Langenberg/Velbert. Falsch parkende Fahrzeuge haben Sonntag ein Einsatzfahrzeug der Velberter Feuerwehr ausgebremst. Was die Einsatzkräfte dagegen tun können.

Kein Durchkommen für den Einsatzwagen: Am Sonntag hatte die Feuerwehr große Probleme, zu einem Einsatzort am Rolandsweg zu kommen. „Zum Glück ging es nicht um Menschenleben“, heißt es in der Pressemitteilung der Wehr, denn Falschparker sorgten dafür, dass der schwere Lkw nicht um eine Kurve fahren konnte.

Gerade in Siedlungen kann es für die Feuerwehr ganz schön eng werden.
Gerade in Siedlungen kann es für die Feuerwehr ganz schön eng werden. © Funke Foto Service | Uwe Möller

„Der Fahrzeugbestand nimmt immer mehr zu“, sagt dazu Ulrich Löhe, Pressesprecher der Kreispolizei. „Und gerade in Siedlungen stellt sich dann die Frage: Wo stelle ich mein Auto hin?“ Hinzu komme, dass „jeder meint, sein Auto direkt vor der Haustür abstellen zu müssen“, so Löhe. „Dadurch entstehen solche Dinge.“

Halter werden ausfindig gemacht

Denn die Falschparker stehen nicht nur am Straßenrand, sondern oft auch auf so genannten Bewegungsflächen für die Feuerwehr. „Diese Flächen gibt es immer im Umfeld von Mehrfamilienhäusern, damit zum Beispiel die Drehleiter Platz hat“, erläutert Löhe. Deswegen müsse diese Fläche unbedingt frei bleiben. „Wir machen das ja nicht aus Willkür.“

Im aktuellen Fall machte die Polizei über das Kennzeichen die Halter der Fahrzeuge ausfindig, „eine übliche Vorgehensweise“, sagt Ulrich Löhe. Beide Fahrer fuhren ihre Autos weg und bekamen zusätzlich ein Verwarngeld für „Parken mit Behinderung“. Ulrich Löhe: „Das ist das kleinste Mittel, was uns zur Verfügung steht.“ Ist der Halter nicht so leicht ausfindig zu machen – etwa, weil es sich um einen Firmenwagen oder Auswärtige handelt – gibt es auch drastischere Mittel: Im Einzelfall wird der Wagen abgeschleppt, „da bewegen wir uns im Bereich der Ordnungswidrigkeit“, sagt Löhe. „Das wird teuer.“

Um die Drehleiter abzustützen, braucht der Einsatzwagen Platz. Hier ist das gerade nochmal gut gegangen.
Um die Drehleiter abzustützen, braucht der Einsatzwagen Platz. Hier ist das gerade nochmal gut gegangen. © Feuerwehr Velbert

Mögliche Regressansprüche

Hinzu kommen mögliche Regressansprüche: „Wenn die Feuerwehr drei Minuten früher da gewesen wäre, wäre das Auto nicht ausgebrannt“, so könnte laut Ulrich Löhe das Opfer argumentieren. Und auch sonst kann es für Falschparker teuer werden: Wird nämlich das Auto im Einsatz beschädigt – sei es beim Abschleppen oder weil die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr etwas robuster zum Einsatzort durchfahren – dann bleibt der Halter des falsch geparkten Wagens auf seinem Schaden sitzen.

„Für uns gilt allerdings immer das Gebot der Verhältnismäßigkeit“, sagt Tobias Flentje-Meier. „Sind keine Menschenleben in Gefahr, sind auch keine drastischen Maßnahmen erforderlich“, erläutert der stellvertretende Chef der Velberter Feuerwehr. „Wir suchen dann zum Beispiel eine alternative Route.“

Eigene Fahrzeuge dürfen nicht beschädigt werden

Anders sähe es aus, wenn es tatsächlich um Leben und Tod ginge, zum Beispiel bei einem Wohnungsbrand. „Dann scheuen wir auch nicht davor zurück, mal einen Außenspiegel abzufahren.“ Allerdings, so schränkt Flentje-Meier ein: „Auch hier müssen wir natürlich aufpassen, dass wir unsere eigenen Fahrzeuge nicht beschädigen.“ Es ergebe ja keinen Sinn, wenn die Drehleiter zwar zum Einsatzort komme, „dafür aber Hydraulikschläuche so beschädigt sind, dass die nicht mehr funktioniert“.

Zahl der zugelassenen Fahrzeuge steigt

Die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge im Kreis Mettmann ist in der Tat gestiegen. Das teilt die Kreisverwaltung auf Nachfrage mit.

Waren es 2009 noch etwas mehr als 325.000 Fahrzeuge, zählte der Kreis im September 2019 bereits rund 370.600 – ein Plus von mehr als 13 Prozent in zehn Jahren.

Die Zahlen bestätigen somit den Eindruck von Polizeisprecher Ulrich Löhe.

Ob es nun vermehrt Falschparker gibt, das kann Tobias Flentje-Meier weder bestätigen noch dementieren. Aber: „Es gibt schon einige Ecken in Velbert, bei denen wir wissen, dass wir zwei Mal schauen oder langsamer fahren müssen.“ Zwar habe die Feuerwehr Probe-Durchfahrten unternommen. „Da haben wir dann auch mit Anwohnern gesprochen“, sagt der stellvertretende Feuerwehr-Chef. „Aber so etwas können wir nicht regelmäßig machen. Wir fokussieren uns auf Einsätze und Ausbildung.“

Appell an die Autofahrer

Polizeisprecher Ulrich Löhe appelliert daher an die Autofahrer: „Wenn jeder darüber nachdenkt, dass er selbst der Leidtragende sein könnte, dann müsste doch ein ganz anderes Verständnis entstehen.“

Der aktuelle Einsatz am Rolandsweg endete glimpflich: Die Einsatzkräfte kamen zum Einsatzort durch, dort war ein Heizungsrohr abgerissen, was die betroffene Wohnung unter Wasser setzte. Die Feuerwehrleute stoppten zügig den Wasserfluss.