Kreis Mettmann. Für gesuchte neue Pflegekräfte und Sanitäter von der Akademie in Mettmann werden sogar Prämien gezahlt. Die Einrichtung rüstet sich für Neues.

Nicht nur kalendarisch zählt jetzt ein neues Jahrzehnt, auch die „Bildungsakademie für Gesundheits- und Sozialberufe des Kreises Mettmann“ geht in eine neue Dekade. Es ist ihre vierte. Die Absolventen der Einrichtung haben echt gute Chancen. Sie werden nicht nur „unmittelbar in den Arbeitsmarkt abgeworben“, wie Bodo Keißner-Hesse berichtet, für Pflegekräfte und Notfallsanitäter werden mittlerweile sogar Prämien gezahlt.

Leiter ist selbst gelernter Krankenpfleger

„Wir haben unheimliche Karrieremöglichkeiten“, sagt der gelernte Krankenpfleger, der später noch eine pädagogische Ausbildung absolviert sowie ein Betriebswirtschaftsstudium d’raufgesetzt hat und die Akademie seit ihrer Gründung leitet.

von Oberkreisdirektor Robert Wirtz und Landrat Willi Müser. „Unsere Absolventen gehen manchmal auch (zu) schnell in Leitungsfunktionen“, fügt Keißner-Hesse hinzu.

Gründung erweist sich als vorausschauend

Noch mittiger geht’s in Mettmann wohl kaum. In diesem Geschäftshaus am Jubiläumsplatz ist die kreiseigene Bildungsakademie untergebracht.
Noch mittiger geht’s in Mettmann wohl kaum. In diesem Geschäftshaus am Jubiläumsplatz ist die kreiseigene Bildungsakademie untergebracht. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Es sei selten, dass Kommunen so etwas machten, weil es keine Pflichtaufgabe sei, erzählt der 61-Jährige, „aber es war sehr vorausschauend.“ Die Ausbildung zur Pflegefachkraft in der Altenpflege war gerade in ihrer Struktur verändert worden, als 30 Auszubildende in der Altenpflege am 1. Oktober 1989 ihre Ausbildung starteten. Anfangs war die Bildungsakademie noch ein Teilbereich der Berufsbildenden Schulen in Mettmann, sie wurde aus organisatorischen Gründen rasch ausgegliedert und später zu einer GmbH umfirmiert, „um schneller auf die Bedürfnisse des Marktes reagieren zu können“.

1700 Teilnehmer im Jahr

Die Bildungsakademie hat ihr Angebot seither ausgebaut und differenziert. Es ist eine Geschichte fast ständigen Wachstums. Die aktuelle Palette reicht von der Erstausbildung zur Pflegefachkraft und zum Notfallsanitäter – mit rund 660 Plätzen – bis zu Weiterbildungen als Praxisanleitung in der Pflege, Leitung von Pflegeeinrichtungen, Fachkraft für Qualitätsmanagement in der Gerontopsychiatrie, Fachkraft Palliative Care sowie allen Fort- und Weiterbildungen des Rettungsdienstes. Unterm Strich finden jährlich mehr als 1700 Teilnehmer ihren Weg in die Akademie.

Kooperation mit vielen verschiedenen Trägern

Bodo Keißner-Hesse leitet die kreiseigene Bildungsakademie für Gesundheits- und Sozialberufe schon seit ihrer Gründung. Der erste Ausbildungsgang startete damals am 1. Oktober 1989.
Bodo Keißner-Hesse leitet die kreiseigene Bildungsakademie für Gesundheits- und Sozialberufe schon seit ihrer Gründung. Der erste Ausbildungsgang startete damals am 1. Oktober 1989. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Sabine Schneeloch und Arthur Ils trifft man während ihrer mehrwöchigen Blockeinheiten – täglich von 8 bis 15 Uhr – dort ebenfalls an. Beide haben sich aufgrund persönlicher Empfehlung für die Kreis-Einrichtung entschieden, beide haben im September 2018 ihre dreijährige Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft begonnen, wollen in die Altenpflege. Die 51-Jährige hat zuvor als kaufmännische Angestellte gearbeitet, absolviert ihre praktische Ausbildung beim Seniorendienst der Stadt Hilden, der 21-Jährige macht’s bei der Graf-Recke-Stiftung – jeweils im stationären Bereich. Auch das ist typisch für die Akademie: Sie bildet ja nicht für eigenen Bedarf aus, ist auf Kooperationen mit Trägern angewiesen. Das Feld erstreckt sich von Neuss bis Wuppertal bzw. vom südlichen Ruhrgebiet bis runter nach Langenfeld.

Theorie und Praxis machen Spaß

„Ich wollte einfach was anderes machen, und zwar mit Menschen“, begründet Schneeloch ihre Entscheidung. Zunächst habe sie aber ein Praktikum gemacht, um zu schauen, ob ihre Vorstellungen auch mit der Realität übereinstimmen. Die dreijährige Ausbildung bestehe etwa

Akademie erteilt weitere Auskünfte

Weitere Informationen – auch zu dem Gesamtprogramm der Bildungsakademie des Kreises Mettmann – erhalten Interessenten online auf www.bildungsakademie-mettmann.de oder auch direkt bei dem Akademieleiter Bodo Keißner-Hesse unter 02104 1418-18.

In der Akademie läuft nach ein paar wenigen Ferientagen am kommenden Montag, 6. Januar, wieder der Vollbetrieb an.

fifty-fifty aus Theorie und Praxis: „Es macht echt Spaß, beides.“ Der Wunsch, „mit Menschen zu arbeiten“, treibt auch Ils an. Man müsse für den Beruf vor allem Empathie und Verantwortungsbereitschaft mitbringen, meint er.

Unterricht in Seminar- und Simulationsräumen

Untergebracht ist die „Bildungsakademie für Gesundheits- und Sozialberufe“ in einem Geschäftshaus am Jubiläumsplatz mitten in Mettmann. Auf dreieinhalb Etagen bzw. 3500 Quadratmetern zur Miete sind Seminar- und Simulationsräume – z. B. eine Intensiv-Versorgung –, Büros und Verwaltung untergebracht, unterrichten 25 hauptamtliche Pädagogen, arbeiten 40 Honorarkräfte.

Pflege-Ausbildungen werden zusammengelegt

Der zunehmende Mangel an Lehrkräften sei ein echtes Problem, sagt Bodo Keißner-Hesse und erzählt, dass die Teilnehmer aus 36 Ländern stammen und in der Akademie 42 Sprachen gesprochen werden. „Aber wir haben ja pflegeleichte Schüler.“ Alle wollten, seien zielstrebig und hätten wirklich Lust, zu lernen. Er prophezeit: „Der Bedarf wird unbegrenzt steigen.“ Zurzeit bereite man sich auf die gesetzlich ab April vorgesehene Zusammenlegung der verschiedenen Pflege-Ausbildungen vor: „Die Ausbildung wird an Breite gewinnen, aber an Tiefe verlieren.“