Neviges. . Die Spuren jüdischer Geschichte waren Thema eines Stadtspazierganges des früheren Schulpfarrer Frank Overhoff. Voarb gab es einen Gottesdienst.
Judentum in Neviges – das ist ein spannendes Thema Stadtgeschichte. Zumal, wenn es so packend präsentiert wird wie bei dem „kleinen Stadtspaziergang auf jüdischen Spuren“, auf den der pensionierte Schulpfarrer Frank Overhoff am Sonntagvormittag die Besucher mitnahm. Eingeladen zu der Veranstaltung hatte die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde. Zu dem höchst informative Spaziergang fanden sich viele Nevigeser ein, einige hatten auch vorab den Gottesdienst in der Stadtkirche zum Thema „Juden und Christen“ besucht.
Aufwändige Recherche in Archiven
Zur Erinnerung an die Opfer der Reichspogromnacht
Als Teil der Velberter „Woche der Erinnerungen“ finden bis Sonntag, 11. November, Ausstellungen, Vorträge und Gottesdienste statt. Der Jahrestag der Pogromnacht selbst wird mit einer Kranzniederlegung in Velbert begangen.
Frank Overhoff ist als Mitbegründer des Arbeitskreises „9. November“ aktiv an der „Woche der Erinnerungen“ beteiligt.
„Man sieht ja einiges im Fernsehen, aber davon, wie es vor der eigenen Haustür zuging, weiß man kaum etwas“, meinte eine Teilnehmerin zum Start der Tour. Bevor die Gruppe sich auf den Weg durch die Innenstadt macht, berichtet Frank Overhoff von den ältesten jüdischen Spuren in Velbert, auf die er bei seiner Recherche in Archiven, Rechnungsbüchern und anderen Unterlagen gestoßen ist. Die jüdische Gemeinde in Neviges hatte nie mehr als 60 Einwohner, was die Suche nach Aufzeichnungen erschwert hat.
Arztfamilie Windmüller kümmerte sich um die Armen
Anhand von verschiedenen Familien erzählt Frank Overhoff die Geschichte der jüdischen Bevölkerung. So waren beispielsweise die Windmüllers besonders angesehene Ärzte der Stadt, die sich vor allem um die ärmere Bevölkerung gekümmert haben.
Im Nachbarhaus fand der jüdische Religionsunterricht statt, während für den Gottesdienst oft Räume angemietet wurden. „Die kleinen Familien sind oft ein Spiegel der großen Ereignisse“, so Overhoff, der von Emigration, Flucht und Deportation berichtet. Darum ist das Datum der Stadtführung auch nicht zufällig gewählt, denn in diesem Monat jährt sich die Reichspogromnacht zum achtzigsten Mal. Im Rahmen einer „Woche der Erinnerungen“ wird in Velbert mit diversen Veranstaltungen der Opfer der NS-Zeit gedacht.
Stolpersteine und Straßennamen gedenken der Opfer
Heute erinnern lediglich ein paar Straßennamen und Stolpersteine an das jüdische Leben in Neviges; die meisten Gebäude existieren nur noch auf alten Fotos. Eine Ausnahme ist das Haus der Familie Heimann, in dem sich heute eine Filiale von Gassmann befindet.
An Verdienste der jüdischen Bevölkerung erinnern
Das reicht Frank Overhoff aber nicht. Er selbst ist Langenberger, und entwickelte sein Interesse am jüdischen Schicksal im eigenen Ort während seiner Zeit als Schulpfarrer. Er habe mitbekommen, dass die Schüler das Dritte Reich im Unterricht zwar durchnähmen, erzählt er, „aber als ich mich im Stadtarchiv über die jüdische Geschichte informieren wollte, war dort kaum etwas zu finden.“
So hat er sich ganz einfach „selbst auf den Weg gemacht“. Sein Ziel ist es, an die Vergangenheit und Verdienste der jüdischen Bevölkerung zu erinnern. Ein großer Schritt in diese Richtung ist die geplante Aufstellung von Gedenktafeln an wichtigen Orten jüdischer Geschichte.