Velbert. Sprache ist ein wichtiger Schlüssel zur Integration. Diesem Ziel dient auch ein Ferien-Intensiv-Training am Berufskolleg in Velbert.

Elf junge Menschen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren aus dem gesamten nördlichen Kreisgebiet sitzen in einem Klassenzimmer des Berufskollegs Niederberg in Velbert zusammen. Und mit ihnen sind das auch fast so viele unterschiedliche Nationalitäten aus verschiedenen Ländern. Beispielsweise Afghanistan, Syrien, Serbien, Angola, Guinea und USA. Sprache gilt als der Schlüssel zur Integration schlechthin, und genau darum dreht sich auch dieses zweiwöchige Ferien-Intensiv-Training – heute mal mit einer Rap-Einheit.

Sprechgesang hat lange Tradition

Die Jugendlichen schreiben gemeinsam einen Text und dürfen ihn später auch performen. Aber erst einmal erfahren sie viel Neues über die Wurzeln und die Entstehung dieses markanten und zumeist schnellen, rhythmischen Sprechgesangs, der Teil der Hip-Hop-Kultur ist. Dafür sorgt als „Gast-Dozent“ Kutlu Yurtseven mit seinem türkisch-kölschen Multikulti-Background.

Gewalt trifft immer die Falschen

Kutlu Yurtseven hat schon in jungen Jahren eine Rap-Band gegründet.
Kutlu Yurtseven hat schon in jungen Jahren eine Rap-Band gegründet. © FFS | Christof Köpsel

Alle spitzen die Ohren, als der Gründer der Rap-Band „Microphone Mafia“ erzählt, wie er und seine Kumpel damals in Discos nicht erwünscht waren, dann jedoch von deren Betreibern gegen Geld sogar eingeladen und engagiert wurden, nachdem diese sie beim Breakdance auf der Domplatte entdeckt hatten und ebenso begeistert wie von den Socken waren. Und so ganz nebenbei streut Yurtseven didaktisch Wertvolles ein. Dass es z. B. besser sei, aus Wut und Aggression was Positives zu machen, etwa zu tanzen, zu malen oder zu sprayen, „damit es nicht in Gewalt umschlägt“. Die treffe nämlich immer die Falschen. Und geschickt bohrt er nach, worauf sich eigentlich der Nationalstolz begründet. Zumal der immer andere ausgrenze.

Teilnahme ist freiwillig

Wegen der Corona-Pandemie sei lange unklar gewesen, ob und in welcher Form das Sprachförderangebot überhaupt stattfinden könne, erzählt Kristin Koch. Sie ist Lehrerin für Deutsch und Philosophie und schon zum wiederholten Male als Sprachlernbegleiterin im Einsatz. Es hätten sich noch vier weitere Jugendliche angemeldet, sie seien aber nicht erschienen. Normalerweise seien es aber mehr. Zum Teilnehmerkreis gehören Flüchtlingskinder und Migranten, die Berufskollegs besuchen oder auch in Seiteneinsteiger-Klassen an Gymnasien sind. Die Teilnahme ist freiwillig. „Fit in Deutsch“ wird in den jeweiligen Schulen beworben; zudem sprechen Lehrer die aus ihrer Sicht geeigneten Kandidaten gezielt an.

Theorie in der Praxis umsetzen

Bildungsbüro koordiniert das Förderangebot

Um jungen Menschen zu helfen, die deutsche Sprache (besser) zu lernen, wurde das Sprachförderangebot „Ferien-Intensiv-Training“ (FIT in Deutsch) für die Berufskollegs im Kreis Mettmann ins Leben gerufen.

Das Ferienprogramm koordiniert und führt das Bildungsbüro des Kreises seit 2018 in den Kollegs in Mettmann, Hilden und Velbert jeweils in den Oster-, Sommer- und Herbstferien mit Unterstützung durch das Ministerium für Schule und Bildung durch.

Nach Auskunft von Kochs Kollegin – Tatjana S. hat als Fächer Deutsch und Biologie – dürfen die Jugendlichen unbegrenzt häufig mitmachen, „solange sie Schüler sind. Es gibt auch Wiederkehrer, da sieht man schon eine richtige Entwicklung“. Das zweiwöchige Training bestehe immer aus einer Theorieeinheit, die in der Praxis umgesetzt werde. Als Ausflüge stehen aktuell noch ein Besuch auf dem Hof zur Hellen im Windrather Tal und in der Essener Gruga an.

Der Wortschatz wächst

Das Feedback aller Beteiligten sei durchweg positiv, berichten die Organisatoren. Die Jugendlichen verlören immer mehr die Hemmung, Deutsch zu sprechen, und die Schulen bestätigten, dass sich ihr Wortschatz erweitert und die Deutschkenntnisse deutlich verbessert hätten.