Velbert. Die Pandemie hat auch das Geschäft von Velberter Firmen hart getroffen. Doch sowohl Huf und Witte als auch Schlüsselregion sind hoffnungsfroh.

Schwerwiegende Auswirkungen: die hat die Corona-Krise auch auf Unternehmen in Velbert. Allerdings hat Thorsten Enge, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes „Die Schlüsselregion“, noch nicht die Befürchtung, dass nun Insolvenzen auf breiter Front drohen - zumindest nicht für Betriebe aus dem produzierenden Gewerbe. Auch große Firmen aus Velbert wie Witte und Huf sind zuversichtlich, die Krise zu meistern.

Thorsten Enge vom Verein „Die Schlüsselregion“ sieht die Mitgliedsfirmen seiner Organisation weit entfernt von existenzbedrohenden Verwerfungen,
Thorsten Enge vom Verein „Die Schlüsselregion“ sieht die Mitgliedsfirmen seiner Organisation weit entfernt von existenzbedrohenden Verwerfungen, © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Empfindlich getroffen

Allerdings hat die Corona-Pandemie das Geschäft der Unternehmen oft sehr empfindlich getroffen: „Die Umsatzeinbrüche haben zugenommen. Es fing zwar eher verhalten ab, doch das hat sich mittlerweile gedreht“, sagte Enge. Dennoch seien die Mitgliedsfirmen der Schlüsselregion, mit denen er gesprochen habe, noch „weit entfernt“ von den wirtschaftlichen, existenzbedrohenden Verwerfungen, denen etwa Gastronomen, Messebauer oder Dienstleister ausgesetzt seien.

Lieferketten funktionieren wieder

Laut Enge scheinen im produzierenden Gewerbe beispielsweise die Lieferketten wieder zu funktionieren. „Doch alle Unternehmen fahren derzeit auf Sicht“, sehr viele Betriebe seien in der Kurzarbeit, „das ist oft der Normalfall“. Die jetzige Krise sei auch deutlich stärker als etwa der Finanz-Crash 2008. Doch mit Blick auf die große Wirtschaftskrise vor zwölf Jahren schöpft Enge auch Zuversicht: „Ich habe die Hoffnung, dass wir nun, wie damals, einigermaßen heil auch durch die Krise kommen.“

Automobilzulieferer Huf glaubt, die aktuellem Krise vernünftig überstehen zu können.
Automobilzulieferer Huf glaubt, die aktuellem Krise vernünftig überstehen zu können. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Absatzziel für 2020 wird verfehlt

Auch der Automobilzulieferer Huf glaubt daran, die Corona-Pandemie vernünftig zu überstehen, räumt aber auch ein: „Wir gehen davon aus, dass das ursprünglich für 2020 geplante Absatzziel deutlich verfehlt wird und die Automobilkonjunktur sowie die weltweite Fahrzeugproduktion auch 2021 nicht das Niveau von 2019 oder früheren Jahren erreichen werden“, teilte das Unternehmen mit. Dank umfangreicher Maßnahmen - auch beim Mitarbeiterschutz - komme Huf aktuell aber gut durch die Corona-Zeiten.

Kein Mitarbeiter mehr in Quarantäne

Zwischenzeitlich sei die Zahl der in Quarantäne befindlichen Mitarbeiter vom weltweiten Höchststand von 145 auf 15 gesunken (bei global rund 9.300 Mitarbeitern). Am Stammsitz Velbert sei seit dem 11. Mai kein Mitarbeiter mehr in Quarantäne. Daneben habe Huf die Lieferketten stabil gehalten. „Über mehrere Wochen wurde jedoch die Produktion an vielen Standorten in Europa und Amerika ganz heruntergefahren.“ Jetzt werde das schrittweise Wiederanfahren der weltweiten Produktion koordiniert. Zudem habe der seit März 2019 eingeleitete Restrukturierungskurs mit Kostensenkungen und Stellenabbau bei der Bewältigung der Krise geholfen.

Umfassende Hygiene- und Abstandsregeln

Ebenfalls rasch auf die Krise hat der Automobilzulieferer Witte Automotive reagiert: „Unser Vorteil ist, dass wir uns – auf Basis dessen, was wir in China beobachten konnten – schon sehr früh mit den möglichen Auswirkungen der Corona-Krise beschäftigt haben. Wir betreiben schon seit Januar einen hohen Aufwand, um einerseits den Betrieb aufrecht und für unsere Kunden die Lieferfähigkeit zu erhalten, andererseits unsere Mitarbeiter bestmöglich zu informieren und zu schützen“, hieß es. So habe Witte etwa umfassende Hygiene- und Abstandsregeln sowie prophylaktische Quarantäneszenarien umgesetzt, erweiterte Desinfektionsmöglichkeiten eingeführt und Mund-Nasen-Schutzmasken zur Verfügung gestellt.

Produktion der Nachfrage angepasst

Aufgrund von Produktionspausen von Kunden in Europa habe Witte die eigene Produktion aber der Nachfrage anpasst. Man stehe im Austausch mit den Kunden und sei für die Wiederanlaufphase gerüstet. „Allerdings schwanken die Abrufe noch stark, so dass auch wir aktuell ‘auf Sicht entscheiden müssen, an welchen Linien wir in welchem Umfang produzieren werden. Uns war von Anfang an bewusst, dass der Neustart nicht in ein paar Tagen von null auf hundert geht, also waren wir auf die gegenwärtige Situation vorbereitet“, so das Unternehmen. Natürlich werde die Corona-Krise auch das Ergebnis in diesem Jahr negativ beeinträchtigen. „Aber wir sind gut aufgestellt und haben eine stabile finanzielle Ausgangsposition.“

Virtuelle Firmenlauf

Trotz der Corona-Krise will Witte Automotive sportlich bleiben und „das Zugehörigkeitsgefühl“ der Mitarbeiter stärken. Daher habe das Unternehmen beim ersten deutschlandweiten, virtuellen Firmenlauf des Veranstalters „Firmen-laufen-weiter.de“ mitgemacht. Mit 88 Teilnehmern habe Witte auch das drittgrößte von 417 Teams gestellt, hieß es. Dabei sei jeder Teilnehmer sechs Kilometer gelaufen und habe die Zeit hochgeladen.

Daneben biete Witte seit Ende April seinen Beschäftigten auch Sportkurse per Skype an, die vor Corona noch im lokalen Sportzentrum stattgefunden hätten.