Neviges. Die Technischen Betriebe Velbert (TBV) renaturieren den Motschenbrucher Bach. Dafür benötigen sie auch tonnenweise Beton und dicke Haken.
Wer in diesen Tagen an der Bau-Ampel Am Rosenhügel in Höhe des Einkaufscenters steht, der kann mit ein wenig Glück Ungewöhnliches beobachten: Ein kleiner Bagger hängt am Haken eines riesigen Krans, Minuten später ein dickes Stahlrohr. „Der Bagger muss erst mal raus und Platz machen für das, was kommt. Die Baugrube ist zu klein“, schmunzelt Diplom-Ingenieur Markus Thelen, bei den Technischen Betrieben Velbert (TBV) zuständig für den Bereich Bau-Überwachung und Kanalbau. Die Renaturierung des Motschenbrucher Bachs, das ist seine Baustelle, da schaut er jeden Tag vorbei. In diesen Tagen auch gern mit dem Foto-Apparat, denn jetzt beginnt eine besonders spannende Bauphase: Eine Soester Spezialfirma liefert die ersten von insgesamt 30 Stahlbetonrohren an. Ein Koloss wiegt 11 Tonnen und ist 2,50 Meter lang, der Innendurchmesser beträgt zwei Meter. Seit Juli legen die TBV den Motschenbrucher Bach frei, der auf einer Distanz von 75 Metern auch unterirdisch läuft, eben durch die dicken Stahlkolosse. Jenseits der Straße Am Rosenhügel plätschert er dann wieder an die Oberfläche.
Keine einfache Baustelle
In sieben Metern Tiefe werden die Rohre in die richtige Position gebracht. „Ich bin beeindruckt und begeistert. Die Männer hier leisten tolle Arbeit“, lobt Olaf Rakowski, Sachgebietsleiter Neubau bei den TBV, die vier Männer der Baufirma Müller & Bleckmann aus Heiligenhaus. „Das ist ja schon etwas Besonderes hier.“ Auch für Vorarbeiter Andreas Iks ist dies keine Baustelle wie jede andere. „Das ist schon ein bisschen schwieriger, wir haben hier ja noch Hindernisse.“ Die Hindernisse: das dicke Regenwasserrohr und das etwas dünnere Rohr für Schmutzwasser, die beide an dicken Gurten befestigt in der Baugrube hängen.
Bauampel wird vorübergehend ausgeschaltet
Die Bauampel Am Rosenhügel wird über die Weihnachtstage ausgestellt, dann haben die Autofahrer freie Fahrt.
Der Motschenbrucher Bach wurde dort, wo einst die Ziegelei Buschmann Ton für ihre Ziegelherstellung gewann, bereits vor Jahrzehnten verrohrt und darüber eine Deponie errichtet. Ein Teil des neuen Gewerbegebietes steht auf der alten Verrohrung, was ungünstig ist: Unter anderem sind so Reparaturen an dem Rohr unmöglich.
Die Natur wird kopiert
Ein Baulaster hält, kippt eine Fuhre Sand ab. „Das ist Kies-Sand, damit werden später die Rohre ummantelt. Da kommen noch mehrere Fuhren, das ist ja erst der Anfang“, sagt Markus Thelen, der bis jetzt hochzufrieden ist, liegt man doch optimal im Zeitplan. Der Bachverlauf oben an der Wiese ist bereits angelegt, bis Ende März sollen die 30 dicken Stahlrohre verlegt werden. „Wenn das Wetter es zulässt, können im Frühling dann die Arbeiten zum Ausbau des Baches beginnen.“ Unter anderem wird das Bachbett mit Lehm angefüllt, und dann beginnt, was Carmen Sauerwein, bei den TBV Sachgebietsleiterin Stadtentwässerung, Kanalplanung und Kanalbetrieb, im Juli folgendermaßen beschrieb: „Wir versuchen, die Natur zu kopieren. Das erfordert Fingerspitzengefühl, es sollen sich ja auch Tiere dort ansiedeln und wohl fühlen.“ Auch diese Herausforderung findet ihr Kollege Markus Thelen besonders reizvoll.
Im November 2020 soll der Bach plätschern
Genau genommen haben die Arbeiten zur Renaturierung nicht im Sommer begonnen, sie wurden vielmehr fortgesetzt: Der erste Bauabschnitt, der das Gelände von der ehemaligen Ziegelei Buschmann bis zum Hardenberger Bach umfasst, ist bereits seit 2006 fertig. Jetzt geht es um eine Strecke von insgesamt 400 Metern, beginnend im neuen Gewerbegebiet und endend auf der anderen Seite des Rosenhügels. Im November 2020, so der Plan, soll die Renaturierung fertig sein und der Motschenbrucher Bach plätschern.