Velbert. Nach wochenlanger Kontaktsperre sind nun auch wieder Besuche in Seniorenheimen möglich. Dafür mussten die Einrichtungen aber mächtig umplanen.
Ulrike und Claudia Tzschichholz sind froh. Nach sieben langen Wochen können sie endlich ihre Mutter und Oma Anneliese Theil wieder von Angesicht zu Angesicht sehen – wenn auch eine Plastikscheibe sie trennt. Frau Theil lebt im Convivo-Seniorenheim am Wordenbecker Weg und wegen der Coronapandemie waren Besuche bislang nicht möglich. Die Heimleitung hat sich ein ausgeklügeltes System einfallen lassen, damit die Ansteckungsgefahr bei den Begegnungen so niedrig wie nur möglich ist.
„Wir haben zwar in den vergangenen Wochen schon telefoniert, aber sich zu sehen ist doch etwas anderes,“ sagt Ulrike Tzschichholz, die ihre Mutter gleich am Montag – da war es erstmals möglich – besucht hat. Nun ist auch Enkelin Claudia mit von der Partie. „Mit Mundschutz ist das zwar ungewohnt, aber es ist doch schön, die Oma zu sehen“, sagt sie. Und auch Frau Theil freut sich.
Großer organisatorischer Aufwand
Für die Heimleitung bedeuten die nun möglichen Besuchskontakte einen erheblichen organisatorischen Aufwand. „Weil die Tagespflege momentan noch nicht wieder angelaufen ist, haben wir ihre Räume jetzt zur Verfügung und zu „Besuchszimmern“ umgewandelt“, erklärt Katja Ullmann, die Pflegedienstleiterin der Einrichtung am Wordenbecker Weg.
Drei Besuche gleichzeitig
Der große Aufenthaltsraum hat drei Türen, die auf die Terrasse führen. Mit Stellwänden wurde der Raum unterteilt, so dass nun immer drei Senioren gleichzeitig Besuch empfangen können. An drei Tischen mit Plexiglaswänden können sich Bewohner und Besucher – alle müssen Mundschutz tragen – unterhalten. Körperkontakt und Umarmungen gehen nicht.
Dienstleistungsunternehmen im Gesundheitsbereich
Die Convivo Unternehmensgruppe ist ein Dienstleistungsunternehmen im Gesundheitsmarkt mit Schwerpunkt im Pflegesegment und betreibt insgesamt mehr als 80 Betriebe in Deutschland.
Seit Januar 2017 betreibt Convivo die Seniorenresidenz Elisabeth in Velbert-Langenberg und seit 2019 auch die ehemaligen DRK-Seniorenzentren in Velbert.
Besuchszeit auf 30 Minuten begrenzt
„Die Besuchszeit haben wir jetzt am Anfang auf 30 Minuten begrenzt, damit möglichst viele der insgesamt 134 Bewohner Besuch bekommen können“, erklärt Wolfgang Vosgerau, der Qualitätsbeauftragte der Einrichtung. Alle Besucher werden mit Namen und Anschrift notiert. Heimpersonal schaut genau, ob die Gäste Anzeichen einer Erkrankung habe. „Für den Besuchsraum sind drei Pflegekräfte abgestellt, die aufpassen“, sagt Katja Ullmann.
Der Friseur kommt auch bald wieder
Weitere Mitarbeiter verrichten den Telefondienst. Sie nehmen all die Anrufe der Menschen entgegen, die endlich einen Angehörigen besuchen wollen. „Dabei ist die Trennung für die Angehörigen meist schlimmer gewesen als für die Bewohner, die im Laufe ihres Lebens schon so einiges mitgemacht haben“, hat Katja Ullmann festgestellt. Frau Theil hat sich aber über ihren Besuch sehr gefreut. Einen anderen Gast im Hause würden sie und viele andere Bewohner auch gern wieder sehen: den Friseur. Der soll nun auch bald wieder kommen, allerdings nicht in seinem kleinen „Salon“. Er wird die Bewohner mit Kamm und Schere in deren Zimmern aufsuchen müssen – Vorsichtsmaßnahme gegen Corona.
Quarantänestation mit 21 Betten
Ein Gebäude in dem weitläufigen Heimgelände steht leer. Im Untergeschoss ist nun die Quarantänestation des Heimes untergebracht. „Hier halten wir 21 Betten vor, die momentan nicht alle belegt sind“, sagt Wolfgang Vosgerau. Bewohner des Heimkomplexes, die Corona-Symptome zeigten, würden hier isoliert, erklärt die Pflegedienstleiterin. Aber auch Neuaufnahmen, die aus einem Krankenhaus kommen, müssen am Wordenbecker Weg zunächst für zwei Wochen auf die Quarantänestation, das gilt auch für neuen Bewohner, die aus der eigenen Wohnung ins Heim kommen.