Langenberg. Vier Langenberger Musiker proben im Wohnzimmer des Gitarristen, weil ihnen ein Proberaum fehlt. Das wirkt zwar etwas skurril, macht aber Spaß.
Es war im Sommer 2019, als Lothar Kreßmann, Werner Fissmann, Rainer Sockoll und Dieter Winking das erste Mal in einem Langenberger Wohnzimmer zu den Instrumenten griffen. „Wir haben vorher alle in anderen Konstellationen gespielt, uns dann aber entschlossen, zu viert zusammen weiterzumachen“, erzählt Kreßmann.
Seitdem spielt die Band im Winking’schen Wohnzimmer, was bei dem Equipment, das die vier Musiker benutzen, durchaus kurios wirkt: mehrere Akustik- und E-Gitarren, darunter eine Fender und eine Yamaha, ein elektronisches Schlagzeug, mehrere Verstärker, Effektgeräte und Monitorboxen, Ukulele, Mandoline, Mundharmonika und natürlich Mikrofone.
Beinahe professionell wirkt die Ausstattung
„Wir machen alle seit langer Zeit Musik, einige von uns in verschiedenen Bands, da kommt einiges an Equipment zusammen“, erläutert Werner Fissmann grinsend. Beinahe professionell wirkt die Ausstattung – wären da nicht die beiden Sofas und die großen, hölzernen Bücherregale, die sie umgeben.
Dass die vier Musiker überhaupt Zeit finden, zusammen zu spielen, verdanken sie gewissermaßen ihrem Alter: Die beiden ehemaligen Lehrer, der ehemalige Sozialarbeiter und der Ex-Berufsfeuermann sind alle seit Kurzem in Rente. War es während der Arbeit für sie immer nur am Wochenende möglich, mit ihren damaligen Bands Musik zu machen, haben sie heute alle Zeit der Welt – und die wird meistens an der Gitarre, am Mikrofon und am Schlagzeug verbracht.
„Es macht uns einfach glücklich, Musik zu machen“, sagt Fissmann in einer Pause, als er gerade mal nicht sein elektronisches Schlagzeug bespielt.
Zeit ist da – denn alle vier sind im Ruhestand
Nachdem die vier aus ihren vorherigen Projekten ausgestiegen waren, um nur noch gemeinsam Musik machen zu können, hatten sie alles: Instrumente, Zeit und die nötige Lust, um mehrere Stunden pro Woche gemeinsam zu spielen. Nur eines fehlt noch immer: ein Probenraum. „Ja, den suchen wir schon. Es ist etwas merkwürdig, in einem Wohnzimmer zu spielen, wenn man sonst Probenräume gewöhnt ist“, verraten die Musiker grinsend, „obwohl das Zimmer hier schon eine gute Akustik bietet“, wie Rainer Sockoll beinahe versöhnlich anmerkt.
Umzug in einen Proberaum ist gewünscht
Mittelfristig wollen die vier aber schon in ein etwas professionelleres Umfeld umziehen. Musikalisch haben die vier alles Mögliche im Programm: „Wir sind musikalisch Kinder der Sechziger und Siebziger“, sagt Lothar Kreßmann, „deshalb lieben wir alle zum Beispiel Johnny Cash und Bob Dylan“. Folk also. Doch nicht nur das: auch die Beatles, Element of Crime und sogar Selbstkomponiertes schallen an diesem regnerischen Montagmorgen aus den Verstärkern: „Wenn du mal wieder da bist, vielleicht auch, weil du mich vermisst, komm’ doch einfach zu mir rein, lass’ was war gewesen sein.“
Leichter Gitarren-Rock
Band sucht Proberaum
Vier verschiedene Lieblingslieder haben die vier Bandmitglieder: Kreßmann liebt „Stand by me“ von Benny King, Winking mag „I have seen the rain“ von P!nk, das die Band im Moment auch spielt. Fissman entscheidet sich für „Knocking on heaven’s door“ in der Version von Guns’n’Roses und Sockoll für „Don’t think twice” von Bob Dylan.
Momentan spielen die vier Musiker noch immer im privaten Kreis, sind jedoch ständig auf der Suche nach neuen Orten. Wer einen Probenraum hat und diesen vielleicht der Band zur Verfügung stellen will, kann Dieter Winking unter der Rufnummer 01577 45 27 963 erreichen.
Leichter Gitarren-Rock fliegt da durch das Haus und für einen Moment wirkt dieses Wohnzimmer mit seinen beigefarbenen Fliesen tatsächlich wie ein Probenraum – bis das Haustelefon klingelt und auf einmal wieder klar wird, wo sich die vier Musiker gerade befinden. „Für uns ist es wunderbar, wieder so viel Musik machen zu können. Ich glaube, das letzte Mal, als das in dem Umfang ging; da war ich Student“, sagt Winking und lächelt. Eine Wohnzimmerband eben.