Velbert. Das Gotteshaus auf Tönisheide stammt aus dem 15. Jahrhundert. Nach der Reformation wurde es evangelisch und das ist es bis heute geblieben.
In der kleinen gotischen Kirche hört der Besucher, kommt er zur richtigen (Gottesdienst)Zeit, laute und durchaus moderne Klänge aus der neuen Musikanlage. Pfarrer Wolfhard Günther ist seit 20 Jahren Pfarrer in Tönisheide und betont: „Wir haben eine alte Kirche aber wir machen auch moderne Sachen. So haben die Menschen hier das Gefühl in der Gegenwart zu sein.“
Die evangelische Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert und geht auf die 1448 erstmals erwähnte „Kapelle auf St. Antonius Heide“ zurück. Damit war das Gotteshaus dem Eremiten St. Antonius geweiht, der auch dem Ortsteil Tönisheide seinen Namen gab. Die Reformation in Hardenberg führte 1626 zur Übergabe der Kapelle an den Pastor von Neviges. Im Jahr 1700 wurde im Norden ein Kapellenchor angefügt. Die Eingangshalle und Sakristei stammen aus dem letzten Jahrhundert und wurden bei der Restaurierung der Kirche in den 1970er Jahren angebaut. Ein besonderes historisches Ereignis fand in dem alten Kirchenbau statt. Kunsthistoriker Klaus Saeger erklärt: „Nach der Reformation fand hier die erste bayrische Synode statt. Dafür hat man sich natürlich in einem Kirchenbau getroffen.“
Schlichte Architektur der Hochgotik
Die einschiffige Kirche aus der Zeit der Hochgotik ist klar und nüchtern gestaltet. Wie in der Zeit der späten Gotik üblich, ist das Kircheninnere, inklusive der Decke und dem Gewölbe, auch heute in reinem Weiß gehalten. Dieses strahlt nach der Renovierung 2017 nochmals heller. Dagegen werden die Grate des Kreuzgratgewölbes durch helles Grau betont. Auch die neue Beleuchtung lässt den Innenraum heute mehr strahlen. Des weiteren wurden das Gestühl aufgearbeitet und im Altarraum sogar durch neue Bänke aus Eschenholz ersetzt.
Die Kirchenfenster wurden bei der Außenrenovierung 2014 durch moderne Bleiverglasung ausgetauscht und lassen den Kirchenraum seitdem hell und frisch erstrahlen. „Die neuen Fenster haben keine Tönung und lassen das Lichtspiel der Sonne und Blätter des Laubbaums vor der Kirche toll wirken“ schwärmt Günther. Die historische Wandmalerei aus Blattornamenten im eingezogenen Chorraum scheint dies aufzugreifen.
Einst eine heidnische Kultstätte
Der Platz aus hartem Fels, auf dem die Kapelle heute steht war, vermutlich schon vor vielen Jahrhunderten eine heidnische Kultstätte.
Die unierte evangelische Kirche ist beliebter Veranstaltungsort für Hochzeitsgottesdienste, „weil sie so schön hell, schlicht und etwas kleiner ist“, sagt Pfarrer Günther.
Das Äußere der Kirche kennen die Velberter als hell und freundlich. Doch das war nicht immer so. Ursprünglich und durch die Jahrhunderte bestimmte der sichtbare Bruchstein das Erscheinungsbild und gab der Kirche eine etwas rauere Anmutung. Über den heutigen Stand seiner Kirche freut sich der Pfarrer: „Die Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten der letzten Jahre waren nur Dank des Engagements vieler der knapp 2000 Gemeindemitglieder möglich.“ Denn die Gesamtkosten für die Sanierung des Innenraumes der Kirche lagen bei 150 000 Euro. Ein Betrag, für den die Gemeinde zehn Jahre lang gespart hat.
Eine Kirche für Jung und Alt
Pfarrer Günther will auch junge Leute für die evangelische Kirche begeistern und keine Starre aufkommen lassen. So erklärt er amüsiert: „Wenn ich den neuen Konfirmanden die Kirche zeige, drehe ich die Anlage auch gerne mal lauter mit moderner Musik auf, dann machen die ganz große Augen.“ Auch das Kirchkaffee, das regelmäßig nach dem Sonntagsgottesdienst in der Eingangshalle des Gotteshauses stattfindet, hält die Gemeinde in lebendigem Austausch. Die Veranstaltung ist beliebter Treffpunkt und ein wertvoller sozialer Raum für die Gemeinde.