Velbert. . 2018 sind in Velbert 41 Radler verunglückt - ein Anstieg von fast 50 Prozent. In Deutschland sind 455 Radfahrer gestorben. ADFC schlägt Alarm.

Geradezu dramatisch anmutende Kunde gibt es nach Ansicht des Fahrradclubs ADFC bei den jährlichen Zahlen zu Unfällen mit Fahrradfahrern. Denn wie das Statistische Bundesamt nun zum Auftakt der Fahrradsaison mitgeteilt habe, seien im vergangenen Jahr 455 Fahrradfahrer – darunter 89 mit Pedelecs (Elektroräder) – auf Deutschlands Straßen ums Leben gekommen. Das seien 14 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor, bei Pedelecs habe es sogar einen Anstieg um rund 25 Prozent gegeben. Zwar wurde 2018 in Velbert kein Fahrradfahrer getötet – dafür ist die Zahl der Unglücke mit Radlern um fast 50 Prozent von 28 auf 41 gestiegen, was auch den ADFC, Ortsgruppe Velbert, beschäftigt.

Handhabung von Elektrofahrrädern ist nicht einfach

Zunächst einmal führt die Kreispolizei Mettmann die deutliche Zunahme an Unfällen in Velbert auf zwei Ursachen zurück. Zum einen habe der ausgesprochen sonnige und warme Sommer 2018 mehr Menschen zum Radfahren motiviert – was eben die Gefahr von Unfällen erhöhe, hieß es. Zum anderen würden insbesondere ältere Menschen sich nun Pedelecs zulegen, die allerdings auch deutlich schneller führen als sich mancher vorstelle. Zudem sei die Handhabung des E-Fahrrades nicht so einfach, so dass Fahrer auch schneller stürzen könnten.

Im Jahr 2018 sind 455 Fahrradfahrer auf den Straßen Deutschlands ums Leben gekommen.
Im Jahr 2018 sind 455 Fahrradfahrer auf den Straßen Deutschlands ums Leben gekommen. © Daniel Naupold/dpa

Dem stimmt Bernd Zielke, Sprecher und Vorsitzender des Velberter ADFC-Ortsverbandes, voll und ganz zu. „Gerade Pedelecs sind schwerer als Fahrräder und haben beispielsweise auch ein anderes Kurven- oder Bremsverhalten. Das unterschätzen viele Menschen, wenn sie Pedelecs kaufen.“ Zudem hätten ältere Menschen – die Hauptklientel für die Elektroräder – ein nachlassendes Reaktionsvermögen, was ebenfalls ein Gefahr sei.

Pedelecs-Anfängerkurs stieß kaum auf Resonanz

Daher habe der ADFC Velbert schon einen Pedelecs-Anfängerkurs organisiert. Doch die Resonanz sei mit gerade drei Anmeldungen – davon auch noch je eine aus Essen und Ratingen – höchst dürftig gewesen. „Deswegen haben wir den Kurs abgesagt, würden ihn aber gerne noch einmal anbieten, damit Grundlagen umfassend trainiert werden können“, so Zielke. Wer sich dafür interessiere, könne sich bei ihm melden entweder unter (02051) 80 75 772 oder per Mail an bernd.zielke@adfc-velbert.de.

Als weiteren Grund für die Zunahme an Unfällen mit Fahrradfahrern in Velbert nennt der ADFC-Ortsgruppenvorsitzender die aus seiner Sicht „katastrophale Infrastruktur für Fahrradfahrer in der Stadt“. So mangele es an einem umfassenden und vernünftigen Radwegenetz. „Der Autofahrer hat hier immer Vorrang.“

Sehr stark steigt auch die Zahl der Unfälle mit Fahrern von Pedelecs (Elektroräder) an.
Sehr stark steigt auch die Zahl der Unfälle mit Fahrern von Pedelecs (Elektroräder) an. © Daniel Karmann/dpa

Stadt will nach und nach das Radwegenetz verbessern

Allerdings arbeitet die Stadt an einem Verkehrsentwicklungsplan und hat auch im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes bereits ein Teilkonzept zu Rad- und Fußwegen ausgearbeitet. Dieses sieht unter anderem eine Verbesserung sowie den Ausbau des bislang rund 100 Kilometer lange Radwegenetzes in Velbert vor, wie Rainer Jadjewski, zuständig für Verkehrsmanagement bei den Technischen Betrieben, schildert. „Dabei wollen wir auch Radfahrer sichtbarer machen und etwa im Kreuzungsbereich die Markierungen erweitern“.

Daneben sollen die stadtteil- und stadtverbindenden Radwege ausgebaut werden. „Da versuchen wir nach und nach alles in Gang zu bringen“, so Jadjewski. Allerdings müsse dafür auch die Politik mitspielen. Da zeigt sich Bernd Zielke vom ADFC aber skeptisch: Bis die Maßnahmen dann umgesetzt würden, „kann es noch Jahre dauern.“

>>>RADWEGE SIND OFT ZUGEPARKT

  • Der ADFC Bundesverband bemängelt mit Blick auf die Unfallstatistik, dass Fahrradfahrer mit Auto- und Lkw-Fahrern um den knappen Platz auf den Straßen kämpfen müssten. Diese schlechte Fahrrad-Infrastruktur sei ein großes Sicherheitsproblem.
  • Zudem seien viele Radwege in einem erschreckenden Zustand. Oft seien die Fahrstreifen viel zu eng oder zugeparkt.