Velbert. Weil die Abschlussfeier und der Ball ausfallen, haben sich die Abiturienten für ihren allerletzten Schultag etwas ganz Besonderes ausgedacht.

Die große Zeugnisübergabe fällt aus, der Abiball danach aus und in die südliche Sonne geht es für die meisten Abiturienten im Anschluss auch nicht. Die Entlassung der Abiturientia 2020 wird also so ganz anders sein als bei ihren Vorgängern. Doch, dass anders auch besonders sein kann, beweisen die Abiturienten des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Inspiriert durch die jetzt zahlreich entstandenen Autokinos, werden die Angehörigen die Zeugnisübergabe aus dem Pkw auf dem Schulhof verfolgen können, während die Schüler auf einer improvisierten Bühne Programm machen.

Auf Stufenpartys viel Geld gesammelt

Die Schulsekretärin hatte die zündende Idee, die bei Schulleitung, Lehrern, Eltern und Schülern bestens ankam. „Und auch die Stadt hat schnell Ja zu der etwas anderen Abschlussfeier gesagt“, berichtet Schulleiterin Gabriele Commandeur. „Wir sind 77 Schüler im Abschlussjahrgang, jeder darf ein Auto mitbringen“, erklärt Abiturient Cem Bekdamar aus dem zwölfköpfigen Organisationskomitee für die Abschlussfeier. Eigentlich wollten die Schüler mit einem großen Ball im Wülfrather Paul-Ludowigs-Heim ihren Abschluss gebührend feiern, hatten bei vielen Stufenpartys das dafür nötige Geld gesammelt. Das soll nun alles in die große Schulhof-Autoparty fließen, sagt Evalotte Balsam. Die soll am Freitag, 26. Juni oder am Samstag, 27 Juni steigen. „Wir machen das vom Wetter abhängig und entscheiden dann relativ spontan“, sagt Cem.

So haben die Abiturienten im vergangenen Jahr gefeiert: Mit einer lustigen Mottowoche in ihrer letzten Schulwoche.
So haben die Abiturienten im vergangenen Jahr gefeiert: Mit einer lustigen Mottowoche in ihrer letzten Schulwoche. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Mit Palmen und Lampions

Das diesjährige Motto der GSG-Abiturienten „Habiwaii“ bietet sich geradezu an für eine Sommerparty draußen. „Da gibt es gerade überall preisgünstige Deko zu kaufen“, sagt Cem. „Es könnten Bambuspflanzen und Palmen aufgestellt werden, auch Lampions in den Bäumen können wir uns vorstellen“, sagt Sarah Metternich, die auch zum Organisationskomitee gehört. Es sollen Surfbretter zur Deko mitgebracht werden und Girlanden über den Schulhof hängen. Möglicherweise soll es eine große Leinwand geben, damit auch die hinteren Fahrzeuge das Geschehen auf der Bühne – dem Treppenabsatz – mitbekommen.

Flügel aus der Aula rausrollen

Der Flügel soll aus der Aula auf die provisorische Bühne gerollt werden, es sollen Reden gehalten und das Abibuch übergeben werden, ein bisschen Normalität eben doch, wie Sarah schildert. Ein wenig Kopfzerbrechen bereitet ihr und ihren Mitstreitern noch, wie die Autos am besten auf dem Schulhof platziert werden, damit alle möglichst viel mitbekommen von der Feier und wie die An- und Abfahrt geregelt wird.

Idee stammt aus den USA

Das erste Autokino wurde 1933 in den USA eröffnet, weite Verbreitung und Kultstatus erreichte es in den 1950er und 1960er Jahren.

Insgesamt gab es in Deutschland bis zu 40 Autokinos (1971), von denen etliche im Lauf der Jahre schließen mussten; darunter auch eines der bekanntesten und populärsten, das Autokino beim Freizeitpark Minidomm in Ratingen-Breitscheid. Im Zuge der Coronapandemie erleben Autokinos eine Renaissance.

Eine Tüte mit Leckereien für jedes Auto

Ein normales Catering wird es bei der Autoparty nicht geben. Da machte Susanne Friedrich, Mutter einer Abiturientin, einen Vorschlag: Jedes Auto bekommt bei der Einfahrt ein Tüte mit Leckereien und vielleicht auch etwas Sekt zum Anstoßen. Da es das obligatorische Abschlussfoto wegen der Abstandsregeln nicht geben kann, soll eine Drohne Aufnahmen machen. Und auch an einen Mundschutz mit gemeinsamen Logo wird gedacht.

Abiturienten blieben lange im Ungewissen

Vielleicht ist die originelle Party ein wenig Entschädigung dafür, dass die Abiturienten lang im Ungewissen blieben, ob sie überhaupt ein Abitur in diesem Jahr schreiben mussten. „Die Unsicherheit hat meine Tochter schon belastet“, sagt Susanne Friedrich. „Viele Schüler konnten mit der Ungewissheit schlecht umgehen“, sagt auch Schulleiterin Commandeur. Besonders schlimm sei für die jungen Leute aber gewesen, dass plötzlich die Schule aus gewesen sei und sie sich nicht richtig von ihren Mitschülern verabschieden konnten.