Tönisheide. Das Café am Kirchplatz in Tönosheide schließt am 23. Dezember 2018. Für ihre Entscheidung nennt Inhaberin Katie Nieding persönliche Gründe.
Ein Jahr lang hat sie es probiert. Hat die Zähne zusammen gebissen, tapfer für Zwei gearbeitet. „Aber es geht nicht, ich kann einfach nicht mehr. Mein Körper bricht immer mehr zusammen. Und außerdem braucht mein Mann mich jetzt.“ Katie Nieding gibt ihren Lebenstraum nach vier Jahren auf und schließt ihr Café am Kirchplatz. Morgen, Sonntag, 23. Dezember, serviert sie zum letzten Mal Kaffee und Torten.
Der Ehemann ist schwer erkrankt
Es sind familiäre Gründe, die sie zu diesem Schritt zwingen: Seit Dezember letzten Jahres ist Ehemann Hartmut schwer erkrankt. „Er war meine rechte Hand, hat mir hier im Café immer sehr geholfen.“ Und die Doppel-Belastung Café, dann Haushalt mit kranken Mann daheim, „das schaffe ich einfach nicht mehr“.
Auch die Tochter kann nicht mehr mithelfen
Auch Tochter Iris, die jahrelang mithalf, kann ihrer Mutter nur noch im absoluten Notfall beistehen. Nach ihrem Soziologie-Studium hat sie an der Universität Duisburg eine Vollzeit-Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin bekommen.
Vier Jahre lang führte Katie Nieding das beliebte Café, das für viele Tönisheider einfach nicht mehr wegzudenken ist. Eben auch, weil „Katie“, wie hier alle nur sagen, ihren Betrieb mit so viel Herzblut führte. „ Ihr Café, das war immer mehr als nur Existenz, als Beruf, und das merken die Gäste. „Ganz viele sagen nur: Katie, wie immer“, sagt die 64-Jährige lächelnd.
Ein Stammgast kommt jeden Tag um 9.30 Uhr
So kommt Ulrich Wiemer (76) seit vier Jahren jeden Tag morgen auf einen Kaffee vorbei, immer gegen 9.30 Uhr. „Von meinen Hochsitz hier beobachte ich alles“, sagt der Pensionär, der am liebsten auf der kleinen Empore sitzt, schelmisch. Bleibt sein Stammplatz mal leer und die Jalousien an seiner Wohnung schräg gegenüber an der Kirchstraße ungewöhnlich lange geschlossen, wird Katie Nieding unruhig.
„Man muss nicht viel sagen, Katie weiß Bescheid“
Fast jeden Freitag treffen sich die zwei Freundinnen Gabriele und Ursel hier zum Frühstück. „Man muss gar nicht viel sagen, Katie weiß Bescheid. Ich brauche erst mein Brötchen, dann den Kaffee.“
Die Rentner der Firma Juni Niederdrenk kommen seit Jahren, ebenso die früheren Fußballer des SV Union, und jeden Freitag treffen sich die NTV-Handball-Senioren.
Eine Familie frühstückt hier jeden Sonntag
Dann sind da die zwei Schwestern mit Familie, die jeden Sonntag um 10 Uhr frühstücken. Sie alle werden Katie Nieding und ihre Familie schmerzlich vermissen, ganz zu schweigen von Lothar Jäger und den Bingo-Spielern.„Dass ich erst am 23. Dezember schließe und nicht eher, das ist auch ein Dankeschön an all meine lieben Gäste“, sagt Katie Nieding.
Es gibt Hoffnung auf einen Nachfolger
Kleiner Trost: Vermieter Willi Bender und Sohn Clemens führen Gespräche mit Interessenten, „es wird weitergehen“, verspricht Clemens Bender. Nur leider nicht mit Katie.