Langenberg. . Es gibt wohl kaum ein besseres Ambiente als die Eventkirche in Langenberg. Rund 100 Besucher werden Augenzeugen gleich mehrerer Morde.

Dieser Butler, Adams, er hat etwas Gebrochenes, etwas Wirres, sein Blick starrt ins Nichts, die Haare zerzaust, der Gang schlürfend, sein Sprachfluss zäh. „Willkommen auf Schloss Darkwood Castle“, begrüßt die düstere Gestalt jeden Besucher des Original-Krimidinners, Hausdiener Parkins, mit Augenklappe, geleitet Mylord und Mylady zu deren Plätzen an den runden gedeckten Tischen, die Platz für je zehn Personen bieten.

Wer heute das erste Mal in der Eventkirche in Berührung mit dem mittlerweile kultartigen Krimidinner-Genre gerät, mag ein wenig irritiert sein: Viele der anderen Menschen, die an den feudalen Festtafeln mit den großen Kerzenständern sitzen, sind fein gekleidet und/oder tragen die passende Kleidung im Sechzigerjahre-Stil: Hosenträger und Nadelstreifenbuntfalte, Federboa, Cloche-Hüte, Etuikleider und Netzstrümpfe.

Im Stil der Krimis à la Edgar Wallace

Wer ist Besucher? Wer gehört zu den Schauspielern? Könnte der Mann vis-à-vis, der mit der Fliege und dem Hut, gar der Mörder sein? Denn um diese Frage dreht sich alles beim „Spuk von Darkwood Castle“, einem der vielen mörderisch- kulinarischen Kerzenlichtdinner, die das Ensemble seit nunmehr 16 Jahren erfolgreich vor ausverkauftem Publikum in erlesener Kulisse präsentiert.

Der ermordete Hausdiener Parkins – gespielt von Manuel Schneider – wird weggebracht.
Der ermordete Hausdiener Parkins – gespielt von Manuel Schneider – wird weggebracht. © Uwe Möller

Ganz im Stil der Sechzigerjahre-Krimis à la Edgar Wallace soll der Stammsitz der Familie Ashtonburry aus Kostengründen versteigert werden, doch dabei geht das Gerücht herum, im Gemäuer des Schlosses ruhe ein sagenhafter Schatz, den der 4. Lord der Familie aus Protest gegen die Untreue seiner Gemahlin, mitsamt dem erlegten Liebhaber eingemauert haben soll. Und scheinbar erschüttert der geplante Verkauf nicht nur die lebende Generation, sondern auch die verstorbenen Ahnen, die im Mausoleum ruhen.

Vor allem mit unglaublicher Spielfreude

Noch bevor die vom ersten Augenblick an gefesselten Besucher ihr Vorspeise-Medaillon vom Winterkabeljau auf Safran-Risotto & Pernod-Espuma auch nur ansatzweise verdaut haben, geschieht der erste Mord, es folgt ein zweiter zwischen dem „klaren Wildconsommé mit Mini-Maultaschen“ und der Hauptspeise „Rostbraten vom Rind mit Kartoffel-Gratin-Türmchen und gerahmtem Winterwirsing“. Der dritte und letzte lässt fast das Bratapfel-Eis der Nachspeise vor Spannung auf der Zunge gefrieren.

Anna Kniel als Emma Steel beziehungsweise später Cora Tilling im Krimidinner.
Anna Kniel als Emma Steel beziehungsweise später Cora Tilling im Krimidinner. © Uwe Möller

Mit viel Ernsthaftigkeit, vor allem aber mit unglaublicher Spielfreude, schlüpfen die Protagonisten in ihre unterschiedlichen Rollen, etwa in die der leicht schwachsinnigen Lady Ashtonburry oder auch des verkopften Psychiaters Dr. Amershaw. Die klassische Krimiorgelmusik und andere Sound- oder Lichteffekte wie Schreie oder Flackern sorgen für Gänsehaut und Spannung auf allen sensorischen Kanälen, Besucher werden willkürlich mit in das Geschehen eingebunden, etwa als Totenträger.

Neun Besucher erraten den richtigen Mörder

Bei Kaffee und Verdauungslikörchen klären sich schließlich die Verbrechen auf, und tatsächlich hatten immerhin neun Besucher den richtigen Mörder erraten, wie die Auswertung eines kleinen Tippspiels preisgibt.

Es ist ein Abend, der für vier Stunden die Welt draußen vor den Kirchentoren verschwinden lässt. „Ich bin fassungslos über so viele Superlative“, schwärmt eine Besucherin aus Leverkusen. Ihre Augen strahlen, sie ringt nach den passenden Worten, „das Ambiente, die Darsteller, die Stimmung, das Essen, die Menschen, ihre Kleidung, das Catering“, sagt sie. Und: „Mein Mann und ich haben die Karten Weihnachten von unseren Kindern geschenkt bekommen. Wirklich, ein schöneres Geschenk ist für mich kaum denkbar.“