Neviges. Seit 80 Jahren besteht die Fleischerei Janutta in Neviges. Zum runden Geburtstag freut sich Inhaber Miroslav Tomic über ein besonderes Geschenk.
Dieses Mal kommt bei Mariese Hagencord Kurzgebratenes auf den Tisch. „Mal gucken, was er so hat. Ist ja alles immer tipptopp hier.“ Noch kann sie keinen Blick auf die Auswahl werfen, die Schlange ist lang, auch an diesem besonderen Tag: In der Naturfleischerei Janutta wird Geburtstag gefeiert, seit 80 Jahren besteht der Traditionsbetrieb an der Siebeneicker Straße. Acht Metzger hat es früher allein in Neviges gegeben, mittlerweile gibt es in ganz Velbert neben Janutta nur noch einen weiteren Fleischer.
Kunden schätzen die Bio-Qualität
Das große Metzgersterben ist kein Thema in dem gut gehenden Betrieb, was auch an Kunden wie Mariese Hagencord liegt. „Als ich mal im Fernsehen Bilder gesehen habe, wie die Schweine so elend lange und eng in den Wagen stehen, und wie sie dann die Kühe zum Schlachter prügeln, da war für mich Schluss. Seitdem gehe ich ein Mal in der Woche hier hin. Gut, ist ein bisschen teurer, aber man muss ja auch nicht jeden Tag Fleisch essen.“
Seit 1992 Naturfleischerei
Kurze Wege zum Schlachter, Tiere, die im Bauernhof auf Stroh stehen und freien Auslauf haben und weder Hormone noch Antibiotika bekommen – das sind einige der strengen Standards, die seit 1992 für die Naturfleischerei gelten. Der Betrieb gehört zum Neulandverband, hinter dem unter anderem der Deutsche Tierschutzbund und der Bund für Umwelt und Naturschutz stehen.
Den Betrieb von den Eltern übernommen
Rindfleisch von Bauer Bredtmann
Ein Teil des Rindfleisches stammt von Bauer Bredtmann aus Neviges und wird in Langenberg geschlachtet. Schwein und Geflügel kommen von der Erzeugergemeinschaft Bio Fleisch NRW in Bergkamen.
Öffnungszeiten Janutta: Montag und Dienstag: 7 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr; Mittwoch: 7 bis 13 Uhr; Donnerstag und Freitag 7 bis 18 Uhr; Samstag 7 bis 13 Uhr. Es gibt auch Käse und Feinkost.
„Ach, wie schön, dass Sie mal wieder hier sind.“ Ein Satz, den Edda Janutta (76) an diesem Vormittag oft hört, wenn sie immer wieder Hände schüttelt. Ihre Eltern Fritz und Louise Brodbeck hatten einst kurz vor Ausbruch des Krieges im August 1939 die Metzgerei übernommen. Gemeinsam mit Ehemann Joachim, Metzgermeister, trat sie 1971 in deren Fußstapfen. Jahrelang stand sie hinter der Theke, hat Gulasch abgewogen, Kindern ein Stück Fleischwurst abgeschnitten.
Den Ehemann von „Bio“ überzeugt
Vor 27 Jahren hatte sie eine verwegene Idee, von der Ehemann Joachim am Anfang nicht begeistert war: den Betrieb auf „Bio“ umzustellen. „Ich mag Tiere, und die taten mir leid. Mein Vater ging damals schon immer sonntags hoch zum Schlachter und hat aufgepasst, dass die Tiere beim Verladen vernünftig behandelt werden.“ Da gab es noch einen Schlachtbetrieb an der Siebeneicker Straße, in Höhe des jetzigen Getränkemarktes. „Aber ich musste schon bisschen Überzeugungsarbeit leisten bei meinem Mann.“
Neuer Inhaber ist wie ein Sohn
Wie sollte das auch gehen, Wurst ohne Phosphat herzustellen. „Phosphat macht Wasser schnittfest“, sagt Edda Janutta und lacht. So skeptisch Metzgermeister Janutta erst war bei der Bio-Idee, so begeistert hat er sich hineingekniet, und der Erfolg stellte sich ein. Überglücklich sind die Januttas, in Miroslav Tomic und seiner Frau Anastasia Nachfolger gefunden zu haben, „wie es besser nicht geht“, sagt Edda Janutta und strahlt. Joachim Janutta hat gerade keine Zeit, er steht hinten in der Produktion seinem Zieh-Sohn ein wenig zur Seite.
Auszeichnung im „Feinschmecker“
„Ja, ich fühle mich als Sohn. Ich bin ja seit 27 Jahren hier, war von Anfang an dabei, als auf Bio umgestellt wurde“, sagt Miroslav Tomic, der nicht müde wird zu experimentieren: „Man darf nicht einschlafen, muss immer präsent sein.“ Von vier Uhr morgens bis 19 Uhr ist er für seinen Betrieb auf den Beinen. Fleiß, der sich auszahlt. Ganz nebenbei erwähnt der sympathisch-bescheidene Chef ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk: Das Magazin „Feinschmecker“ zeichnet den Betrieb im September-Heft für ausgezeichnete Qualität aus: „Wir haben gar nicht gemerkt, dass die hier waren.“