Velbert. Bei der Europawahl haben die Velberter mit Mehrheit für die Union gestimmt. Die Grünen überholen die SPD, die deutliche Verluste hinnehmen muss.

Die Velberter Wähler haben bei der Europawahl am Sonntag gemäß des Bundestrends gestimmt. Die CDU geht auch in der Schlossstadt als Gewinner aus dem Urnengang hervor, obwohl sie ordentlich Stimmen im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren einbüßen musste. Die Grünen gewannen deutlich an Wählervoten hinzu und wurden zweitstärkste Kraft. Die Partei ist auch in Velbert der große Gewinner dieser Wahl und offenbar Nutznießer der breiten Klimadebatte der vergangenen Wochen. Die Sozialdemokraten mussten in Velbert erdrutschartige Verluste im Vergleich zum Votum 2014 hinnehmen. Wurden sie damals noch mit 35,2 Prozent die stärkste Kraft in der Stadt müssen sie sich nun wohl mit unter 20 Prozent begnügen.

Auch die AfD konnte deutlich an Wählerstimmen hinzugewinnen, konnten ihren Anteil nahezu verdoppeln und ist nun deutlich zweistellig. Während auch die FDP an Stimmen zulegte, gab es Einbußen für Die Linke und die Piraten. Bei den kleinen Parteien haben „Die Partei“ und die Tierschutzpartei in Velbert eine nennenswerte Anhängerschaft und kommen teils auf deutlich mehr als 1 Prozent der Stimmen. Sehr erfreulich, die Wahlbeteiligung war mit weit mehr als 55 Prozent deutlich höher als beim letzten Mal.

Griese zeigt sich enttäuscht vom Abschneiden der SPD

Die SPD-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin Kerstin Griese zeigte sich enttäuscht vom Abschneiden ihrer Partei. „Ich bin enttäuscht von dem Ergebnis der SPD und hätte mir etwas anderes gewünscht. Trotz der großen Zustimmung, die wir für inhaltliche Projekte wie die Grundrente bekommen, schaffen wir es leider nicht, unsere Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren,“ erklärte sie am Wahlabend. Die SPD werde künftig noch deutlicher vermitteln müssen, wie Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit als gemeinsames Anliegen zu erreichen sei. Rainer Hübinger verfolgte die Präsentation im Saal Velbert „zwischen Hoffen und Bangen“, ob letztlich die SPD oder die Grünen als zweitstärkste Kraft abschneiden würden. „Der Verlust vor Ort ist gegenüber der Bundes-SPD unterdurchschnittlich“, meinte der Vorsitzende der Velberter SPD, „das ist bei der jetzigen politischen Lage schon ein Erfolg.“ Als sehr erfreulich kommentierte es Hübinger mit Blick auf das bundesweite Ergebnis zudem, „dass die Rechten nicht den Durchmarsch gemacht haben“. Natürlich sei es sehr dramatisch, fügte er hinzu, dass die Parteien der Großen Koalition so massiv verlieren“.

Manfred Bolz erkennt nicht viel Positives

Manfred Bolz, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion, kann dem Ergebnis der Wahl nicht viel Positives abgewinnen, obwohl seine Partei als stärkste aus dem Rennen hervorgeht: „Das einzige, was trösten kann, ist die Tatsache, dass die Rechten doch nicht so viele Stimmen bekommen haben, wie es die Prognosen vorhergesagt hatten.“ Auch die hohe Wahlbeteiligung sei ein gutes Zeichen. Einen Grund für das schlechte Abschneiden der CDU sieht Bolz darin, dass „Europa nicht weiß, was es will und wir den Wählern nicht verständlich machen können, was Europa bedeutet.“

Wahlgewinner sind nicht nur auf Europa-Ebene die Grünen: „Pure Begeisterung“, empfindet deren Velberter Ratsfraktionsvorsitzende Esther Kanschat. „Mit so viel haben wir nicht gerechnet.“ Velbert selbst liege sogar noch „einen Tacken über Europa“, da könnte der Grünenpolitikerin zu Folge die Diskussion ums Große Feld mit zu beigetragen haben. „Die Bürger merken einfach, dass es ans Eingemachte geht.“

Velberter zählten schnell aus

Die Velberter Wahlhelfer waren diesmal ausgesprochen schnell beim Zählen, bereits um 18.16 war das Ergebnis des ersten Briefwahlbezirks ermittelt. Und gegen 18.45 Uhr war bereits ein Drittel der Velberter Stimmbezirke ausgezählt. Einen Ausreißer meldeten die Zähler aus Langenberg. In einem Wahlbezirk hatten die Grünen mit mehr als 30 Prozent sogar die Union überholt.

Fast 60000 Wahlberechtigte in Velbert

Insgesamt waren in Velbert 59516 Menschen wahlberechtigt. Sie konnten in 68 Wahllokalen im ganzen Stadtgebiet ihre Stimme abgeben. In einigen Wahllokalen gab es Besonderheiten. Im Wahllokal 8213 (GS Max und Moritz, Standort Kohlenstraße) wird eine repräsentative Wahlstatistik durchgeführt. Mitarbeiter der „Forschungsgruppe Wahlen“ befragen in der GS Am Baum, Fontanestraße (Wahllokal 8073), Wähler nach dem Urnengang; in der GS Tönisheide, Nevigeser Straße 231 (Wahllokal 8173), machen das Mitarbeiter von „Infratest dimap“. Die Ergebnisse fließen am Sonntag in die Hochrechnungen ein.