Nierenhof. . Der Deilbach zwischen Nierenhof und Essen-Kupferdreh soll wieder natürlicher fließen: BUND und TBV stellten Pläne zur Gewässerentwicklung vor.
Wer am Deilbach entlangspaziert oder -radelt, erfreut sich an Geschichte, Grün und Gleisen von historischer Bedeutung. Erst im Juli sorgte die Fertigstellung der Deilbachbrücke für den Lückenschluss der Radwegroute des Dreistädte-Ecks Essen, Hattingen und Velbert. Am Wochenende nun machte der Naturbus „Lumbricus“ der Kreisgruppe vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) an der ehemaligen Ziegelei Timpe an der Voßnacker Straße Station. Andreas Bolle (BUND Essen) und Carmen Sauerwein von den Technischen Betrieben Velbert (TBV) luden dort zu einer ökologisch-kulturhistorischen Exkursion ein.
Besuch in einer „bemerkenswerten Kulturlandschaft“
Unter dem Titel „was wurde was ist... und wer bestimmt, was sein wird“, erläuterte Bolle den historischen Aspekt, während Carmen Sauerwein erste Pläne zur Gewässerentwicklung am Deilbach vorstellte. Passend dazu feierte die frisch gegründete Wasser-AG des BUND ihre öffentliche Premiere.
„Wir haben hier eine sehr bemerkenswerte Kulturlandschaft und finden eine Menge an kulturhistorischen Relikten“, erklärte Bolle. Er erinnert an die Kaiser-Wilhelm-Bahn, eine der ersten Eisenbahnen Deutschlands, die Ziegeleien, den Eisenhammer, den Kupferhammer. „Es findet sich hier die gesamte Historie der Energiegewinnung.“ So werden noch heute im alten Steinkohlekraftwerk die Kraftwerkschüler ausgebildet, in einer der alten Ziegeleien befinden sich heute die Betonwerke Kupferdreh.
Einst war der Deilbach die Grenze zwischen Hattingen und Langenberg. Bolle zeigt auf einen Hügel mit dünnen Bäumen am Rande der alten Kläranlage Velbert am Ziegeleiweg. „Wir wollen wieder zurück zur Vergangenheit. Was hier wie Natur aussieht, ist ein Wald, der auf einer Deponie gewachsen ist, das sah vor 200 Jahren alles ganz anders aus. Es war in den vergangen Jahrzehnten schon schlimmer, aber es kann auch noch viel besser werden“.
Aber: So wie früher wird’s am Deilbach nie mehr
Zurück zur Natur: Das ist auch der Plan der TBV. Allerdings nicht ganz so, wie es einst war. „Wir haben hier das seltene Glück, dass die gesamten Flächen im öffentlichen Eigentum sind“, freut sich Bolle. Angestrebt sei, dass „wir von den Plänen bis 2020 zumindest erkennbar etwas erreichen und dafür nicht 35 Jahre brauchen“. Damit spielt er auf den fast 40 Jahre dauernden Lückenschluss der Rad- und Gehwegverbindung im Deilbachtal an.
Züge verkehren dort seit fast 190 Jahren
Der Deilbach wurde trotz seiner geringen Strömung durch Stauungen als Antriebskraft für Hämmer wie den Eisenhammer in Kupferdreh genutzt.
Die Eisenbahnstrecke durchs Deilbachtal ist seit 1830 ununterbrochen in Betrieb. Damals eine Industriestrecke, ist sie heute die S-Bahn-Verbindung von Wuppertal nach Haltern.
Behördengespräche stehen im November an. Und es sind viele Behörden, denn zumindest drei Städte sind von diesem Projekt betroffen: Hattingen, Velbert und Essen. Den ersten Entwurf präsentiert an diesem Tag Carmen Sauerwein. „Der Deilbach soll wieder einen ähnlichen Verlauf wie ursprünglich erhalten“. Die einstige Grenzbildung der Städte durch den Bach wird nicht zu erreichen sein, da diese zum Teil direkt an den Bahngleisen verlaufen würde. „Dazu soll auf bisherigen Wiesen ein Auwald entstehen, sowie ein einsehbarer als auch ein nicht zugänglicher Auetümpel.“ Auf die Stadtgrenze Velbert/Hattingen soll zur Erinnerung an den ursprünglichen Bachlauf eine Baumreihe gepflanzt werden. Wichtig ist Bolle bei dem ganzen Projekt eins: die Natur. „Da entwickelt sich eine eigene Dynamik. Was genau passieren wird, können wir selbst nicht sagen.“ Das müsse auch nicht immer nur schön sein. „Da wird’s auch mal Totholz im Fluss geben, wir möchten die Veränderung der Natur zeigen“. Das sei, so der Experte „nicht nur ökologisch gut, sondern dient auch der Umweltbildung“.