Kreis Mettmann. Polizei verzeichnet deutlich weniger Einbrüche oder Diebstähle. Verkehrsverstöße nehmen aber zu. Warnung vor neuer Enkeltrick-Masche

Wegen der Corona-Pandemie ist die Zahl der Straftaten im Kreis Mettmann spürbar gesunken. Das sagte Daniel Uebber, Sprecher der Kreispolizei, im WAZ-Gespräch. In einem Bereich hat es jedoch eine merkliche Zunahme bei Verstößen gegeben.

So erläutert der Polizeisprecher zunächst, was sich zum Besseren gewandelt hat: „Besonders Wohnungs- oder Hauseinbrüche sind deutlich weniger geworden. Das liegt zum einen an der nun helleren Jahreszeit. Zum anderen aber vor allem auch daran, dass die Menschen nun wegen des Coronavirus mehr zuhause bleiben.“ Etwa Berufstätige, die im Homeoffice arbeiten. Da könnten Einbrecher nicht mehr ungestört in Unwesen treiben.

Schlechte Zeiten für Taschendiebe

Auch im Bereich von Taschendiebstählen werde den Kriminellen die Arbeit „erschwert“, so dass es auch hier zu einem erkennbaren Rückgang der Fallzahlen gekommen sei: „Diebe haben einfach weniger Gelegenheit zuzugreifen, wenn die Leute in Zeiten von Corona auf Abstand zueinander gehen“, schildert Uebber.

In einem weiteren Punkt gebe es ebenfalls – entgegen ursprünglicher Befürchtungen - Positives zu vermelden: „Bei den polizeilichen Einsätzen wegen häuslicher Gewalt hat es in den ersten Wochen keine Zunahme zu verzeichnen gegeben.“ Dies galt allerdings nur bis zum vergangenen Wochenende. Da wurden gleich 15 Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet.

Platzverweise aussprechen

Auch bei der Überprüfung des Kontaktverbots oder der Einhaltung der geltenden Abstandsregelungen und der Maskenpflicht kommt auf die Polizei mehr Arbeit zu, „obwohl dies originär unter die Zuständigkeit der jeweiligen Ordnungsbehörden fällt“, schildert Daniel Uebber, Sprecher der Kreispolizei. Zudem müssten beispielsweise die Geschäfte dafür Sorge tragen, dass die entsprechenden Verordnungen in ihren Räumen befolgt würden.

Doch: „Wir werden solche Maßnahmen aber natürlich auch absichern, wenn uns etwa die Ordnungsbehörden darum bitten oder der Betreiber eines Supermarktes Verstöße meldet.“ Allerdings habe die Polizei keine allzu große Handhabe: „Da es zum Beispiel keine Bußgelder bei Verstößen gegen die Maskenpflicht gibt, können wir in solchen Fällen auch nicht mehr als einen Platzverweis aussprechen.“

In Zahlen könne die Polizei allerdings noch nicht genau sagen, wie sich die Fälle der Straftaten seit Beginn der Corona-Krise entwickelt haben, da diese statistisch noch ausgewertet werden müssten – auch seien die Daten noch nicht auf die einzelnen Städte des Kreises heruntergebrochen worden. Doch: „Unsere polizeiliche Erfahrung zeigt klar, dass es weniger Straftaten gegeben hat“, berichtet Uebber weiter.

Zahl der Verkehrsverstöße nimmt zu

Allerdings gebe es ein großes Sorgenkind: „Die Zahl der Verkehrsverstöße ist auf der anderen Seite stark gestiegen. Die Menschen betrachten die freieren Straßen bisweilen als Freibrief zum Rasen.“ Beispielsweise habe vergangene Woche ein Motorradfahrer auf der Nordrather Straße in Velbert die erlaubte Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometern um sage und schreibe 82 km/h überschritten. Und am Montagmorgen (27. April) seien bei Kontrollen des aus Richtung Velbert kommenden Verkehrs auf der Pinner Straße in Heiligenhaus gleich 16 zum Teil deutliche Tempoübertretungen registriert worden – und das innerhalb von weniger als zweieinhalb Stunden.

Polizei kündigt Kontrollen an

Gegen die Raserei will die Polizei auch massiv vorgehen: „Wir werden die Geschwindigkeitskontrollen weiter intensivieren, auch vor dem Hintergrund, dass in der noch jungen Motorradsaison bereits zwei Motorradfahrer im Kreisgebiet ums Leben gekommen sind“, sagt Uebber. In diesem Zusammenhang weist er zudem auf eine weitere Verschärfung hin: „Jetzt tritt der neue Bußgeldkatalog mit höheren Strafen etwa bei Geschwindigkeitsverstößen in Kraft.“

„Ich brauche Geld für eine Corona-Behandlung“: Mit solchen Tricks versuchen Betrüger vor allem älteren Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
„Ich brauche Geld für eine Corona-Behandlung“: Mit solchen Tricks versuchen Betrüger vor allem älteren Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Neue Masche beim Enkeltrick

Und noch etwas hat sich in den vergangenen Wochen verändert: So würden Trickbetrüger am Telefon etwa beim Enkeltrick nun verstärkt eine Notlage wegen einer Corona-Erkrankung vortäuschen. „Da haben wir einige Fälle registriert, dass angeblich Geld gebraucht wird, um eine Rechnung für eine Corona-Behandlung zu bezahlen“, so der Polizeisprecher.

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Er rät - wie bei allen Anrufen von vermeintlichen Familienmitgliedern oder auch von Polizisten, die vorgeben, Wertgegenstände wegen eines bevorstehenden Einbruchs sicherstellen - zur absoluten Vorsicht: „Am besten wäre es, im Zweifel sofort aufzulegen und die Polizei zu informieren oder bei dem angeblichen Angehörigen anzurufen und sich rückzuversichern.“