Neviges. . Die Krippe im Mariendom hat erstmals ein Zelt und keinen Stall. Auch bei den lebensgroßen Figuren können sich die Besucher auf Neues freuen.
„Andreas, welche Seile? Und besser die dicken Stangen?“ Andreas Daldrup, Pfadfinder beim Stamm Neviges Hardenberg, muss nicht lange überlegen. Ist zwar kein Wind, aber sicher und standfest muss die Stoffplane schon befestigt werden. Nicht auszudenken, wenn das Dach über der heiligen Familie zusammenkracht. Die Krippe im Mariendom steht dieses Jahr zum ersten Mal unter einem Zelt. Auch haben Maria und Josef mehr Besuch als früher.
„Die diesjährige Krippe ist Gemeinschaftsarbeit“
„Es gibt zwei neue Krippenpersonen“, sagt Bruder Dietmar, Hausoberer bei den Franziskanern und seit dem Weggang von Bruder Frank übergangsweise Wallfahrtsleiter: Der heilige Franziskus ist zum ersten Mal dabei, außerdem erscheint ein Engel, um den Hirten die frohe Botschaft von der Geburt Jesu zu verkünden. Und auch das ist neu: „Die diesjährige Weihnachtskrippe ist eine Gemeinschaftsarbeit“, so Bruder Dietmar. Dabei hatte das Krippenteam nicht nur jede Menge guter Ideen, sondern es bewies auch bei der Umsetzung viel Kreativität. „Das hat Spaß gemacht, es war einmal etwas anderes“, meint Bruder Konrad vergnügt. Und niemand maulte über die zusätzliche Arbeit.
Der heilige Franziskus ist in der Krippe auch dabei
Die Tiere schnitzte ein Meisterschüler von Joseph Beuys
Das Jesuskind wird traditionell erst am Heiligen Abend in die Krippe gelegt.
Die Idee einer Krippe mit lebensgroßen Figuren hatte 1952 Kaplan Pater Burckhard. Geschnitzt hat die Holzfiguren mit den drehbaren Gelenken der Feinmechaniker Heinrich Dattenberg. Pater Laurentius, ein Meisterschüler von Joseph Beuys, schnitzte die Tiere.
Bis 1973 stand die Krippe in der Pfarrkirche, bevor sie dann in den Dom kam.
So hat Wallfahrtssekretärin Stefanie Schmitz aus einem Messdiener-Gewand das Engelskleid geschneidert, Bruder Peter stellte für die Figur des heiligen Franziskus einen Habit zur Verfügung. Warum der Ordensgründer mit dabei ist? Bruder Dietmar: „Der heilige Franziskus ist gewissermaßen ja der erste Krippenbauer. Zu Lebzeiten spielte er das Geschehen rund um die Geburt Jesu mit lebendigen Personen und Tieren nach.“
Der Engel muss zum 6. Januar verschwinden
Auch die Krippe im Dom erinnert dieses Mal an ein dynamisches Krippenspiel: So verschwindet der Engel und kommt am 6. Januar als jene Figur wieder, die er ursprünglich ist. „Das ist ja einer der heiligen drei Könige. Und Franziskus ist eigentlich Hirte“, erzählt Stefanie Schmitz. Franziskus jedoch darf bleiben, auf einen Hirten mehr oder weniger kommt es nicht an. Zumal es mit Katz und Maus, die vor allem Kindern gefallen werden, Neues zu entdecken gibt.
Küsterin umwickelte Natursteine mit Moos
Zurück zum Krippenaufbau: Acht schwere Natursteine karrte Bruder Konrad aus dem Klostergarten heran, damit die Pfadfinder ihr Zelt befestigen können. „Man darf ja keine Löcher in den Dom bohren.“ Dass die dicken grauen Oschis kaum auffallen, ist Küsterin Monika Norden zu verdanken. „Ich hab die mit Moos umwickelt, und auch das Kamel. Das kommt ja erst mit den heiligen Drei Königen und soll vorher nicht so auffallen.“
Neun Säcke „Sahara-Sand“ vor der Krippe verteilt
Neun Säcke Sand kippte man vor das Zelt, die Aufschrift „Sahara-Sand“ amüsiert nicht nur Bruder Konrad: „Extra aus der Wüste besorgt, da war die heilige Familie ja auch.“ Warum sich das Krippen-Team in diesem Jahr für ein Zelt entschied: „Der Stall ist nicht mehr so gut in Schuss“, erzählt Bruder Dietmar. „Außerdem soll das Zelt ein Bild der Heimatlosigkeit sein und an über 60 Millionen Menschen erinnern, die weltweit ihre Heimat verlassen müssen und in Zeltstädten leben.“ Man dürfe das Schicksal der Flüchtlinge nicht vergessen. Nicht zuletzt passe das Zelt zum Dom-Jubiläum, auch der Dom habe ja ein zeltartiges Dach.
Velberter Männerchor half beim Aufstellen der Bäume
Bestens gelaunt arbeitete das Krippen-Team Hand in Hand, beim Aufstellen der insgesamt 14 Bäume half sogar der Velberter Männerchor. Bruder Konrad: „Die wollten ohne Bäume ihr Konzert geben. Wir haben auch gewartet, dafür haben sie mitangefasst.“