

Er ist 1. Vorsitzender des Bürgervereins Velbert-Nierenhof und weiß, dass es auch ganz anders hätte kommen können. „Ich bin vor fast 24 Jahren hierhin gezogen“, erzählt er, „eben wegen der guten Infrastruktur.“ Aber: „Dann wurde nach und nach alles schlechter.“

Wegfall der guten Infrastruktur drohte

Damals sei schon im Gespräch gewesen, die Grundschule zu schließen, der Edeka-Markt machte zu, das Lehrschwimmbecken sollte weg. „Irgendwann gab es einen Kreis von Menschen, die sich in der Kita durch ihre Kinder kennengelernt haben“, blickt Simmet zurück.

„,Was tun?’ haben wir uns gefragt, die Gründe für den Hinzug drohten ja wegzufallen.“ Also gründeten neun Nierenhofer den Bürgerverein Velbert-Nierenhof. Velbert-Nierenhof? „Ja“, sagt Stephan Simmet lachend, „wir haben das bewusst so gemacht. Es sollte etwas Neues sein.“

Den Dorfcharakter im Stadtteil erhalten

Das Lehrschwimmbecken – hier beim Tag der offenen Tür zum 50-jährigen Bestehen – ist einmalig in Velbert und ein Grund dafür, dass die Kinder aus Nierenhof früh Schwimmen lernen.
Das Lehrschwimmbecken – hier beim Tag der offenen Tür zum 50-jährigen Bestehen – ist einmalig in Velbert und ein Grund dafür, dass die Kinder aus Nierenhof früh Schwimmen lernen. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Das „kleine Nierenhof wollten wir etwas absetzen“, sagt der Vereinsvorsitzende, „und den dörflichen Charakter erhalten.“ Deswegen heiße das Stadtteilfest auf Dorffest und nicht Bürgerfest. „Das schafft Gemeinsamkeiten, Harmonie“, ist sich Simmet sicher.

Man kenne sich eben untereinander, „wie auf dem Dorf“. Das wiederum führe dazu, „dass wir zum Beispiel weniger Einbrüche haben“, sagt Simmet. „Die Nachbarn sind eben aufmerksam und passen mit auf.“ So steige auch die Lebensqualität.

Schulschließung ist abgewendet worden

„Es ist schon etwas anderes, wenn ich meine Nachbarn kenne“, hebt Stephan Simmet hervor. „Wenn ich von der Arbeit komme und Luft brauche, mache ich einen kleinen Spaziergang. Und irgendeinen treffe ich dann schon für ein kleines Quätschchen. Dann geht’s mir gleich besser.“

Zurück zur Geschichte: Die Schulschließung hat der Bürgerverein mit abgewendet, das Lehrschwimmbecken wird inzwischen von den Wasserfreunden Nierenhof betrieben und ist voll ausgelastet. Keine Gründe für den Bürgerverein, sich auszuruhen.

Schon früh für einen Radweg gekämpft

„Wir haben uns beispielsweise schon recht früh für den Radweg zwischen Velbert und Kupferdreh eingesetzt“, erzählt Stephan Simmet. „Wir haben bei den Politikern in beiden Städten gebohrt – und zack“, er lacht, „nur acht Jahre später ist der Radweg da.“

Der Kreisverkehr an der Hattinger Straße: Ab hier geben Auto- und Motorradfahrer gerne richtig Gas – und der Lärm stört die Anwohner im Stadtteil gewaltig.
Der Kreisverkehr an der Hattinger Straße: Ab hier geben Auto- und Motorradfahrer gerne richtig Gas – und der Lärm stört die Anwohner im Stadtteil gewaltig. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Aktuelles Thema aber ist der Verkehrslärm, „nicht nur von Motorrädern“, hebt Simmet hervor. „Das ist teilweise echt ein Hammer, was hier am Wochenende los ist. Durch die Tallage von Nierenhof schallt das dann besonders, egal, ob die auf der Hattinger Straße oder im Wodantal unterwegs sind.“

Kein Generalverdacht gegen Motorradfahrer

Es gehe dem Verein auch nicht darum, Motorradfahrer unter Generalverdacht zu stellen. „Autofahrer können das genauso“, sagt er und meint, dass immer wieder aufgemotzte Pkw am Ortsausgang so richtig aufdrehen. „Wir wollen Druck ausüben auf die Politik, damit andere Lärmrichtlinien umgesetzt werden.“

Mittlerweile sei das Thema ja auch schon im Landtag angekommen, „denn wir sind ja nicht die einzigen Betroffenen im Land“, sagt Simmet. „Man denke zum Beispiel nur an Eifel und Sauerland.“

Kohlenstraße ist in schlimmem Zustand

Die Kohlenstraße zwischen Velbert-Nierenhof und Essen-Kupferdreh ist in keinem guten Zustand. Die Sanierung allerdings lässt weiter auf sich warten.
Die Kohlenstraße zwischen Velbert-Nierenhof und Essen-Kupferdreh ist in keinem guten Zustand. Die Sanierung allerdings lässt weiter auf sich warten. © SPD Langenberg

Auch ein Problem: Der Zustand der Kohlenstraße zwischen Nierenhof und Kupferdreh. „Seit 2012 hat Straßen.NRW Pläne für die Sanierung, auch mit Radweg. Aber das wird immer wieder verschoben.“ Natürlich habe die Stadt Velbert kaum Möglichkeiten, etwas zu tun. Schließlich sei die Kohlenstraße in dem fraglichen Bereich eine Landesstraße. „Aber wir bitten immer wieder darum, dass die Verantwortlichen ihre Kontakte spielen lassen und weiter Druck machen.“

Rund 200 Mitglieder hat der Verein inzwischen, „das ist nahezu jeder vierte Haushalt aus Nierenhof“, ist der Vereinsvorsitzende ein klein wenig stolz. „Es ist schön, wenn man eine Menge Leute hinter sich weiß.“ Denn immerhin sei der Verein für die Bürger da: „Als Verein können wir viel besser auftreten, um Interessen zu vertreten, als ein einzelner Bürger.“ Vor allem, wenn so viele Nierenhofer dabei sind.

Veranstaltungen abgesagt

Corona hat natürlich auch den Veranstaltungskalender des Bürgervereins Velbert-Nierenhof obsolet gemacht. „Das Dorffest wäre das zehnte gewesen“, sagt der Vereinsvorsitzende Stephan Simmet. „Jetzt hoffen wir auf nächstes Jahr.“

Gleiches gilt für den Tanz in den Mai, den der Verein erst 2019 wieder hat aufleben lassen. „Eine schöne, alte Tradition, die irgendwann eingeschlafen war“, sagt Simmet, „und die wir auf jeden Fall beibehalten wollen.“