vELBERT: . Selbsthilfeverband Organtransplantierter sieht Widerspruchslösung eher kritisch. Velberter an Spitze des Verbands. Skandale erschwerten Arbeit

Derzeit wird das Thema Organspende wieder breit diskutiert. Angestoßen wurde die Debatte vom Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der eine Widerspruchslösung vorschlägt. Seine Idee: Künftig soll jeder Bürger ein Organspender sein, es sei denn, er legt ausdrücklich dagegen Widerspruch ein. Dadurch soll es zu einer größeren Zahl an Organspenden in Deutschland kommen.

Der Velberter Hans J. Schmolke lebt seit 18 Jahren mit einem Spenderherz und engagiert sich beim Selbsthilfeverband Organtransplantierter NRW. Er hat zu Spahns Vorschlag eine geteilte Meinung: „Das Konzept geht in eine grundrichtige Richtung. Allerdings sehe ich aus ethischer Sicht das Ganze eher kritisch. Ich persönlich sehe die Organspende als Akt der Nächstenliebe und Freiwilligkeit. Daher finde ich, dass jeder Mensch das Recht haben sollte selbst bewusst zu entscheiden, ob er spenden möchte.“

Fehlende Infrastruktur der Kliniken

Viel wichtiger sei, so Schmolke, eine bessere Aufklärung, was das Thema Organspende angehe, gegenüber der Bevölkerung zu leisten. „Die Menschen sollen sich mit dem Thema intensiv auseinander setzen und dann für sich entscheiden, ob sie zu dem Schritt bereit sind“, erklärt der 75-jährige Velberter weiter. Mit seinem Verband informiert Schmolke bei Veranstaltungen über die Organspende. „Die Nachrichten über den neuen Transplantationsskandal an der Uniklinik Essen werfen uns wieder zurück“, erklärte Schmolke gegenüber der WAZ.

Kliniken mangelt es an Personal

Einen wichtigen Grund, warum in Deutschland so wenig Organe gespendet werden, sieht Schmolke in der Infrastruktur der einzelnen Kliniken: „Es ist leider so, dass selbst wenn es mehr mögliche Organspender gäbe, Krankenhäuser nicht die Möglichkeiten haben, weil es an Personal mangelt und die Abdeckung der anfallenden Kosten nicht ausreichend ist.“

Wer seine Organa noch dem Tod spenden möchte, sollte einen Organspenderausweis haben.
Wer seine Organa noch dem Tod spenden möchte, sollte einen Organspenderausweis haben. © Axel Heimken

Auch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen forderte zum Tag der Organspende eine Debatte zur Widerspruchslösung. Das Ministerium weist zudem auf die Schlüsselstellung der 18 Kliniken mit Neurochirurgie in NRW hin. Diese seien im Gegensatz zu anderen Kliniken öfter in der Lage, mögliche Organspender zu erkennen.

2000 Menschen warten in NRW auf ein Organ

Begonnen wurde die Diskussion aufgrund gesunkener Zahlen von Organspendern in Deutschland. Allein in Nordrhein-Westfalen ging die Organspenderrate zwischen 2009 und 2017 von 14,5 auf 8,2 Spender pro eine Million Einwohner zurück. Das entspricht einer deutlichen Abnahme von rund 43 Prozent. Aktuell warten rund 2000 Menschen allein in unserem Bundesland auf ein lebensrettendes Spenderorgan.

>>INFONACHMITTAG

  • Der Selbsthilfeverband lädt am Mittwoch, 19. September, 14 Uhr, zu einem Infonachmittag zum T hema Organspende in das Johanneshaus, Düsseldorfer Straße 154, in Mettmann ein: „Warum funktioniert das in unseren Nachbarländern besser?“


  • Die Veranstaltung ist kostenlos. Eine Anmeldung ist aber erwünscht bei Hans Schmolke, (02053) 923480, shgtxhansj.schmolke@gmx.de.