Neviges/Wuppertal. Opernsänger und Stimmtrainer Werner Plath ist sicher: Richtiges Atmen macht glücklich. Er hilft auch Menschen, die ihre Sprache verloren haben.

Vor Überraschungen ist man bei Werner Plath nie sicher. Gerade noch entspannt auf dem Sofa, springt er auf, eilt zum Klavier, und schon dröhnt eine Opernarie durch das sonnendurchflutete Zimmer. Dazwischen schafft er es noch, einen Satz loszuwerden, den er für wichtiger als alles andere hält: „Atmen Sie! Atmen Sie durch die Nase!“ Werner Plath ist ausgebildeter Opernsänger und seit über 20 Jahren mit Leib und Seele Atem- und Stimmtrainer. In sein Wuppertaler Haus kommen Menschen aus ganz Deutschland – und natürlich auch aus Neviges.

Auch der Rhythmus-Chor holte sich den letzten Schliff

In Hagen am Konservatorium studiert

Werner Plath, geboren in Bad Polzin im früheren Pommern, studierte am Konservatorium in Hagen und absolvierte eine Hotelfach-Ausbildung. Seit 20 Jahren ist er in Wuppertal als „Managementtrainer, Atem- und Stimmcoach“ tätig.

Mehr dazu auf der Homepage: www.wernerplath.de. Wer direkt Kontakt aufnehmen möchte: (0202) 4959950.

So nahm er vor zwei Jahren die beiden Chöre des Chorleiters Manfred Hagling unter seine Fittiche, den Rhythmus-Chor und den Rhythmus-Parenten-Chor. Wie sehr seine Anregungen – das Wort „Lektionen“ käme ihm nie über die Lippen – noch immer nachhallen, davon überzeugte sich der 75-Jährige beim Domkonzert am 1. Advent

„Großartige Leistung““

Rhythmus-Chor Velbert-Neviges am Sonntag den 2.12.2018 mit Heinz Schemken als Chorleiter. Foto: Carsten Klein / Funke Foto Services
Rhythmus-Chor Velbert-Neviges am Sonntag den 2.12.2018 mit Heinz Schemken als Chorleiter. Foto: Carsten Klein / Funke Foto Services © Carsten Klein

„Was die geboten haben, das war ganz großartig, vor allem die Solisten waren eine Sensation“, zeigt sich der Opernsänger noch immer begeistert. Man dürfe auch nie die heikle Akustik dieses Gotteshauses aus Beton vergessen, betont Werner Plath. Dann die Gesamtsituation: große Halle, großes Publikum. „Sich dann dort vorne hinzustellen, alleine zu singen, dazu gehört schon einiges.“ Sehr viel Courage, aber auch Können. Und für den ganzen Chor sei es wichtig, so Plath, sich in einem so beeidruckenden Gebäude wie dem Mariendom auf einen versierten Dirigenten verlassen zu können.

Zwischendurch gibt es kleine Gesangseinlagen

Nicht nur Kinder und Erwachsene der beiden Chöre kommen zu ihm, um das wiederzufinden, was der quirlige Stimmtrainer für den Gesang und das Leben schlechthin für absolut unerlässlich hält: „Wichtig ist das natürliche Atmen. Sehen Sie, die Stimme trägt mich mühelos ins Forte hinaus.“ Schon gibt es eine weitere kleine Gesangseinlage, und ehe man sich versieht, steht man selbst vor diesem Klavier, versucht erst zaghaft, dann mutiger ein paar Töne, und merkt: Macht ja richtig Spaß.

„Fließt der Atem, werden Endophine ausgeschüttet“

„Wenn der Atem fließt, werden Endorphine ausgeschüttet“, heißt Plaths einfache Erklärung. Menschen aus ganz Deutschland kommen zu ihm, suchen und erhalten Hilfe durch das richtige Atmen. „Sagen Sie nicht Technik, das ist ganz natürlich. Und daran denken“, so ermahnt Plath: „Immer durch die Nase, Mund zu.“

Kind findet nach schwerem Unfall die Sprache wieder

Dabei bleibt einem bei dem, was Werner Plath erzählt, vor Staunen der Mund offen: So quartiert sich eine Familie vom Bodensee regelmäßig für eine Zeit lang in Wuppertal ein, der Sohn als Zwölfjähriger lange Zeit im Koma lag und danach kein Wort sprechen konnte. Die Fortschritte, so der Experte, seien verblüffend. Ebenso bei Menschen, die stottern, lispeln oder andere Handicaps haben. Aber auch, wer einfach nur überzeugender auftreten möchte, wendet sich an den Stimmcoach und Opernsänger. „Ich bringe Menschen auch das richtige Gehen und Laufen bei. Alles eine Sache des Atmens.“