Langenberg. Der MTV aus Langenberg hat Betreuernachwuchs. Das Besondere daran: Die neuen Übungsleiter stammen alle aus den eigenen Reihen.
Sabine Boll ist stolz: gleich vier „ihrer“ Mädels haben sich dazu entschlossen, Übungsleiterinnen im MTV Langenberg (Männer-Turnverein) zu werden. Helfen dürfen Lucy Nocke, Paula Ellert, Marie Michels und Mara Thelen bereits.
Allen gemein ist, dass sie schon als Kleinkinder beim MTV aktiv waren und ihrem Spaß an der Bewegung dort Ausdruck geben konnten. Alle vier sind sie 17 Jahre alt und alle vier helfen freitags in der Kinder- und Jugendarbeit und warten auf einen zweiten Termin zur Fortsetzung ihrer Ausbildung zum Übungsleiter im Breitensport.
Alle neuen Übungsleiterinnen hatten die selbe Ausbilderin
Anders Lina Ellert (21) und Isabel Müller (23), die den Schein bereits in der Tasche haben. Doch mit diesen haben die vier außerdem gemein, dass sie bei Sabine Boll die ersten Bewegungserfahrungen in der Gruppe machen durften.
Sabine Boll, der man ihre 61 Jahre nicht ansieht, ist Zeit ihres Lebens Mitglied im MTV und unterrichtet, so lang sie zurück denken kann. Ihre Begeisterung konnte sie weitergeben: „Die Mädels hier waren und sind alle turnbegeistert.“ So war es ein leichtes, sie für die Arbeit als Trainerinnen zu gewinnen.
Anderes ausprobiert
Lucy Nocke turnt erst wieder seit rund drei Jahren, hat früher beim Kinderturnen mitgemacht. „Es macht mir viel Spaß.“ Zwischendurch habe sie auch in andere Sportarten hineingeschnuppert, kam dann aber überzeugt zum MTV zurück. Natürlich können alle Mädels Radschlagen, den Handstandüberschlag und auch Komplizierteres, wie den Flickflack, den Handstandüberschlag rückwärts. „Den aber mit Hilfestellung“, schränken sie ein.
Seit dem fünften Lebensjahr dabei
Paula Ellert ist seit ihrem fünften Lebensjahr beim MTV, ohne Unterbrechung. Mindestens einmal in der Woche steht sie in der Turnhalle, saisonal bedingt auch häufiger: „Für mich ist das Mitmachen klar, ich bin seit Jahren in dem Verein. Es ist eine Win-win-Situation.“ Weil es beispielsweise auch im Lebenslauf steht und sie ihre Erfahrungen an andere Kinder weitergeben kann.
Ihre ältere Schwester Lina ist heute Übungsleiterin C im Breitensport und seit ihrem siebten Lebensjahr dabei. Derzeit ist sie noch krank geschrieben, kann es aber kaum abwarten, wieder trainieren zu dürfen. Sie hatte gerade ihren Übungsleiterschein in der Tasche, als sie ein schwerer Unfall rausriss: „Aber es ist absehbar, dass ich wieder als Übungsleiterin arbeiten kann.“ https://www.waz.de/staedte/velbert/article227940649.ece
Seit der Krabbelgruppe zusammen aktiv
Turnen für jedes Alter
Noch leitet Sabine Boll einige Kurse allein, bzw. mit Unterstützung. So beispielsweise die Gymnastik für Seniorinnen, immer mittwochs von 17 bis 18.30 Uhr in der Turnhalle des Bürgerhauses und im Anschluss zwei Stunden lang Gymnastik für Frauen ebendort.
In der Halle Nizzatal des Gymnasiums, Pannerstaße 34, ist sie mit ihren begeisterten Helferinnen für Mädchen und Jungen von sechs bis 15 Jahre freitags von 18 bis 19.30 Uhr zur Stelle. Neu ist das Angebot am Samstagvormittag von 10 bis 11 Uhr für Jungen und Mädchen von sechs bis zehn Jahre Jahre mit ihren Eltern, das von Isabel Müller geleitet wird.
Marie Michels kam zusammen mit Mara Thelen, die beiden waren schon in der Krabbelgruppe zusammen. Dann ging es im Mutter-Kind-Turnen bei Diana Hennenberg weiter und als sie fünf Jahre alt wurden, ging es zu Sabine Boll zum klassischen Turnen und zur Leichtathletik.
Seit dem haben sie jedes Jahr ihr Sportabzeichen gemacht. „Für mich ist es selbstverständlich, dass man am Freitag zum Turnen geht“, erzählt Marie. Sie und Paula besuchen eine Ganztagsschule. Aber es sei selbstverständlich, dass sie alles um ihre Sportstunden am Freitagabend herum planen.
Im Sommer geht es an die frische Luft
Sie freuen sich auf das Spiel, auf die Bewegung, den Spaß: „Und wenn mal Kids weniger da sind, dann bewegen wir uns für uns selbst“, lächelt Marie. Im Sommer geht es auch raus auf den Sportplatz: „Die Jungs freuen sich immer, wenn wir sie ‘rannehmen.“
Sport im MTV bedeutet für sie alle Spiel und Gemeinschaft. Auch eigene Ideen der Kinder und Jugendlichen werden umgesetzt, dann sind die jungen Helferinnen schon mal nur unterstützend und beobachtend zur Stelle.
Isabel Müller ist, genauso wie Lina Ellert, Übungsleiterin C, und hat gerade erst Mitte Januar den Kurs Eltern-Kind-Turnen, samstags von 10 bis 11 Uhr in der Hüserstraße, neu begonnen. Sie ist nicht nur Übungsleiterin, sondern auch gelernte Erzieherin und beschäftigt sich beruflich mit Jüngeren.
In der Turnhalle schafft sie den Rahmen für die Sechs- bis Zehnjährigen. Mit fünf Jahren kam Isabel zu Sabine Boll, die die Freundin ihrer Mutter ist. Boll lacht: „Isabel macht das freiwillig, sie hatte selbst die Idee, den Kurs auf den Samstag zu legen.“ Das Kleinkinderturnen war ursprünglich mittwochs. Als die Übungsleiterin aufhörte, gab es dafür keine Nachfolge, das Angebot sollte aber nicht sterben. Jetzt findet es unter neuer Leitung samstags statt.
Klare Regeln müssen eingehalten werden
Obwohl Spaß und Bewegung vorangestellt sind, gibt es klare Regeln, die eingehalten werden. „Sabines Wort gilt“, erzählt Paula. Dennoch gibt es ist keinen Zwang, keine Quälerei. Mara Thelen hebt das Familiäre im MTV, das besondere Miteinander hervor.
Das sei ihr neben der Freundin, Marie, auch sehr wichtig. MTV-Urgestein Sabine Boll findet sich in „ihren“ Mädels wieder, fühlt sich oft an sich selbst erinnert. Und hat sie alle von klein auf begleitet.