Wuppertal. Der 24 Jahre alte Mann muss auf unbestimmte Zeit in der Klinik bleiben. Der Richter sorgte für einen dramatischen Schlusspunkt in dem Verfahren.

Dramatischer Schlusspunkt im Prozess gegen einen 24 Jahre alten, psychisch kranken Velberter. Zur Urteilsverkündung wegen gefährlicher Attacken in der Öffentlichkeit griff im Landgericht Wuppertal Richter Holger Jung ein letztes Mal eine meterlange Eisenstange vom Tisch mit den Beweismitteln. Das Werkzeug mit Flatterband von einer Baustelle hob der Richter wie einen Wurfspeer über den Kopf, die zugeschliffene Spitze aufs Publikum gerichtet: „So haben Sie vor einem Polizisten gestanden!“, verdeutlichte er dem 24-Jährigen. „Der hatte seine Waffe schon gezogen. Als Nächstes hätte er abgedrückt. Dann hätten Sie dieses Verfahren hier nicht mehr erlebt. Sie können froh und dankbar sein, dass man Sie in die Psychiatrie aufgenommen hat.“

Angeklagte ist bei der Urteilsverkündung nachdenklich

Das folgende, noch angreifbare Urteil hörte der arbeitslose Velberter sichtlich nachdenklich an. Die Richter weisen ihn auf unbestimmte Zeit in ein psychiatrisches Krankenhaus ein. Seine Taten habe er im Wahn begangen, während er schuldunfähig war. Die Liste der aktuellen Vorfälle umfasste sieben Geschehnisse bis zum Dezember 2018: Außer dem „Widerstand gegen Polizisten“ mit der Eisenstange soll er in zwei Spielhallen der Innenstadt mit einer Holzlatte randaliert haben. Er habe einen Mann verfolgt, der sich die Attacke nicht mal erklären konnte. Bei einer Zugfahrt von Neviges nach Wuppertal sei er einen anderen Passagier angegangen und habe dem unterstellt, er habe mit einer Hand „ein Zeichen Satans“ gemacht.

Medikamente abgesetzt und Cannabis konsumiert

Richter Jung zeigte eine dreiseitige Liste vor, die frühere Psychiatrieaufenthalte des Velberters benennt. Immer wieder habe der seine Medikamente abgesetzt und statt dessen Cannabis konsumiert. Die Angaben des Mannes zu den Vorwürfen wechselten: von „ich habe mich verteidigt“ bis zu „ich war bedröhnt“. Einmal habe ihn schlicht ein Handy gestört, mit dem ein Umstehender ihn gefilmt habe.

Ein Gerichtspsychiater hatte erklärt: Es gebe bei dem Erkrankten klare Zeichen für Wahn – teils religiös, teils sexuell. In sechs Monaten Behandlung seit Jahresanfang sei erst geringe Besserung eingetreten. Aggressiv sei er früher nur in der Familie gewesen. Ab 2017 habe der Kreis sich geweitet, bis zu völlig Fremden. Fazit des Arztes: „Die Prognose ist ungünstig.“ Schwere Straftaten seien zu erwarten, auch wenn der Velberter bis jetzt noch niemanden lebensbedrohlich verletzt habe.