Velbert. Manche Velberter werden es gehört haben: Wie ein Rasenmäher hat ein Propellerflugzeug in der Nacht zu Donnerstag das Stadtgebiet „abgegrast“.

Einem Rasenmäher gleich hat die Piper PA-34-220T in der Nacht immer wieder ihre gerade Bahnen zwischen Iserlohn und Velbert gezogen und dabei ein großes Gebiet abgegrast.

Es handelte sich um einen behördlich angeordneten Flug. Genauer gesagt: um einen Auftrag der Bezirksregierung Köln. Die Kölner haben für ganz Nordrhein-Westfalen eine spezielle Mission. „Geobasis NRW – also die Abteilung 7 der Bezirksregierung Köln – hat den gesetzlichen Auftrag, für das Gebiet des Landes Nordrhein-Westfalen topographisch-kartographische Geobasisdaten über die Erdoberfläche zu erheben, zu führen und bereitzustellen“, erklärt Behördensprecher Dennis Heidel.

Geobasisdaten werden von der Bezirksregierung erhoben

Diese Geobasisdaten wie Koordinaten, Höhen und noch vieles mehr werden unter anderem benötigt für Planungen und Baumaßnahmen, Verkehr und Versorgung, Natur- und Umweltschutz. Und um diese Daten zu bekommen, beauftragt die Bezirksregierung regelmäßig Fachfirmen, die sowohl digitale Luftbilder machen als auch Messflüge mit Laserscannern zum Aufbau von Digitalen Höhenmodellen (DHM) und 3D-Gebäudemodellen (3DG) durchführen können.

Firma aus Brandenburg ist am Start

So wie etwa die „Milan Geoservice GmbH“ aus Spremberg in Brandeburg. Und die war es auch, die die Piper PA-34-220T in der Nacht zu Donnerstag in die Luft schickte. Nicht von Brandenburg, sondern vom Flughafen Paderbon-Lippstadt aus startete das Flugzeug dabei. „Die Laserscannsysteme sind im Flugzeug fest integriert und es werden bis zu einer Million Lasermesswerte pro Sekunde gesendet und empfangen“, erläutert Vertriebsleiterin Anja Lehmann das Prinzip. Aus den Lasermesswerten werde dann in der Regel ein geometrisches Raster abgeleitet. Das Gebiet werde mit dem Flugzeug in einzelnen, parallelen Streifen vollständig abgeflogen.

Zwischen Iserlohn und Velbert zog die Propellermaschine immer wieder ihre Bahnen.
Zwischen Iserlohn und Velbert zog die Propellermaschine immer wieder ihre Bahnen. © WP | Sascha Kertzscher

Das kann natürlich auch tagsüber durchgeführt werden. Dass das Ganze aber nachts geschehen ist, hat aber seinen Grund. Denn das Gebiet liegt im Einzugsgebiet von Flughäfen wie Dortmund aber auch Düsseldorf. Und dort herrscht tagsüber zu viel Flugverkehr.

„Es ergeben sich unmittelbare Bild- und Messflugparameter, von denen nicht abgewichen werden kann“, so Dennis Heidel von der Bezirksregierung Köln. Äußere Bedingungen wie wolkenloser Himmel, Schneefreiheit, abgetrocknete Geländeoberflächen, der Belaubungszustand der Vegetation und eine Mindesthöhe des Sonnenstandes schränkten darüber hinaus das nutzbare Flugzeitfenster stark ein.

Nur in wenigen Zeiträumen möglich

„Für die Aufnahme von Luftbildern kann erfahrungsgemäß an nicht mehr als fünf bis acht Tagen im Jahr geflogen werden“, so Dennis Heidel. „Die Messflüge mit Laserscannern können ebenfalls nur über einen kurzen Zeitraum – jeweils vom Jahresende bis zum Anfang des Folgejahres – durchgeführt werden. Hier besteht – anders als bei den Bildflügen – allerdings die Möglichkeit auch in der Nacht zu fliegen.“ „Angesichts der knappen Zeitfenster ist es von allergrößter Bedeutung, dass die Fachfirmen die Flüge durchführen können“, so der Sprecher der Bezirksregierung Köln, der bei den Bürgern, die besorgt waren, für Verständnis wirbt: „Für die Störungen bitte wir um Entschuldigung.“

Regelmäßige Flüge

Bildflüge werden ab dem Jahr 2020 in einem zweijährigen Zyklus über ganz Nordrhein-Westfalen flächendeckend durchgeführt.

Scanflüge in einem fünfjährigen Zyklus, um – so die Bezirksregierung in Köln – eine hohe Aktualität zu gewährleisten.