Neviges. Ob für Trecker oder Backautomaten: Die Firma Artur Küpper liefert Kugellager in die ganze Welt. Das breite Angebot hilft in der Corona-Krise.
Das hochmoderne und vollständig computergesteuerte „Bearbeitungszentrum“, wie es korrekt heißt, brummt leise vor sich hin. Am anderen Ende der großen Halle stehen in Reih und Glied vier wuchtige Maschinen. „Das sind unsere Oldies. Sechs-Spindler, die schaffen sechs Arbeitsschritte in einem Durchgang. Sie stammen aus den 60er Jahren, sind aber noch topp“, erzählt Susan Küpper und lächelt. In dritter Generation leitet sie das Familienunternehmen Artur Küpper GmbH und Co. in Tönisheide, unterstützt von ihrem Lebensgefährten Rolf Schwandtke. Der Geschäftsführer führt hauptsächlich die Geschicke des Zweitwerkes in Bottrop. Das Traditionsunternehmen produziert auf Anfrage maßgefertigte Kugellager, die weltweit verkauft werden. Zusammen sind sie ein gutes Team – auch in den schwierigen Zeiten der Corona-Krise.
Viele Branchen werden beliefert
„Natürlich haben wir auch Einbußen, aber damit können wir leben. Das ist kein Vergleich dazu, was alles um einen herum so passiert“, sagt Rolf Schwandtke, und Susan Küpper ergänzt: „Wir sind breit aufgestellt, das ist wohl unser Glück.“ So beliefert die Artur Küpper GmbH mit ihren individuell gefertigten Stahlkomponenten die Lebensmittelbranche ebenso wie den Maschinen- und Anlagenbau, die Automobilzulieferer und die Landwirtschaft, um nur einige zu nennen.
Kummer macht der Namensvetter
Was der Firmenleitung im Moment ein wenig Kummer bereitet, ist der Namensvetter in Velbert in der Röbbeck. Die Firma Küpper Metallverarbeitung ist bekanntlich insolvent. Susan Küpper: „Es ist wirklich nur der gleiche Name, wir haben damit sonst überhaupt nichts zu tun.“ Was einige Kunden leider nicht wissen. So wurde Rolf Schwandtke letztens zu seinem großen Erstaunen plötzlich um Vorkasse gebeten. Oder bekam ein mitleidvolles „Alles Gute“ mit auf den Weg – und tatsächlich ist ja bei der Artur Küpper GmbH in Tönisheide alles gut. Nun ja, fast, muss man in Zeiten der Corona-Krise sagen.
Schichten anders organisieren
Firma besteht seit 1933
Susan Küppers Großvater Artur gründete das Unternehmen 1933 in Velbert-Mitte an der Nevigeser Straße. Die Firma wurde ausgebombt, 1949 wurde an der Wülfrather Straße 32-52 gebaut.
In dem Mutterwerk Tönisheide sind 80 Mitarbeiter beschäftigt, in dem 1970 erbauten Zweitwerk in Bottrop arbeiten 120 Mitarbeiter. Weitere Büros sind in Chile, China und Australien.
So sei die Lieferkette zeitweise schon unterbrochen, da viele Werke in Norditalien liegen. Auch hätten Kunden zum Teil ihre Werke geschlossen, erzählt Rolf Schwandtke. Was den Betrieb aber nicht etwa lähme. Klar, man habe zum Schutz der Mitarbeiter den Arbeitsablauf ein wenig umorganisieren müssen: Die Zeiten der zwei Schichten wurden so verschoben, dass dazwischen ein Zeitpuffer von einer halbe Stunde liegt, damit sich niemand begegnet. Was Susan Küpper freut und ein wenig stolz macht: „Wir hatten letztes Jahr 15 Mitarbeiter-Jubiläen, darunter drei Mal ein 40-Jähriges.“
Senior bleibt im Moment daheim
Dreherei, Schleiferei – in zwei Hallen werden hier auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern individuelle Stahlteile geformt. Bis zur Decke stapeln sich die Kisten und Kästen mit oft winzig kleinen Teilen. Und wer meint, das grau-schwarze Durcheinander in einer Metallschütte sei Abfall, der irrt. Geschäftsführer Schwandtke: „Das sind Metallspäne. die werden zur Wiederverwertung verkauft.“ Ein gesundes Unternehmen, das normalerweise auch der rüstige Senior Chef Rolf Küpper (88) noch täglich besucht. „Nur jetzt im Moment nicht, da bleibt er wegen Corona lieber zuhause“, sagt Susan Küpper (61), die mittlerweile dreifache stolze Großmutter ist: Nach Mailin (1) kamen vor drei Monaten die Zwillinge Paul und Josefina zur Welt.