Neviges. Der Nevigeser Tennis Club (NTC) wird in diesem Monat 50 Jahre alt. Um spielen zu dürfen, verkleideten sich Mitglieder anfangs als Nikolaus.
Dunkle Tannen, Natur, so weit das Auge reicht. Herrlich idyllisch ist es hier oben auf dem Geländes des Nevigeser Tennisclubs am Waldschlößchen. 50 Jahre ist es in diesem Monat her, dass neun sportbegeisterte Herren den Verein aus der Taufe hoben. Da war von der Halle, den gut gepflegten Plätzen und dem schmucken Clubhaus noch nichts zu sehen. „Hier gab es 1969 nichts als Felder. Ich weiß noch, als letztes wurden Kartoffeln geerntet“, erinnert sich Erhard Huth (73) schmunzelnd, der 1970 zusammen mit Ehefrau Annemarie dem NTC beitrat.
Einen Verein zu gründen ohne einen Platz in Aussicht zu haben, wer macht denn so was? Neun sportbegeisterte Kollegen der Firma Erbslöh, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, gemeinsam in Neviges Tennis zu spielen. Darunter Hans-Gerd Wähling, noch heute engagiertes Vereinsmitglied. Bei diesem Gespräch ist er leider verhindert, wird aber von seinen Sportkameraden würdig vertreten.
Schuhfabrikant Deichmann half aus
„Ja, wir haben damals gesucht und gesucht, hatten auch ein Grundstück im Windrather Tal in Aussicht“, erzählt Erhard Huth. Doch der Plan scheiterte. Wie gut, dass einer der Herren gute Kontakte zu dem Schuhfabrikanten Dr. Heinz-Horst Deichmann pflegte. Der spielte auch gern Tennis – allerdings auf seinem Privatplatz unweit der Diakonie Aprath. Der Schuh-König hatte ein Herz für die Sportler des noch jungen Vereins – und eines für Kinder. „Die ersten fünf Jahre durften wir seinen Platz nutzen und pflegten ihn auch.“ Zu dem Deal gehörte außerdem, dass die Hünen unter den Tennisspielern in dem Kinderheim, das der sozial engagierte Unternehmer betrieb, Nikolaus und Knecht Ruprecht spielten. Eine Paraderolle für Klaus Bechel (80), der noch heute weiß: „Ich war da immer ganz vorsichtig, man wollte ja niemanden verschrecken“, lacht Bechel, der gemeinsam mit Ehefrau Waltraud (79) ebenfalls fast 50 Jahre dabei ist.
Eigene Anlage 1974 eingeweiht
Im Jahr 1974 erfüllte sich der Traum von der eigenen Anlage dann ganz schnell: Im Juni 1974 startete der Bau der zwei Plätze, die bereits im Oktober eingeweiht wurden. Fehlte nur noch ein Clubhaus – und auch da hatte der NTC eine sehr pfiffige Lösung parat: Mit vereinten Kräften brachten vor allem Klaus und Waltraud Bechel einen ausrangierten Wagen der Wuppertaler Schwebebahn auf Vordermann. „Wochenende für Wochenende bin ich damals nach Wuppertal gegondelt, da stand der anfangs noch“, erinnert sich der Senior, der später auch half, das Fundament zu gießen, um das gute Stück unverrückbar an den Rand des Parkplatzes zu setzen.
Das erste Clubhaus war ein Schwebebahn-Wagon
Festakt am 14. Juli
Am Sonntag, 14. Juli, 11 Uhr, startet der NTC mit einem Festakt in die Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr. Vertreter aus der Politik und vom Sport haben ihr Kommen angekündigt.
Das Clubhaus wurde 2017 mit ehrenamtlicher Hilfe der Mitglieder umfassend renoviert. Schon seit 2016 sorgt hier Wirt Toni für das Wohl der Spieler und Gäste.
Der Schwebebahnwagen hatte im Sommer 1979 ausgedient, man feierte im Clubhaus. Zu jener Zeit hatte der Verein bereits sieben Plätze – und war dadurch bestens gerüstet für den Tennis-Boom der 1980er Jahre, ausgelöst durch die Welterfolge von Steffi Graf und Boris Becker. „Sie glauben nicht, was hier los war. Damals gab es lange Wartelisten, wer in den Verein durfte“, erzählt Erhard Huth, und Ehefrau Annemarie ergänzt lachend : „Und vor der Belegungsliste standen alle mit Messern zwischen den Zähnen“. Natürlich bildlich gesprochen, jeder wollte sich seine Spielzeit sichern.“ „Ab 16 Uhr und am Wochenende durfte nur im Doppel gespielt werden“, erzählt Klaus Malangeri. 440 Mitglieder hatte der Verein in jenen goldenen Jahren, heute sind es 185, davon 60 Jugendliche.
Ein weiterer Meilenstein: Der Bau der Halle 1992. „Für die Finanzierung haben 30 Mitglieder gebürgt“, so Malangeri. Seit sechs Jahren ist die Halle abbezahlt. „Wir sind ein gesunder Verein, uns geht es gut.“ Was macht Tennis für sie alle so faszinierend? „Das ist richtig Bewegung, kein La Paloma“, findet Waltraud Bechel. Erhard Huth nennt gleich mehrere Gründe, warum sich das Ehepaar damals für den weißen Sport entschied: „Wir waren jung verheiratet, wollten einen Sport, den wir gemeinsam ausüben können. Der uns aber auch im Alter fit hält und den wir mit unseren Kindern betreiben können.“ Hat alles geklappt. Ehepaar Huth spielt inzwischen mit vier Enkeln.