Wegen des Bädersterbens steigt die Zahl der Nichtschwimmer in Deutschland. Velbert ermöglicht Schulen Schwimmunterricht in drei Bädern.

Velbert. Deutschland droht ein Land der Nichtschwimmer zu werden. Vor diesem Szenario warnt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft nun schon seit einiger Zeit. Die DLRG stützt sich dabei unter anderem auf eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2017, bei der 59 Prozent der befragten Grundschüler und jeder zweite Erwachsene (52 Prozent) angaben, Nichtschwimmer oder schlechte Schwimmer zu sein. Vielerorts fehlt es an Schwimmbädern. In Velbert stellt sich die Lage allerdings etwas anders dar.

„Die Situation ist besorgniserregend“ findet Michael Grohe, Sprecher der DLRG Nordrhein. Man orientiere sich zudem an den Zahlen der abgelegten Schwimmabzeichen pro Jahr. Diese Werte seien in den letzten Jahren rückläufig, so Grohe. Die Ursache des Ganzen wird im Bäder-Sterben gesehen. „Immer mehr Schwimmbäder werden geschlossen oder zu Freizeitbädern umgewandelt“, erklärt der Sprecher. In der Tat belegen Zahlen des DLRG, dass seit 2002 von den bundesweit 7784 Bädern fast 1300 den Betrieb eingestellt haben. In Nordrhein-Westfalen schließt im Schnitt jeden Monat ein weiteres Bad. Laut der DLRG haben aufgrund dessen 25 Prozent der Grundschulen keinen Zugang zu einem Schwimmbad.

Schüler aus 23 Velberter Schulen lernen schwimmen

Dass die Lage in vielen Orten diesbezüglich nicht gerade gut ist, weiß auch Norbert Noll, Abteilungsleiter Bäder der Stadtwerke Velbert. „In Velbert befinden wir sich glücklicherweise allerdings in einer etwas anderen Situation. Wir sind gut aufgestellt“, erklärt er. Man habe mit den drei Bädern, Parkbad, Panoramabad und Nizzabad, ausreichend Kapazität die Schwimmausbildung vieler Schüler zu ermöglichen.

Die Stadtwerke bieten in ihren Schwimmbädern mehr als 70 Schwimmkurse an.
Die Stadtwerke bieten in ihren Schwimmbädern mehr als 70 Schwimmkurse an. © WAZ FotoPool | Uwe Möller

„Aktuell bringen wir 23 Schulen in unseren Schwimmbädern unter“, sagt Noll stolz. Auch außerhalb des Schul-Schwimmunterrichts gäbe es die Möglichkeit bei einem von insgesamt sechs Schwimmvereinen in der Stadt seine Schwimmfähigkeiten zu verbessern. „Dazu kommen dann noch drei weitere gewerbliche Schwimmschulen“, fügt der Bäderchef hinzu.

Nicht alle Kinder kommen aufs Seepferdchen-Niveau

Auch Silke Hartung, Schulleiterin der Grundschule Bergische Straße ist davon überzeugt, dass es wichtig ist allen Schülern das Schwimmen beizubringen. „Der Schwimmunterricht findet für alle Schüler während der dritten Klasse statt“, berichtet Hartung. Das Ziel sei, dass alle Schüler in diesem Schuljahr ihr Seepferdchen-Abzeichen erhalten. Dafür stehen jede Woche zwei Schulstunden Schwimmen auf dem Plan. „Natürlich schafft man nicht jedes Kind auf dieses Niveau zu heben“, fügt Sportlehrerin Katrin Hefke hinzu. Grund dafür, sei beispielsweise, dass manche Kinder vor dem Schwimmunterricht noch nie in einem Schwimmbecken waren und bei Manchen Kindern auch die Angst zu groß sei.

Schwimmkurse auch für Erwachsene

Die Stadtwerke Velbert bieten während des gesamten Jahres rund 70 Schwimmkurse an. Die neuen Kurse für September und Dezember werden im Juli veröffentlicht. Darunter auch Schwimmkurse für Erwachsene. Auch die DLRG bietet in den Velberter Bädern Schwimmkurse an. Hier aber gibt es eine Warteliste, heißt es auf der Web-Seite der DLRG.

Auch wenn viele Schüler ihr Seepferdchen-Abzeichen meistern, ist das für die DLRG kein Zeichen dafür, dass es sich bei diesen auch um sichere Schwimmer handelt. Diesbezüglich hat die DLRG sogar gemeinsam mit allen Schwimmsporttreibenden Verbänden und der Kultusministerkonferenz eine bundesweite Definition aufgestellt. Ihr zufolge gilt als sicherer Schwimmer, wer die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichen Bronze (Freischwimmer) erfüllen kann.

Sportlehrerin Hefke sieht es ähnlich: „Wer seine Schwimmfertigkeit wirklich auf eine sicheres Niveau bringen will, sollte auch nach dem Seepferdchen noch weiter einen Schwimmkurs besuchen“