Velbert. Gesundheitsminister will Notaufnahmen in den Krankenhäusern entlasten und Kooperationen zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken schaffen.

Es könnte eine gewaltige Gesetzesänderung werden: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant, die Notfallversorgung umzukrempeln. Konkret bedeutet das, dass sowohl die Notrufnummer 112 als auch die deutlich weniger bekannte Nummer der Terminservicestellen der niedergelassenen Ärzte, 116 117, eng zusammenarbeiten sollen. So sollen Anrufer, die diese Nummern wählen, in Zukunft bei einer Notfall-Leitstelle landen, die erste schnelle Beratungen gibt und empfiehlt, ob die Notaufnahme im Krankenhaus oder der ambulante Arzt die richtige Wahl ist. Die Velberter Notfallmediziner begrüßen die Pläne.

Nicht nur die Notrufnummern, auch die Notaufnahmen sollen sich nach Willen von Minister Spahn verändern. In Planung sind wohl spezielle Notfallzentren an den Krankenhäusern. Die diensthabenden Ärzte dort, so sieht es der Plan vor, sollen die jeweiligen Fälle einschätzen und versorgen können.

Entlastung der Notaufnahmen

Das neue Konzept soll vor allem eine Entlastung der Notaufnahmen in den Krankenhäusern mit sich bringen. Zu oft müssten Patienten in der Notaufnahme warten, bei denen eine Versorgung dringlich sei. Stattdessen seien laut Spahn unter den Patienten in den Notaufnahmen oftmals auch solche, denen zum Beispiel im ärztlichen Bereitschaftsdienst besser und häufig auch schneller geholfen werden könnte.

Besser in Notfallpraxen versorgen

Im Klinikum Niederberg ist das Problem bekannt. „Mit dem neuen Gesetz könnten Patienten, die nicht als Notfallpatienten gelten, in Notfallpraxen direkt besser versorgt werden“, wie eine Sprecherin verlauten lässt. Dies führe dazu, dass echte Notfälle in der Notaufnahme deutlich weniger lang warten müssten. „Unsere Notfallmediziner begrüßen das Konzept, weil es zur Entlastung der Notaufnahme führen würde.“ Ähnliches lässt auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) verlauten. Auch dass niedergelassene Ärzte und ihre Notfallpraxen in Zukunft deutlich enger mit den Krankenhäusern und deren Notaufnahmen kooperieren sollen, hält die DKG für sinnvoll: „Ausdrücklich wird begrüßt, dass die ambulante Notfallversorgung in Deutschland durch Krankenhäuser und niedergelassene Vertragsärzte unter gemeinsamer Nutzung von Ressourcen aufeinander abgestimmt werden sollen.“

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In die Notaufnahme sollten eigentlich nur ernsthaft verletzte oder erkrankte Patienten kommen.
In die Notaufnahme sollten eigentlich nur ernsthaft verletzte oder erkrankte Patienten kommen. © FUNKE Foto Services | Heinz-Werner Rieck

Symptome müssen klar sein

Klar ist allerdings auch, dass es ein Konzept braucht, das hinter dem Gesetz steht. Denn um die Fälle telefonisch einordnen zu können, müssen die Symptome absolut klar sein, der telefonierende Arzt oder Sanitäter muss über höchste Fachkenntnis verfügen. „Ich denke“, erklärt die Sprecherin des Klinikums Niederberg weiter, „dass es immer noch so sein wird, dass wenn die Symptome unklar sind, Notfallsanitäter rausgeschickt werden.“ Allerdings, so sagt sie auch, müsse all das im Vorfeld genau abgeklärt sein. „Wir brauchen ein klares Konzept. Aber was er da genau geplant, weiß im Moment wohl nur Herr Spahn selber.“ Tatsache: Was Gesundheitsminister Spahn genau geplant hat, um das Notaufnahme-System zu revolutionieren, wird er in der kommenden Zeit zeigen müssen.

Elf Millionen Patienten in Notaufnahmen

Jens Spahn war seit 2002, also insgesamt 16 Jahre lang, Abgeordneter im Bundestag. Seit März 2018 ist er Gesundheitsminister im vierten Merkel-Kabinett und kümmert sich seitdem um verschiedene medizinische Themen, nun etwa um die deutschen Ambulanzen.

Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft suchen ungefähr elf Millionen Menschen pro Jahr die Ambulanzen der deutschen Krankenhäuser auf, um Hilfe zu erhalten.