Velbert. 1980 gründete sich die Partei. Da gab es den Ortsverband Velbert bereits. Die WAZ sprach mit Mitgliedern, fast von Beginn an dabei sind.
Es war nahezu ein Politikidyll: Nur drei Parteien bestimmten bis Ende der 70-er Jahre weitgehend die Politik der Bundesrepublik. Doch damit war 1980 Schluss: Umwelt- und Friedensgruppen gründeten eine neue Partei: Am 13. Januar 1980 wurden die Grünen aus der Taufe gehoben. Aus Anlass des 40. Geburtstages der Partei sprach die WAZ mit Grünen, die beinahe von Anfang an dabei waren, mit Andreas Müller und Stefan Overkamp. Hinzu gesellte sich die Fraktionsvorsitzende der Velberter Grünen im Rat, Esther Kanschat, die mittlerweile auch schon über 25 Jahre in der Partei ist.
Der zweite Ortsverein in NRW
Die Velberter waren diesmal ganz früh mit dabei. Bereits im Juli 1979, also schon vor der eigentlichen Parteigründung auf dem Kongress in Bielefeld, wurde in der Schlossstadt ein Ortsverein gegründet. „Das war nach Leverkusen der zweite Ortsverein in ganz Nordrhein-Westfalen“, sagt Esther Kanschat ein wenig stolz.
Die Partei in der Schlossstadt
Die Velberter Grünen zählen mittlerweile rund 50 Mitglieder. Die Parteimitglieder treffen sich regelmäßig montags, von 19 bis 19 Uhr, vor der Sitzung der Ratsfraktion in der Geschäftsstelle Schulstraße 33.(Abweichungen in den Ferien sind möglich). I nteressierte Bürger sind zu den Sitzungen eingeladen.
Sprecher des Velberter Ortsverbands der Grünen sind Karen Schemken und Michael Schmerler. Esther Kanschat bewirbt sich bei den Kommunalwahlen am 13. September 2020 um das Amt der Bürgermeisterin.
Knapp drei Jahre später stieß dann Andreas Müller zu den Velberter Grünen. Der junge Mann wollte sich politisch engagieren. „SPD und DKP wären vielleicht auch in Frage gekommen, doch dort herrschten die alten Herren“, sagt er heute, 38 Jahre später. Im Grünen-Ortsverein habe er sich gleich wohl gefühlt. „Da wurde man nicht in einer Jugendgruppe geparkt und fühlte sich erst genommen, obwohl auch hier Ältere mit von der Partie waren“, berichtet er heute. Und da dem angehenden Chemiker Umweltthemen besonders am Herzen lagen, passte die Wahl.
Mülldeponie und der Bau der A44
Stefan Overkamp kam über die Friedensbewegung 1984 zu den Grünen. „Die Velberter gegen Atomwaffen trafen sich damals im Wichernheim. Da stießen dann auch Grüne dazu. So kam ich in Kontakt mit der Partei“, berichtet er. Und ging dann auch zu den Treffs. Die fanden damals in der Gaststätte Waldschänke auf der Poststraße statt, rund 15 Leute waren damals dabei. „Erst waren wir in der Flora, aber da haben wir offenbar zu wenig konsumiert und sind dann an die Poststraße umgezogen“, erinnert sich Andreas Müller. Umweltthemen standen im Vordergrund, besonders eine damals geplante neue Abfalldeponie und der Bau der A 44 bewegten die Velberter und brachten sie in Verbindung mit den Grünen.
1984 in den Stadtrat eingezogen
Schon 1984 konnten die jungen Grünen vor Ort einen Riesenerfolg verbuchen. Sie zogen nach der Kommunalwahl in den Stadtrat ein und wählten gemeinsam mit der SPD den Bürgermeister. Auf Initiative der Grünen wurden der Umweltausschuss als Ratsgremium gegründet und ein eigenes Umweltamt mit eigener Umweltdezernentin installiert. Ganz früh fasste der Rat schon 1988 den Beschluss, auf den Einsatz von Tropenhölzern in der Stadt zu verzichten – der kleine Elefant vor dem Karstadtgebäude durfte trotzdem stehen bleiben. Die Stadt wurde zur symbolischen Atomwaffen freien Zone erklärt und die Knickmeyer-Straße wurde umbenannt. Gerhard Knickmeyer war Chefarzt des Velberter Krankenhauses und ganz frühes NSDAP-Mitglied. Nach hochemotionalen Auseinandersetzungen wurde die Straße in Günter-Weisenborn-Straße umbenannt. Ebenso emotional war die Auseinandersetzung um die Errichtung einer Gesamtschule in Velbert. „Das Votum dafür hat uns bei der folgenden Kommunalwahl die Ratsmehrheit gekostet“, bedauert Andreas Müller.
Viele Themen standen schon damals auf der Agenda
Die Klimadebatte hat den Grünen bundesweit Höhenflüge verschafft. In Umfragen liegt die Partei, die vor 40 Jahren gegründet wurde, stabil bei über 20 Prozent. „Viele der Themen, die heute akut sind, von Umweltzerstörung über Plastikmüll bis zur alternativen Energie, hatten wir damals schon auf der Agenda“, erklärt Müller. Die Politik hätte schon damals radikalere Wege einschlagen sollen. Die Partei habe sich von einer Umwelt- und Friedensbewegung zu einer Partei entwickelt, die ein Programm für alle Politikbereiche habe.
Den grünen Aufwind bekommen auch die Velberter Grünen zu spüren. „Mittlerweile haben wir über 50 Mitglieder und rund 20 kommen immer zu unseren wöchentlichen Treffen“, sagt Esther Kanschat. Schon bei der Kommunalwahl 2014 kamen die Grünen auf mehr als zehn Prozent. Da könnte diesmal deutlich mehr drin sein……