Das Nevigeser Kaufhaus muss wegen ausbleibender Kundschaft zumachen. Für die Unternehmensführung liegt das Problem im Rosenhügel-Einkaufszentrum
Es ist Montagmittag, kurz nach zwölf. Im Nevigeser Kaufhaus „Gassmann“ tummelt sich genau: eine Kundin. „Sie sehen ja“, sagt Filialleiterin Kerstin Schönfelder, „uns fehlt die Laufkundschaft.“
Und genau das war schon seit Jahren ein großes Problem; ein rasant wachsendes. Nun aber wurde dieses immer größer werdende Problem zu einem fatalen Problem: „Gassmann“, das stadtbekannte Kaufhaus, ein Hier-kriegst-du-alles-Laden, wird zum 31. Januar 2019 dicht machen.
Fußgängerzone leert sich
Jacqueline Montemurri kauft an diesem Morgen im Warenhaus ein. Schon seit langer Zeit geht sie regelmäßig zu „Gassmann“. „Ich erinnere mich daran, als meine Kinder Babys waren: da habe ich hier sogar mal einen Strampler gekauft:“ Eben ein Laden für alles, das sei das Kaufhaus.
Einen speziellen Stift suche sie heute, erzählt sie. „Klar, Edeka hat auch ein paar Schreibwaren, aber die haben natürlich nicht so ein gutes Sortiment wie ‘Gassmann’.“
Sorge um die älteren Mitbürger
Montemurri sorgt sich besonders um ältere Mitbürger: Diese müssen in Zukunft nach Velbert-Mitte, vielleicht aber sogar nach Essen oder Wuppertal ausweichen, um essenzielle Alltags-Gegenstände zu kaufen. Eine ordentliche Tour, gerade für ältere Menschen ohne Auto.
„Ich kaufe hier alles ein“, sagt ein ältere Herr am Ausgang des Kaufhauses, „wo soll ich hin, wenn ‘Gassmann’ schließt?“ Oftmals kaufe er Zubehör für sein Fahrrad; „und ich kenne etliche, die auch alles hier kaufen.“ Die baldige Schließung sei „absolut schlimm“, sagt er, und klingt beinahe konsterniert. Was wohl auch daran liegt, dass „Gassmann“ nicht der erste Laden sein wird, der in und um die Fußgängerzone schließt. „Wenn noch mehr geschlossen wird“, sagt der ältere Herr und zögert einen Moment, „wäre das nicht optimal“. Es klingt beinahe, als habe er sich für einige Sekunden innerlich bremsen müssen, um nicht loszuwüten.
Neues Einkaufszentrum als Problem
Dass immer mehr Geschäfte in der Fußgängerzone schließen müssen, liegt wohl auch am Einkaufszentrum am Rosenhügel, das vor einigen Jahren eröffnet wurde. „Das hat die Fußgängerzone lahmgelegt“, erklärt Christine Gassmann-Berger. Sie führt das Gesamt-Unternehmen, das insgesamt fünf Kaufhäuser besitzt.
Riesenbaustelle kurz vor Weihnachten
Schon seit Jahren häuften sich für sie die Ärgernisse am Nevigeser Standort. „Es fing an mit der Riesen-Baustelle vor unserem Laden, die das Weihnachts-Geschäft torpediert hat. Irgendwie kam danach eines zum anderen“, sagt sie.
Vermieter sucht Nachmieter
Generell, erklärt sie, sei es in Neviges immer ruhiger geworden. Was sie konkret meint ist der immense Leerstand, der in der Fußgängerzone vorherrscht, immer wieder gibt es Schließungen. Damit ab Februar nicht auch das „Gassmann“-Gebäude leer steht, sucht der Vermieter anscheinend bereits nach Nachmietern. Einen konkreten Plan, verriet er auf Anfrage, habe er aber noch nicht.
>>GASSMANN HAT DANN NOCH VIER FILIALEN
- Das Nevigeser Kaufhaus ist die jüngste aller fünf „Gassmann“-Filialen. Sie wurde 1998 eröffnet und hat sich trotz ihres jungen Alters schnell im Stadtteil etabliert. Ansonsten sitzt „Gassmann“ zweimal in Witten und jeweils einmal in Essen und Meinerzhagen.
- Das Unternehmen „Gassmann“ blickt auf eine lange Kaufhaus-Tradition zurück: 1921 wurde in Witten das erste Ladenlokal eröffnet.