Neviges. Firma aus Neviges hat Meer-Wert-Becher entwickelt. Er wird in Bäckereien angeboten und ist für die Verantwortlichen ein wichtiger erster Schritt.

2,8 Milliarden! So viele Einwegbecher landen jedes Jahr in Deutschland im Müll. Das sind 320.000 pro Stunde und entspricht einem Müllberg von rund 40.000 Tonnen. „Das Problem ist riesig und wir versuchen jetzt, einen Teil zur Lösung beizutragen“, sagt Jörg Warnke. Der Geschäftsführer der Bäcker- und Konditorengenossenschaft BÄKO mit Sitz in Velbert-Neviges hält einen orangefarbenen Becher in der Hand: Den Meer-Wert-Becher.

„Seit rund anderthalb Jahren arbeiten wir an diesem Projekt“, ergänzt der zweite Geschäftsführer Stefan Gruyters. Ein wiederverwendbarer Becher, zu 100 % recyclingfähig: In der Praxis soll das Konzept so aussehen, dass der Kunde beim Bäcker sein Getränk in dem Meer-Wert-Becher bekommt und dafür einen Euro Pfand zahlt. Beim nächsten Besuch bringt der Kunde den gereinigten Becher wieder mit und erhält entweder ein neues Heißgetränk oder den Pfand zurück.

Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und ökologischem Mehrwert

Ein auffälliges, frisches gelb sollte es für den Meer-Wert-Becher sein. „Diese Entscheidung war gar nicht so einfach“, verrät Jörg Warnke.
Ein auffälliges, frisches gelb sollte es für den Meer-Wert-Becher sein. „Diese Entscheidung war gar nicht so einfach“, verrät Jörg Warnke. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Wir wissen, dass das sicherlich nicht die optimale Lösung ist, aber es ist eben die gangbare Lösung“, findet Jörg Warnke. So gebe es bisher zum Beispiel noch keine eindeutige Antwort darauf, wie der perfekte Deckel für den Meer-Weg-Becher aussehen müsste. „Da spielt Hygiene eine ganz wichtige Rolle“, weiß Warnke. Außerdem würde niemand mehr den Becher kaufen, wenn er 3,50 Euro für den Deckel dazu bezahlen müsste: „Wir müssen eine Balance zwischen der Wirtschaftlichkeit des Produkts und dem ökologischen Gedanken hinbekommen“, erklärt Warnke.

Es gebe weltweit bereits verschiedene Systeme, die ebenfalls das Ziel haben, der Verschwendung von Einwegbechern entgegenzuwirken. „Aber die sind oft nur regional angelegt und sehr teuer“, sagt Jörg Warnke. BÄKO habe versucht, eine flächendeckende Lösung zu finden, die für die Betriebe nicht mit hohen Folgekosten verbunden ist.

Pläne für Velbert

In den anderthalb Jahren Vorbereitungszeit haben die beiden Geschäftsführer einige Entscheidungen treffen müssen: Welches System setzen wir um, welchen Namen geben wir dem Produkt, wie soll das Logo aussehen, welche Farbe hat der Becher. „Allein darüber haben wir sehr lange nachgedacht“, erinnert Jörg Warnke sich. Warum orange? „Das hat eine psychologische Seite.“ Die Farbe stehe für Frische und sei auffällig. „Blau wäre thematisch passend gewesen, steht aber eher für Kaltgetränke“, erklärt Warnke.

Flächendeckende Verbreitung

Die BÄKO Berg + Mark eG ist seit über 100 Jahren eine regionale Bäcker- und Konditorengenossenschaft. Mehr als 75 Mitarbeiter setzen den genossenschaftlichen Grundgedanken „gemeinsamer Einkauf“ um und sorgen für die reibungslose Versorgung mit Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie Süß- und Handelswaren der Bäckereien.

Ein Einführung des Meer-Wert-Becher-Systems findet in Bäckereien im Kreis Mettmann, Bergischen Land, Sauer- und Siegerland statt.

Seit Anfang Juni gibt es die Becher nun in rund 180 Filialen und die erste Rückmeldung zeigt: „Die Bereitschaft der Kunden ist da“, sagt Stefan Gruyters. Eine Bäckerei in Hagen habe zum Beispiel in einem Tag gleich 60 Becher herausgegeben. In Velbert ist noch keine Bäckerei mit dem Meer-Wert-Becher ausgestattet. Aber: „Wir sind mit der Bäckerei Mittelmann und Borggräfe im Gespräch.“

Nur eine Teillösung für das weltweite Problem

Dass nun der Meer-Wert-Becher in den ersten Bäckereien verfügbar ist, sei nur der erste Schritt. „Wir sind immer offen für Feedback unserer Abnehmer“, meint Warnke. Und auch der Bedeutung des Projekts ist der Geschäftsführer sich durchaus bewusst: „Wir können das weltweite Problem nicht lösen,“, sagt Warnke. „Aber wenn wir in unseren Filialen zum Beispiel 10.000 Einwegbecher sparen können, ist das doch schon mal ein Anfang.“