Velbert. Die Frauen haben bereits 1400 Unterschriften gesammelt, die sie an die Konzernzentrale schicken wollen. Frischwaren werden Mangelware in der City

Die voraussichtliche Schließung des Edeka-Marktes am Rathaus wollen drei Velberterinnen nicht einfach so hinnehmen. An zwei Wochenenden haben sie Unterschriften für den Erhalt des Marktes gesammelt. Innerhalb weniger Stunden hatten Marianne Schindler, Doris Klein und Ulrike Kranz 1400 Unterschriften zusammen. Die schicken sie nun an die Edeka-Zentrale. Auch die stellvertretende Velberter SPD-Vorsitzende Barbara Wendt meldet sich zu Wort.

Viele Velberter, die sie angesprochen hätten, hätten von der bevorstehenden Schließung des Edeka-Marktes noch gar nicht gewusst, berichten die aktiven Frauen. Die Reaktionen aller Kunden, die die Unterschriftensammlerinnen angesprochen hätten, seien einmütig gewesen. „Eine Katastrophe. Die einzige Einkaufsmöglichkeit nimmt man. Ein weiterer Leerstand wäre schrecklich,“ so berichten es Marianne Schindler und Doris Klein.

Kein frisches Fleisch mehr in der Innenstadt

In der ganzen Innenstadt gibt es außerhalb des Wochenmarktes nun keine Gelegenheit mehr, frisches, nicht abgepacktes Fleisch, frische Wurstwaren und Käse zu kaufen. Die letzte Metzgerei in Innenstadtnähe hat nämlich vor kurzem auch geschlossen. Dabei seien, so Doris Klein, ja viele ältere Menschen gerade in seniorengerechte Wohnungen in der Innenstadt gezogen, weil sie hier ihre Einkäufe zu Fuß erledigen können. „Das haben wir in unseren Gesprächen immer wieder gehört“, sagt Doris Klein.

Drei Velberterinnen haben Unterschriften für den Erhalt von Edeka in der Innenstadt gesammelt.
Drei Velberterinnen haben Unterschriften für den Erhalt von Edeka in der Innenstadt gesammelt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Und auch für viele nicht so mobile Menschen aus dem Bereich Kostenberg sei der Innenstadt-Edeka eine Anlaufstelle gewesen. Dort gibt es seit der Schließung des Kaufparks vor einigen Jahren keine Einkaufsmöglichkeit mehr. „Die Leute fahren dann mit dem Bus zum ZOB und gehen zu Edeka im Rathauscenter“, erklärt Doris Klein.

Kündigung kurz vor Weihnachten

Auch Barbara Wendt, stellvertretenden SPD-Vorsitzende in Velbert, war betroffen, als sie beim Einkauf von den Schließungsplänen erfuhr. „Ja, der Ruf nach der Politik drang von der Kundschaft an mein Ohr. Doch weder der Bürgermeister kann den Laden pachten noch können die Parteien der Belegschaft Arbeitsverträge anbieten“, sagt sie. Besonders sauer ist sie über den Umgang des Edeka-Betreibers mit seinen Beschäftigten. „Was ist mit den Beschäftigten, die bald auf der Straße stehen? Entsetzt bin ich über deren Behandlung. Die Belegschaft erhielt einen Tag nach Weihnachten (!) die Kündigung zur Jahresmitte 2020“, so Wendt weiter. Im vergangenen Jahr sei noch von Renovierung gesprochen worden.

Vor fünf Jahren gab es ebenfalls eine Unterschriftenaktion

Das sei ein Schock für alle gewesen, die tagtäglich hilfsbereit und freundlich, manchmal sogar herzlich, die Kundschaft bedienten. „Die geschockte Belegschaft erfuhr anscheinend, dass Abfindungen und Überstunden wohl nicht bezahlt werden würden. Das sind rechtlich gesicherte Leistungen – hier hat die Politik in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften die Arbeit gemacht. Die Gewerkschaften könnten u.a. mit Informationen und Beratungen helfen, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind oder kurzfristig Mitglied werden“, schlägt Barbara Wendt vor.

Eine Einkaufsgenossenschaft

Die Edeka-Gruppe (Eigenschreibweise: EDEKA; ursprünglich Abkürzung für Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler) ist ein genossenschaftlich organisierter kooperativer Unternehmensverbund im deutschen Einzelhandel.

Die Edeka-Zentrale hält jeweils Kapitalanteile in Höhe von 50 Prozent an sieben Regionalgesellschaften, die jeweils anderen 50 Prozent werden von einer oder mehreren regionalen Genossenschaften gehalten. Die Edeka-Zentrale kontrolliert zudem mehrheitlich den Discountfilialisten Netto.

Vor fünf Jahren gab es bereits schon einmal Pläne, den Edeka in Rathauscenter zu schließen. Auch damals wurden Unterschriften gesammelt. Mit Erfolg. Es wurde ein neuer Betreiber gefunden. Und deshalb geben Marianne Schindler, Doris Klein und Ulrike Kranz auch jetzt noch nicht auf.