Neviges. Es gibt kaum etwas, was es nicht gibt im Gebrauchtwarenhaus des SOS-Teams. Demnächst können hier auch Heimwerker nach Lust und Laune stöbern.

Es sind Momente wie diese, warum Carola Rother so gern als Ehrenamtliche beim S.O.S-Team ihre Zeit verbringt: „Eine Frau hat bei uns ein Vokabelheft gesucht und gefunden, drei Spalten. Sie war selig, überall sonst gab es nur welche mit zwei, die war hin und weg.“ Nach der Schließung des beliebten Kaufhauses „Gassmann“ ist das Gebrauchtwarenhaus an der Bernsaustraße für viele Menschen ein Segen: Denn hier gibt’s fast nichts, was es nicht gibt.

„Chefarzt Dr. Anders“ kostet einen Groschen

Rabatte und Leckeres vom Grill

Am Freitag, 6 September und Samstag, 7. September, gibt’s beim Aktionswochenende 20 Prozent Rabatt auf alle Artikel. Freitag ist von 9 bis 20 Uhr Verkauf, von 11 bis 18 Uhr wird auf dem Hof gegrillt und von 16 bis 22 Uhr gibt’s alkoholische Getränke und Musikvideos.

Samstag, 7. September, läuft der Verkauf von 10 bis 16 Uhr, gegrillt wird bis 16 Uhr. Bis 22 Uhr Programm wie Freitag. Parallel zur Trödelmeile gibt’s Sonntag, 8. September, von 9 bis 16 Uhr Grillwürstchen.

„Hier, Fliegengitter, Türklinken, elektrisches Brotmesser. Oder brauchen Sie einen zeitgesteuerten Heizkörper?“ Michael Adler, der zusammen mit Ehefrau Juana den Verein S.O.S-Team leitet, hat sichtlich Spaß an seinem Job. Und daran, wie verwundert Kunden über das Sortiment sind. Die „Ersttäter“ sowieso, aber auch Leute, die immer mal wieder durch die Räume schlendern – irgendetwas kann man hier immer gebrauchen. Vielleicht Radkappen, eine Geldkassette, ein Profi-Schuhputz-Gerät, wie es in Hotelhallen steht oder nur eine neue Folge „Chefarzt Dr. Anders“: Ein Groschenroman, der seinen Namen verdient: Zehn Cent kostet der Lesespaß, ebenso wie „Jerry Cotton“. Die Hefte, sagt Michael Adler und streicht mit der Hand liebevoll über einen der sechs Karton, gehörten nach wie vor zu den Rennern.

Taschen und Schuhe neu präsentiert

Olaf Scheffler stattet das neue, liebevoll gestaltete Zimmer für Taschen und Schuhe aus.
Olaf Scheffler stattet das neue, liebevoll gestaltete Zimmer für Taschen und Schuhe aus. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Das Angebot ist riesig und kunterbunt, aber penibel sortiert, dazu ist jedes Stück einzeln geprüft. Dafür sorgt das Ehepaar Adler und sieben weitere hauptamtliche Angestellte, viele Ehrenamtliche und nicht zu vergessen natürlich jene Menschen, weshalb es das Gebrauchtwarenhaus überhaupt gibt. Menschen, die hier im Auftrag des Jobcenters ME-aktiv fit gemacht werden für den Arbeitsmarkt. Die im S.O.S-Team wieder Selbstvertrauen bekommen, Spaß an der Arbeit. Wie Olaf Scheffler, der das neue Accessoire-Zimmer für Taschen, Gürtel und Schuhe einrichtet. Nein, so wie er gerade den Damenschuh ins Regal gestellt hat, das gefällt ihm nicht. „Man muss schon einen Blick dafür haben. Ich prüf auch die Sportartikel und mach dann den Preis.“

Manchmal spenden auch Geschäfte

Spiele bis unter die Decke: Die Auswahl ist riesig. Und alles wurde auf Vollständigkeit geprüft.
Spiele bis unter die Decke: Die Auswahl ist riesig. Und alles wurde auf Vollständigkeit geprüft. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Woher kommen all die Sachen, die auf drei Etagen die Regale füllen? All die Schulhefte, Fernseher, Kinderwagen, Skischuhe, Fahrradhelme, all das Spielzeug? Michael Adler: „Das ist ganz verschieden. Manchmal ist das eine ganze Haushaltsauflösung oder Leute kaufen sich etwas Neues und bringen uns ihren Fernseher, der aber noch tipptop ist. Wir haben auch Spenden aus Geschäftsauflösungen. Oder wenn ein Laden ein neues Sortiment bekommt.“ Dann landen schon mal kistenweise Geburtstagskarten in der Bernsaustraße – oder eben Vokabelhefte mit drei Spalten.

Waffeleisen und Schoko-Brunnen

Auch, wer einen Haushaltswarenladen in Neviges vermisst, sollte hier mal einen Blick riskieren. Ob Dosenöffner, Sets für die Sommer-Bowle inklusive Gläser, Waffeleisen oder „Schoko-Brunnen“: alles da. Neben diesem ständigen Sortiment gibt’s noch die Saisonzimmer, und die füllen sich manchmal ganz spontan. „Ich hatte mich kürzlich gewundert, dass so viele Frauen weiße Spitzenblusen abgegeben haben“, sagt Carola Schröder und lacht. Als dann noch Dirndl und Janker mit Hirschhornknöpfen eintrudelten, war der Fall klar: Oktoberfeste werden anscheinend auch bei uns immer beliebter, da musste im Schrank Platz geschaffen werden. Wer stilvoll mitfeiern möchte und noch ein Dirndl für elf Euro braucht: Die Auswahl ist groß im Zimmer „Landhaus-Moden“.

Ein Zimmer eigens für Nachtwäsche

Einer von vier Schmuck-Schränken, die S.O.S-Teamleiter Michael Adler entworfen hat.
Einer von vier Schmuck-Schränken, die S.O.S-Teamleiter Michael Adler entworfen hat. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Immer, wenn ich längere Zeit nicht hier war, hat Micha wieder etwas Neues auf die Beine gestellt. Ach, da geht mir immer das Herz auf“, sagt Carola Rother, die bis zu ihrem Ruhestand das Team zusammen mit Michael Adler geleitet hat. Der ist nach wie vor umtriebig. „In Planung ist ein neues Zimmer nur für Bademoden und Nachtwäsche.“ Denn der Raum mit Handtüchern und Bettwäsche platzt mittlerweile aus allen Nähten.

Ein Eldorado für Heimwerker

Auf Hochtouren laufen auch die Arbeiten für die neue Abteilung „Heimwerker“, wie sich Michael Adler freut: „Einen Fliesenschneider gibt’s schon, und wir bekommen ja auch laufend Unmengen an Schrauben, Muttern, Nägeln. Das können wir dann alles zusammen präsentieren.“ Wenn er denn die 600 kleinen leeren Plastik-Röhrchen gefüllt hat, die ihm zugeschickt wurden. „Die eignen sich prima für Knöpfe. Soll doch alles schön aussehen.“ Ulrike Kling, eine der Ehrenamtlichen, verabschiedet sich mit drei Kartons auf dem Arm. „Ich nehm mal ein bisschen Arbeit mit nach Hause.“ Drei Puzzles, die sie geduldig probeweise zusammensetzt. Denn hier geht nichts ungeprüft über den Ladentisch.

Weitere Fotos vom Sortiment im S.O.S-Team gibt’s auf waz.de/velbert.