Velbert. . Auch aus Angst vor Abschiebung hat ein 30-Jähriger in Velbert seinem Leben ein Ende gesetzt. Freunde verschuldeten sich für seine Überführung.

Die Stimmung bei der Flüchtlingshilfe in Velbert ist gedrückt. Ein junger Mann aus Bangladesch hat sich das Leben genommen, auch weil er abgeschoben werden sollte. „Dabei war er schon bestens in Deutschland integriert“, sagt Dörte Frisch von der Flüchtlingshilfe Velbert. Ihr Büro ist in einem Flüchtlingsheim an der Talstraße untergebracht.

Dörte Frisch: „Er war gut in die Gesellschaft integriert“

2015 war der 30-Jährige in Deutschland angekommen, lebte an der Talstraße. „Er hat Arbeit in der Gastronomie gefunden, ganz offiziell, seinen Lebensunterhalt selbst bestritten und Steuern gezahlt, war in die deutsche Gesellschaft gut integriert“, berichtet Dörte Frisch. Er habe sich nicht in die soziale Hängematte gelegt. Und dann kam der ablehnende Entscheid des Bundesamtes für Asyl, der ihn in so tiefe Verzweiflung stürzte, dass er beschloss, sein Leben zu beenden.

Dörte Frisch  setzt sich  für Flüchtlinge ein.
Dörte Frisch setzt sich für Flüchtlinge ein. © Uwe Möller

Der Ehrliche ist der Dumme

„Warum muss so ein fleißiger Mann das Land verlassen?“, fragt Dörte Frisch. Es sei ungerecht, weil es vor allem die Ehrlichen unter den Asylbewerbern treffe, fügt Günther Coen hinzu. Er ist der Vorsitzende der Velberter Flüchtlingshilfe. Denn die Unehrlichen, die unter falschem Namen in Deutschland lebten und Schwarzarbeitet leisteten, die seien viel schwerer ausfindig zu machen und damit auch abzuschieben. Da sei der Ehrliche mal wieder der Dumme.

Der Tod des jungen Bangladeschers habe bei der Flüchtlingshilfe tiefe Betroffenheit ausgelöst. Es gab Gedenkminuten für den Toten. In tiefer Trauer sind auch die Freunde des jungen Mannes, die ebenfalls aus Bangladesch kommen. Einige von ihnen haben sich nun verschuldet, damit der Tote in seine Heimat überführt werden konnte. Auch ein Moscheeverein steuerte Geld für die Überführung hinzu, damit der Mann von seinen Eltern beerdigt werden konnte.

Hadern mit der Gesetzeslage

„Hätte er eine Bleibeperspektive gehabt, wäre er jetzt noch am Leben“, ist Dörte Frisch fest überzeugt. Sie hadert mit der Gesetzeslage in Deutschland und fordert ein Zuwanderungsgesetz, das fleißigen Menschen wie dem jungen Bangladescher eine Bleibeperspektive in dem Land ermöglicht.

Die Schmach der Abschiebung ersparen

Die Integration in die deutsche Gesellschaft sei nicht leicht, so die Fachfrau weiter. Viele schafften es auch nicht. Umso mehr sollten die belohnt werden, die Leistung zeigten und hier wirklich angekommen seien. Im Übrigen gingen ihrer Erfahrung nach, so Dörte Frisch, mehr abgelehnte Asylbewerber freiwillig in die alte Heimat zurück als abgeschoben würden. Ausgestattet würden sie nur mit geringen Geldbeträgen. Dennoch wollten sie sich die Schmach der gewaltsamen Abschiebung ersparen und verließen Deutschland.

>>>VEREIN WILL FLÜCHTLINGEN DAS ANKOMMEN ERLEICHTERN

  • Die Flüchtlingshilfe Velbert besteht seit 2011. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, Flüchtlingen/Asylsuchenden das Ankommen in der Region zu erleichtern. Dafür bietet er eine kostenlose Beratung zu Aufenthalts-, Verfahrens- und Ausländerrecht, Perspektivberatung, Sprachförderung, sozialen und persönlichen Problemen, Berufsausbildung, Arbeitsplatzsuche und Dokumentenanerkennung an. Diese Beratung findet in Velbert, Langenfeld und Ratingen statt.
  • Des Weiteren bietet der Verein kostenfreie Deutschkurse verschiedener Niveaus an: Alphabetisierungskurse zum Erlernen der Schrift, Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse sowie ein Internet-Lerncafé, welches zusätzlich zu den Deutschkursen besucht werden kann.