Tönisheide. . NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales , Bau und Gleichstellung Ina Scharrenbach besucht die Firma JuNie. Und legte im Werk selbst Hand an.

Die kluge Frau baut vor und überlässt nichts dem Zufall. So hat Martina Panitz, seit 31 Jahren im Schloss- und Beschlägeunternehmen JuNie beschäftigt, erstmal das Internet bemüht. „Wir haben vorher mal geguckt, man kennt die ja nicht so aus dem Fernsehen.“ Jetzt weiß die Arbeiterin, die den ganzen Tag lang wieselflink Kleinteile sortiert, nicht nur, wie die NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung Ina Scharrenbach aussieht. Sie ist auch ansonsten mit „Frau Ministerin“ sehr zufrieden.

„Doch, die ist nett, die hat mir alles Gute gewünscht“

„Doch, die ist nett, die hat mir alles Gute gewünscht. Das ist doch mal ein Wort.“ Dabei kam Ministerin Ina Scharrenbach vor allem, um sich ein Bild von ihrer Chefin zu machen: Julia Niederdrenk (43) führt zusammen mit ihrem Cousin in vierter Generation das Traditionsunternehmen, engagiert sich zudem ehrenamtlich bei der IHK Düsseldorf. Ein perfekter Auftakt für die Besuchsreihe der Ministerin zu Unternehmerinnen in ganz NRW. Dass JuNie als erstes Ziel auf der landesweiten Tour stand, ehrt Julia Niederdrenk ganz besonders.

Seit knapp 14 Jahren ist die Mutter zweier kleiner Kinder geschäftsführende Gesellschafterin der Julius Niederdrenk GmbH & Co. KG.. Seit 2006 leitet sie in vierter Generation gemeinsam mit ihrem älteren Cousin Bernd Niederdrenk das Familienunternehmen. Während ihr Cousin für den Vertrieb zuständig ist, führt Julia Niederdrenk die Bereiche Finanzen, Konstruktion und Technik. Ehrenamtlich engagiert sie sich unter anderem als Vizepräsidentin der IHK zu Düsseldorf und ist Mitglied der Vollversammlung sowie des Regionalausschusses Velbert. „Nach meinem Abitur studierte ich Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität in Karlsruhe und in Italien an der Politecnio di Torino“, erzählt die 43-Jährige.

Die Hälfte der 100 Mitarbeiter sind Frauen

Ministerin Ina Scharrenbach interessierte, bevor der Rundgang durch den Betrieb startete, unter anderem, wie hoch der Frauenanteil unter den 100 Mitarbeitern sei. „Knapp die Hälfte sind Frauen, die meisten in der Montage“, lautete die Antwort. Zurzeit bildet JuNie zwei Azubis für den eigenen Bedarf aus, auf die Stellen habe es rund 30 „gute Bewerbungen“ gegeben. Was die Produkte betrifft – alle möglichen Schließsysteme für Möbel, aber auch Handschellen –, so interessierte sich die Ministerin vor allem für elektronische Schlösser, die per Bluetooth zu bedienen sind. Also Schlösser, für die man keinen Schlüssel braucht. „Unser Vertriebspartner ist dabei Noke in den USA.“ Noke steht für no key. Unter anderem kauften diese schlüssellosen Sicherheitsschlösser Besitzer hochwertiger E-Bikes.

Ministerin und Vertreter der IHK nahmen sich Zeit

Auf zum Betriebsrundgang, für den sich die Ministerin und diverse Vertreter der IHK, darunter Jutta Kruft-Lohrengel, Vizepräsidentin IHK NRW, und Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Mittelstädt, viel Zeit nahmen. Rund 500 Zylinder montiert Michaela Witt an einem Tag, die Ministerin fand sie „sehr nett und offen“. Ein wenig überrascht war Werkzeugbauer Sascha Mysch über den hohen Besuch und das große Interesse an seinem Arbeitsplatz. So viele Leute, und dann noch mit Kamera, da soll man noch vernünftig arbeiten.

Einen Zylinder selbst zusammen gebaut

Laut rattert es in der Stanzerei, weiter geht’s in den Bereich Zerspanung, hier werden die Schlüsselrohlinge eingeschnitten, das geschieht computergesteuert. Mit Blick auf die vielen Kisten voller kleinster Metallteilchen bemerkt die Ministerin „Hier macht Inventur aber auch keinen rechten Spaß. Wiegen Sie?“ Drei Tage dauere eine Inventur, erklärt Julia Niederdrenk, bevor es an die letzte Station der Besichtigung geht. Hier ist bei der Ministerin Fingerspitzengefühl gefordert: Winzig klein sind die Teilchen, aus denen sie ihren eigenen Zylinder baut. „Noch einmal vorsichtig drücken“, ermuntert der Profi Herbert Przybilla. „Ganz schön fisselig, die Arbeit“, meint Ina Scharrenbach, steckt das glänzende Stück stolz in die Tasche und bedankt sich bei ihrem Meister.

<<<SEIT 1874 FAMILIENUNTERNEHMEN

  • Seit 1874 besteht das Familienunternehmen Julius Niederdrenk in Tönisheide. Der Schloss- und Beschlägebetrieb in der Straße Zum Papenbruch verfügt über eine eigene Konstruktionsabteilung für Entwicklungen. Ina Scharrenbach (CDU) ist seit Juni 2017 Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen. Geboren in Unna, studierte sie Rechnungswesen, Steuern und Controlling an der FH Dortmund.