Velbert. Projekt Hausaufgabenbetreuung: Diakonie besorgt Geld und plant mit den Eltern gemeinsam.

Was macht man, wenn die schulischen Erfolge des eigenen Kindes weit hinter den Erwartungen zurück bleiben? Viele Eltern vertiefen sich in den Lehrstoff, um dann selbst mehr oder weniger didaktisch klug dem Schüler auf die Sprünge zu helfen. Oder es werden, wenn das nötige Geld vorhanden und die Ahnung gering ist, professionelle Nachhilfeeinrichtungen bemüht.

Durch ihre Arbeit in der Wohnungslosenhilfe hat Renate Zanjani vom Diakonischen Werk im Kirchenkreis Niederberg seit Jahren Einblick in Velberter Familien, in denen weder Bildungsgrad noch der Geldbörseninhalt von Vater und Mutter reichen, die Kinder aus der roten Leistungszone in der Schule erfolgreich wieder herauszuholen.

Armut gleich geringere Bildungschancen? Gleich geringere Aufstiegsmöglichkeiten? Renate Zanjani entschloss sich Ende 2007, bei diesem zentralen Problem nach Lösungen zu suchen. Sie etablierte das Projekt „Kinderzeit aktiv”. Teil des Projektes ist die Hausaufgabenbetreuung: „Das Thema Nachhilfe ist in unserer Sicht von zentraler Bedeutung”, sagt Renate Zanjani. „Besonders problematisch ist der hohe Preis, der für gute Nachhilfe zu bezahlen ist”. Aber nicht nur die fehlende Finanzausstattung vieler Familien und mangelnde Bildung stehen einem Schulerfolg vieler Kinder im Weg: „Eltern müssen im Thema Schule drin sein”, weiß Renate Zanjani. „Sie müssen selbst die deutsche Sprache so gut sprechen und verstehen können, um sich im Gespräch mit Lehrern und auf Elternabenden mit den Problemen ihrer Kinder bemerkbar machen zu können”. In Migrantenfamilien sei das oft eine zusätzliche Hürde.

Nun hat die Diakonie keinen Etat für Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe. Zanjani putzt Klinken, knüpft Kontakte zu Privatpersonen, Firmen und Vereinen, um Geld für ihre „Klienten” zusammen zu bekommen. Der Rotary Club Velbert/Heiligenhaus half ihr jüngst mit einer 7500-Euro-Spende (WAZ berichtete) weiter – „diese großzügige Zuwendung trägt bis ins Frühjahr hinein”, so Zanjani. Auch Hans-Jürgen Rauch und sein Hilfsverein „Not neben Dir!” hat ihr schon mehrere Male finanziell unter die Arme gegriffen. Bei der Freiwilligenagentur hat Renate Zanjani auf der Suche nach ehrenamtlichen Nachhilfelehrern bereits ihre Visitenkarte abgegeben – bislang hingegen ohne Erfolg.

„Kinderzeit aktiv” heißt aktuell für 17 betroffene Kinder aber auch: Hausaufgabenbetreuung wird partnerschaftlich organisiert. „Ich überlege, plane und setze mich mit den Eltern auf Augenhöhe auseinander”, sagt Zanjani. Nach Möglichkeit beteiligen sich die Eltern an den Kosten für eine Nachhilfemaßnahme, die je nach Intensität und Dauer bis zu 800 Euro kosten kann. „Dieser Umstand, selbst zum Gelingen einer Nachhilfe durch eihen Eigenanteil beigetragen zu haben, stärkt bei den betroffenen Kindern das Selbstbewusstsein, weil sich ihre Familie Nachhilfe leisten kann”. Die Kinder sehen die Lernunterstützung dann als Eigenleistung an, und entwickeln nach Erfahrung von Renate Zanjani sogar einen Stolz.