Velbert. . Betrüger geben sich als Polizisten aus und versuchen so, Menschen um ihr Geld zu bringen. In Velbert gab es nun einen besonders schweren Fall.

Auch wenn die Polizei immer wieder eindringlich vor „falschen Polizisten“ warnt, die vor allem Senioren um Geld und Wertgegenstände bringen wollen, fallen trotzdem noch oft genug gutgläubige Opfer auf die Abzockmasche herein. So wie nun letzte Woche wieder in Velbert, als ein Mann eine „sehr hohe Summe“ an Betrüger übergab – zuvor war er vermeintlich von Ordnungshütern angerufen worden. Der Velberter ist auch beileibe nicht der einzige, bei dem die Kriminellen ihr Glück versucht hatten: Seit vergangener Woche meldeten sich bei der Polizei über 100 Menschen, insbesondere aus Velbert, Heiligenhaus und Ratingen, die ebenfalls übers Ohr gehauen werden sollten. Die Dunkelziffer dürfte auch deutlich höher sein.

Betrüger setzen die Angerufenen perfide unter Druck

Bei ihren Anrufen gehen die Betrüger immer nach einer ähnlichen Methode vor, wie Kriminalhauptkommissar Bernd Hildebrand von der Dienststelle Kriminalprävention/Opferschutz der Kreispolizei Mettmann berichtet: „Durch eine zum Teil aggressive Ansprache setzen sie ihre Opfer unter Druck und behaupten etwa, dass deren Geld oder Wertgegenstände nicht sicher sind.“ Aus diesem Grunde, so die Aussage der Täter, sei ein „sofortiges Handeln“ nötig. Sprich: Die Angerufenen sollen schnell ihr gesamtes Bargeld, Schmuck oder ähnliches einem vermeintlichen Polizisten zur geschützten Verwahrung übergeben. Dieser falsche Beamte erscheint dann auch kurze Zeit darauf, um die Sachen entgegenzunehmen.

Dabei setzen die Betrüger auf Panik, Schockmomente und zeitlichen Druck: „Den Menschen wird suggeriert, dass alle ihre Wertsachen in unmittelbarer Gefahr sind, weil Diebesbanden unterwegs und auch Banken nicht sicher sind“, schildert Hildebrand weiter. Deswegen würden die Opfer zudem oft aufgefordert, ihr Geld vom Konto abzuholen und dieses ebenfalls zu überreichen.

Die echte Polizei fragt Bürger niemals nach ihrem Geld

Solche Anrufe seien aber immer Betrug, denn: „Die echte Polizei ruft niemals Bürger an, um über deren Vermögensverhältnisse zu reden und holt auch niemals Geld oder Wertsachen ab“, erklärt der Kriminalhauptkommissar. Man solle sich auch nicht von der Nummer 110 im Telefondisplay täuschen lassen, die die Betrüger beispielsweise über Schaltungen über das Ausland verwenden. „Diese Nummer erscheint nicht im Display, wenn die Polizei anruft.“

Kriminalhauptkommissar Bernd Hildebrand kennt die Masche der Betrüger und rät zu besonderer Vorsicht.
Kriminalhauptkommissar Bernd Hildebrand kennt die Masche der Betrüger und rät zu besonderer Vorsicht. © Christopher Shepherd

Stattdessen solle genau die Notrufnummer 110 von allen gewählt werden, die von den Kriminellen kontaktiert worden seien. „In solchen Fällen sollten die Angerufen zunächst niemals irgendwelche Details über ihre Vermögensverhältnisse preisgeben, sondern sofort auflegen, sich vergewissern, dass die Leitung getrennt ist, und dann die richtige Polizei informieren“, so Hildebrand weiter. Auf keinen Fall sollten Angerufene jedoch versuchen, eigenmächtig die Betrüger zu überführen. „Dies sollte immer nur in Abstimmung mit der Polizei erfolgen, wenn ein zweiter Kontakt vereinbart wurde.“

Menschen mit älter klingendem Namen bevorzugt Opfer

An die Telefonnummern der potenziellen Opfer kommen die Kriminellen auf verschiedenen Wegen: „Sie schauen beispielsweise in Telefonbücher oder sehen sich die Todesanzeigen an“, berichtet Hildebrand. Dann würden besonders Menschen mit einem älter klingenden Vornamen – etwa Horst oder Hildegard – angerufen, in der Hoffnung, dass Senioren leichter zu täuschen seien. Allerdings könne es jeden Bürger, ganz gleich welchen Alters, treffen. Und: „Teilweise kaufen die Betrüger auch Namens- und Adresslisten“ – denn beispielsweise bei jedem Gewinnspiel würden Personalien notiert, diese würden dann teilweise auf illegalem Weg weiterverkauft. Oft schlügen die Täter in kurzer Zeit in einem bestimmten Gebiet zu – wie vergangene Woche unter anderem in Velbert –, weil sie dann ihre Mithelfer dort postieren und schnell reagieren könnten.

Wie viele Senioren jedes Jahr von solchen Betrügern angerufen werden, kann die Polizei nicht sagen. Denn solche Fälle würden unter dem allgemeinen Punkt der vermögensschädigenden Delikte erfasst. Doch: „Die Tendenz ist in diesem Bereich klar steigend“, so Bernd Hildebrand.

Polizei hat einen Ansprechpartner für solche Delikte

Wer noch Fragen zu solchen Betrügereien hat – dazu zählt etwa auch der Enkeltrick oder die Masche, dass Betrüger sich an der Haustür als Mitarbeiter der Stadtwerke ausgeben – kann sich jederzeit an die Kreispolizei-Dienststelle Kriminalprävention/Opferschutz wenden. Kreisweiter Ansprechpartner ist Kriminalhauptkommissar Holger Kersken, der unter der Telefonnummer 02104/982-7717 zu erreichen ist. Er hält auch Vorträge zu genau solchen Themen.

Ein weiterer Bericht zum Thema Enkeltrick und Betrüger an der Haustür erfolgt in Kürze.

>>>DER AKTUELLE FALL IN VELBERT

  • In dem aktuellen Fall war ein Senior aus Velbert am Dienstag, 22. Januar, Opfer von falschen Polizisten geworden. Dabei hatten die Täter den Mann am Telefon derart unter Druck gesetzt, dass er sehr viel Bargeld in einen Rucksack gepackt und diesen an einer Garage an einem kleinen Fußweg an der Paracelsusstraße abgelegt habe, so die Polizei.
  • Wenig später, gegen 19.50 Uhr, beobachtete eine Zeugin dann, wie eine junge Frau Anfang 20 den blauen Rucksack abholte. Sie war sehr schlank, trug eine Mütze und eine kurze Jacke, die um die Taille einen Gürtel hatte. Sie soll akzentfreies Deutsch gesprochen haben. Wie viel Bargeld dabei erbeutet wurde, teilte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mit. Das zuständige Kriminalkommissariat bittet um sachdienliche Hinweise unter der Nummer (02051) 946-6110.