Velbert. Der Wald in Velbert hat noch immer an den Folgen der trockenen Sommer zu knabbern. Und dann folgte ein viel zu warmer Winter. Was das bedeutet.

Wer aktuell aus dem Fenster schaut, bekommt richtige Frühlingsgefühle. Es ist mild, oft trocken und die Sonne lässt sich schon richtig lange blicken. Meteorologisch ist seit dem 1. März der Frühling bei uns angekommen.

Der Borkenkäfer macht Probleme

Gelegenheit also, auf den Winter zurückzublicken und der war vor allem eines: zu warm. „Es ist viel zu früh viel zu warm geworden“, weiß Peter Tunecke von den Technischen Betrieben Velbert. Der Diplomforstwirt und seine Kollegen haben aktuell neben den Dürreschäden des Sommers im Wald auch mit dem Borkenkäfer zu kämpfen, der sich durch das warme Wetter vermehrt und die Bäume kaputt macht.

Vor allem die Fichte mag der kleine Käfer besonders gern. Tunecke über die Konsequenzen: „Wir erwarten in diesem oder nächsten Jahr den Höhepunkt mit dem Fichtensterben. Aufgrund der Borkenkäfer-Massenvermehrung kann die Fichte in unserem Raum nicht gesichert überleben.“ Immerhin der Regen sei Grund zur Freude gewesen, so der Forstwirt: „Das tut den Pflanzen gut, auch wenn das Wasser noch nicht in tiefere Schichten vorgedrungen ist.“

Die Tiere freuen sich über die Wärme

Landwirt Michael Greshake (l) aus Velbert versucht, dem warmen Winter positive Seiten abzugewinnen.
Landwirt Michael Greshake (l) aus Velbert versucht, dem warmen Winter positive Seiten abzugewinnen. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Auch Landwirt Michael Greshake vom Gut Hixholz versucht den überdurchschnittlich warmen Winter positiv zu sehen: „Wir haben lange auf Regen gewartet. Immerhin ist nix eingefroren. Für unsere Tiere ist es auch schön - die freuen sich. Auch Wildschweine freuen sich.“

Er habe trotzdem mit einigen Problemen zu kämpfen – zum Beispiel beim Düngen, erzählt er: „Der Pflanzenbestand ist zu hoch. Dadurch können wir aktuell keine Gülle rausbringen. Im Sommer machen wir das nicht so gerne, wenn es so heiß ist. Dann riecht es natürlich auch unangenehm, was die Leute dann wiederum stört.“

Pflanzen sind nicht zur Ruhe gekommen

Die Pflanzen seien durch den warmen Winter „gar nicht zur Ruhe gekommen“, so Greshake, „es gab also eine Vegetationsverschiebung.“ Auch der wenige Frost verändert die Arbeitsabläufe auf dem Hof: „Normalerweise fahren wir bei Frost gerne nochmal aufs Feld. Es könnte auch sein, dass die Getreideaussaat in diesem Jahr verspätet ist, aber das kann man jetzt alles noch nicht genau sagen. Wir müssen abwarten.“

Wind macht Bäumen zu schaffen

Rekordwinter

Bei 6,1 Grad lag die Durchschnittstemperatur des deutschen Winters laut Deutschem Wetterdienst im Durchschnitt. Nur der Winter 2006/2007 war mit 6,4 Grad wärmer.

Der europäische Winter brach sogar den Rekord, wie der EU-Klimadienst Copernicus mitteilte: Er übertraf den bisherigen Höchstwert um 1,4 Grad. Der vergangene Winter war in Europa der wärmste seit Beginn der Messungen.

Im Wald gibt es andere Probleme, wie Tunecke berichtet: „Größere Sorgen als der Borkenkäfer bereiten uns die Wetterbedingungen. Durch den so genannten Jetstream und die hohen Temperaturen entsteht eine hohe Energie, die auch große Bäume losrappelt.“ Der Forstwirt macht deutlich: „Die Gefahr im Wald kommt von oben.“ Das sollten vor allem nicht fachkundige Waldbesucher im Hinterkopf haben, so Tunecke.

Doch auch wenn der überdurchschnittlich warme Winter den Kreislauf der Natur ein bisschen durcheinander gebracht hat, will Greshake die Situation nicht überbewerten: „Von einer Dramatik kann man absolut nicht sprechen.“