Velbert. Wer in Velbert unter 26 Jahre alt ist und sich mit außergewöhnlichen Problemen konfrontiert sieht, hat mit der Jugendberatung eine Anlaufstelle.

Draußen ein grauer Dienstagmorgen mit Nieselregen, drinnen Kaffee und Stehtische: Rund 50 Verantwortliche aus verschiedenen Velberter Organisation haben sich getroffen, um ihr Netzwerk kennenzulernen. Sie alle sind direkt oder indirekt Teil der Velberter Jugendberatung. „Wir kümmern uns um Jugendliche, die vor Herausforderungen stehen, die nicht der Norm entsprechen“, erklärt Andreas Konrad von der Awo. Gemeinsam mit seiner Mitstreiterin Petra Franz, Jugendberaterin der Stadt Velbert, sowie Müge Koc und Ronja Zimmermann vom SKFM arbeitet Konrad seit Jahren daran, ein großes Netzwerk aufzubauen. Ziel von „Jugend stärken im Quartier“ ist es, die Helfer zusammenzubringen, die sonst Tag für Tag Jugendlichen helfen, die sich in besonders komplizierten Lebenslagen befinden.

Viele Anlaufstellen für die Jugendlichen

Dabei fungieren Konrad, Franz, Koc und Zimmermann quasi als Schleusen. Wenn ein junger Mensch in Not sich an sie wendet, entscheiden sie, welcher der 50 Netzwerk-Partner geeignet ist, um zu helfen. „Wir kooperieren zum Beispiel mit der Velberter Medizin“, erklärt Konrad, „Kliniken und Therapeuten sind im Netzwerk, aber auch zum Beispiel das Jobcenter, die Agentur für Arbeit, die Diakonie oder der Jugendmigrationsdienst“. Nur Firmen seien im Netzwerk nicht vorhanden. „Trotzdem arbeiten wir eng mit verschiedenen von ihnen zusammen, um Jugendlichen Anlaufstellen für Ausbildungen zu bieten“, sagt der Awo-Mann.

Konnten sich auf dem Treffen austauschen (v.l.): Ronja Zimmermann (SKFM), Müge Koc (SKFM), Kirsten Klein (SKFM),  Andreas Konrad (Awo); Petra Franz (Stadt Velbert) und Britta Koch (Stadt Velbert).
Konnten sich auf dem Treffen austauschen (v.l.): Ronja Zimmermann (SKFM), Müge Koc (SKFM), Kirsten Klein (SKFM), Andreas Konrad (Awo); Petra Franz (Stadt Velbert) und Britta Koch (Stadt Velbert). © Alexandra Roth

Gesellschaftliche Teilhabe als großes Ziel

An die Jugendberatung können sich übrigens alle jungen Menschen zwischen zwölf und 26 Jahren wenden, die sich mit schwierigen Herausforderungen konfrontiert sehen. „Es gibt da ganz unterschiedliche Fälle“, weiß Konrad zu berichten. So betreue man aktuell zum Beispiel einen 15-Jährigen, „der in allen Lebensbereichen Schwierigkeiten hat“, zweimal sitzengeblieben sei und nun schulisch zu kollabieren drohe. Oder einen Mittzwanziger, der wegen verschiedener gesundheitlicher Einschränkungen einfach keinen Zugang zur Gesellschaft findet. „Es geht dabei auch ganz wesentlich um gesellschaftliche Teilhabe“, sagt Konrad.

Die Jugendlichen sollen nicht in ein „Loch“ fallen

„Neben den verschiedenen anderen Institutionen kooperieren wir natürlich auch mit Schulen“, erklärt Petra Franz. Das sei wichtig, damit gut und schnell zielführend gearbeitet werden könne. „Wir wollen vermeiden, dass Jugendliche überhaupt erst in ein Loch fallen“, sagt sie. Und trotzdem komme es auch immer wieder vor, dass genau solche Jugendliche bei der Jugendberatung Hilfe suchten. „Sie sind für ein Jahr - oder sogar länger - verschwunden und wir helfen ihnen dann dabei, wieder hochzukrabbeln“, sagt Franz. Denn auch in einer vergleichsweise kleinen Stadt wie Velbert gibt es verschiedene Härtefälle.

Vorher war es die Kompetenzagentur

Die Jugendberatung Velbert war vorher die Kompetenzagentur. Seit drei Jahren findet einmal jährlich ein Netzwerk-Treffen statt, vorher gab es diese Zusammenkünfte nur selten.
Die Schirmherrschaft für das Projekt liegt bei der Stadt Velbert. Die kommunale Koordinierungsstelle leitet das Projekt und arbeitet dafür mit Awo und SKFM zusammen.

„Da gibt es Jugendliche, die werden mit achtzehn, zwanzig oder zweiundzwanzig Jahren Zuhause rausgeworfen“, erzählt Andreas Konrad, „und wissen dann erstmal nicht mehr wohin. Wir versuchen dann mit unseren Netzwerk-Partnern, diesen jungen Menschen zu helfen.“ Gefördert wird das Projekt durch den Europäischen Sozialfonds.