Neviges. Einmal im Monat laden einige Händler in Neviges bis 22 Uhr zum „Late Night Shopping“ ein.“ Dabei gibt’s für Kunden so manche Überraschung.

Die Fußgängerzone in Neviges, abends 20 Uhr: Kaum ein Mensch verirrt sich zu dieser Stunde bei Schnee und Eis in der dunklen Elberfelder Straße. Doch oberhalb es Brunnens, in Richtung Wilhelmstraße, tönt plötzlich lautes Lachen aus der Weinhandlung von Bettina Stellwag, schwatzen schräg gegenüber bei Elektro Doppstadt zwei Kunden, fischt Mitarbeiterin Brigitte Boesch eine Schachtel Glühbirnen aus dem Regal. Auch hier: beste Stimmung. Neviges ist tot? Von wegen: Jeden ersten Freitag im Monat ist hier „Late Night Shopping“ bis 22 Uhr angesagt. Klein und fein ist das Angebot, doch stetig wächst der Kreis der Einzelhändler, die jeden ersten Freitag im Monat mitmachen.

„Neviges darf nicht den Bach heruntergehen“

„Neviges darf einfach nicht den Bach heruntergehen, man muss doch was tun“, sagt Kati Maier, Inhaberin der Boutique „Kati’s Fashion“, und hängt eine Hose auf dem Ständer um. Größe 40 hat nichts bei 36 zu suchen, wo kommen wir denn da hin. Kati Maier war es, die im Sommer die Idee hatte, die Kunden abends in die Altstadt zu locken. Mittlerweile öffnen sechs Händler ihre Geschäfte – und nicht nur die Nevigeser sind begeistert.

Leute treffen und in Ruhe ein bisschen bummeln

Guten Appetit:  Frauke und Stefan Sondhauss lassen sich im „Mittagstisch“ den Grünkohl schmecken.
Guten Appetit: Frauke und Stefan Sondhauss lassen sich im „Mittagstisch“ den Grünkohl schmecken. © Uwe Möller

„Das ist toll, wir versuchen, jedes Mal dabei zu sein“, sagt Beate Stegmann und beißt im „Mittagstisch“ von Barbara Knapp gut gelaunt in einen knusprigen Flammkuchen. Wer will, kann hier natürlich auch einfach nur ein paar Lebensmittel einkaufen, aber so ein Stück Flammkuchen ist schon was Feines. „Man trifft auch immer Leute“, freut sich die Beate Stegmann, die als Verstärkung das Ehepaar Birgit und Klaus-Peter Otto aus Wülfrath mitgebracht hat. Gemeinsam geht’s gleich weiter, bisschen in Ruhe stöbern, gucken, kaufen. Auch, wenn an diesem kalten Abend nicht die Massen für Umsatz sorgen, Mittagstisch-Inhaberin Barbara Knapp ist zufrieden: „Ich mache auf jeden Fall weiter, das muss sich eben erst herumsprechen. Wichtig ist, dass wir das jetzt durchziehen.“

„Alle hier in den Läden geben sich so große Mühe“

Findet auch Martina Hildebrand, die sich selbst als „Nevigeser Urgestein“ bezeichnet und als Stammkundin bei „Kati’s Fashion“ einen Blick auf die neue Frühjahrsmode wirft. „Jeder sagt, Neviges ist ein süßes Städtchen. Und hier geben sich ja auch wirklich alle große Mühe in den Läden. Jetzt müssen sich die Leute nur drauf verlassen können, dass sie am ersten Freitag im Monat nicht mal vor verschlossener Tür stehen.“

Velbert Marketing kündigt Unterstützung an

Rückenwind bekommen die Einzelhändler von der Stadt: Olaf Knauer, Abteilungsleiter „Velbert Marketing“, macht sich unter anderem in Ute Meulenkamps Deo-Laden „Teezeit“ ein Bild von der Aktion: „Ich finde das super, was hier passiert. Es wäre schön, wenn sich noch mehr anschließen.“ Um „Late Night Shopping“ bekannter zu machen, will sich Velbert Marketing in Zukunft um die Werbung kümmern, Flyer und Plakate herstellen. „Im Sommer könnte man das Ganze auch nach draußen verlegen“, schmiedet Olaf Knauer schon fleißig Pläne.

Obsthändler brutzelt knusprige Würstchen

Marc Gille brutzelt beim „Late Night Shopping“ leckere Bratwürstchen.
Marc Gille brutzelt beim „Late Night Shopping“ leckere Bratwürstchen. © Uwe Möller

Da ist Marc Gille seiner Zeit voraus: Bei unter Null Grad brutzelt er auf der Elberfelder Straße Grillwürstchen, Pommes gibt’ s auch, während seine Mutter im gleichnamigen Obst- und Gemüsegeschäft Vitaminbomben verkauft. „Klar, hier machen wir mit, man muss doch was tun.“ Das meint auch Brigitte Boesch, seit 20 Jahren Mitarbeiterin bei Elektro Doppstadt. „Das ist jetzt erstmal im Winter eine Durststrecke, wir müssen mehr Werbung machen.“ Bei ihrer Kundin Christine Herold ist das nicht mehr nötig: „Ich finde das richtig gut. Wann hat man als berufstätige Frau in der Woche schon Zeit, mal durch die Geschäfte zu gehen?“

Gemütlich beim Glühwein zusammen sitzen

Gegenüber in der Weinhandlung schenkt Bettina Stellwag weißen und roten Glühwein aus,an einem der kleinen runden Tische hat es sich das Ehepaar Hilzensauer gemütlich gemacht: „Wie in der Kneipe ums Eck, herrlich“, meint Franz Hilzensauer und strahlt über beide Backen. Dass man hier bis 22 Uhr einkaufen kann, hat Ehefrau Margret erst am Nachmittag zufällig erfahren. Und sie bedauert schon jetzt: „Nächstes Mal können wir leider nicht, da ist Konzert in Wuppertal.“

Beim nächstren Mal gibt’s Konfetti-Flammkuchen

Dann verpassen sie auch einen ganz besonderen Leckerbissen, den Mittagstisch-Inhaberin Barbara Knapp schon jetzt plant: „Der nächste Termin ist der 1. März, direkt vor dem Karnevalswochenende. Toll, dann mach ich Konfetti-Flammkuchen, mit roten Paprika-Stückchen obendrauf.“

>>> INITIATORIN BEKAM UNTERSTÜTZUNG

  • Kati Maier hatte mit ihrer Boutique in den Monaten August und September 2018 zunächst als einzige geöffnet. Bei einer Versammlung des Bürgervereins Neviges Hardenberg im Oktober 2018 sagten spontan weitere Einzelhändlerinnen zu. Die Werbegemeinschaft Neviges begrüßt das Engagement, wie der zweite Vorsitzende Helmut Wulfhorst erklärt.