Für viele Nevigeser ist die evangelische Stadtkirche im Herzen der Altstadt ein Stück Heimat. Drei Jahre lang wurde die Kirche aufwändig saniert.

Neviges. „Klar und schlicht“, sind die ersten Worte, die einem Betrachter einfallen, wenn er sich im Innenraum der Alten Stadtkirche umsieht. Mit der hölzernen Rokoko-Kanzel fällt sofort die ebenfalls evangelisch reformierte Alte Kirche in Langenberg als Vergleich ein.

Schmuckstück: Die Orgel in der Stadtkirche
Schmuckstück: Die Orgel in der Stadtkirche © Alexandra Roth

Oft markiert die älteste Kirche im Stadtkern den Ursprungspunkt und ältesten Platz eines Ortes. So auch bei der evangelischen Stadtkirche: Bereits im Jahr 1220 wird eine Kapelle des Hof Neviges urkundlich erwähnt. Der der bekannten Hardenberger Familie gehörende „Hoff zo Neeveeghis“, wurde der Standort der Eigenkirche der Grafenfamilie. Diese ist die Vorläuferin der heutigen Stadtkirche. 1391 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung einer Pfarrkirche in Neviges, die der heiligen St. Margarethe geweiht war. Der älteste heute erhaltene Bauteil ist der gotische Chor, das „Chörchen“ aus der Zeit des Kirchenbaus im 15. Jahrhundert. Seit der Reformation 1571 dient die Kirche als evangelisches Gotteshaus.

Der dreigeschossige Turm wurde 1697 erbaut

1697 erfolgte die Neuerrichtung des dreigeschossigen Turms mit geschweifter Haube, bevor fünfzig Jahre später auch das einschiffige Langhaus völlig erneuert wurde. Den Innenraum zeichnet, neben der dreiseitigen umlaufenden Empore und dem Gestühl, die klare Architektur aus überputztem hölzernen Tonnengewölbe aus. Das dunkle Holz der Orgel fügt sich, trotz des neueren Baujahres von 1983, harmonisch in das Gesamtbild ein.

Die Namen einiger Familien und Angehöriger von Höfen sind in der Kirchenbank eingeschnitzt.
Die Namen einiger Familien und Angehöriger von Höfen sind in der Kirchenbank eingeschnitzt. © Alexandra Roth

Eine Kirche kann auch Heimat bedeuten, sagt Presbyter Jörg Sindt: „Ich bin seit 49 Jahren in dieser Kirche, angefangen mit dem Kindergottesdienst. Ich bin von klein auf hier reingewachsen. Das ist mein Zuhause, ich fühle mich hier wohl.“ Ein Gebäude, das voller positiver Erinnerungen und Erfahrungen für den Familienvater steckt: „Jetzt setzt sich dies bei meinen vier Kindern fort, die hier ganz ungezwungen durch die Reihen flitzen.“

Die Küsterin hat selbst hier geheiratet

Küsterin Birgit Dywicki blickt auf viele große Familienereignisse in der Stadtkirche zurück: „Ich habe in der Kirche geheiratet, meine Kinder sind hier getauft und konfirmiert worden. Da entsteht schon eine Verbundenheit.“ Die Küsterin ist durch ihren Wohnort am Kirchplatz gleich doppelt eng mit dem Gebäude verbunden, so hatten auch die Sanierungsarbeiten der letzten Jahre direkte Auswirkungen auf ihre Leben: „Durch den neuen, gleichmäßigen Putz, der das Licht besser reflektiert als die sichtbaren Steine, ist es bei mir in der Küche deutlich heller geworden.“

Der Urzustand wurde wieder hergestellt

Bei der dreijährigen Sanierung bis 2016 ging es vor allem darum, den Urzustand des Gebäudes wieder herzustellen. Dabei wurde neben der Fassade auch die Fensterverankerungen erneuert und die Turmspitze repariert. Ganz hoch hinaus ging es auch für Dywicki und Sindt: „Wir durften sogar ganz oben auf dem Gerüst den herrlichen Blick über Neviges genießen.“

<<<HÄUSER STEHEN UNTER DENKMALSCHUTZ

Die hübschen, kleinen Häuser, die die alte Stadtkirche umgeben, stehen alle unter Denkmalschutz. Jedes dieser Häuser hat einen eigenen Namen: „Am neuen Offering“ oder „Trappenhäuschen“. All diese Namen finden sich eingeschnitzt im Gestühl der Stadtkirche wieder.

Die Sanierung begann 2013, erste Schäden in der Fassade hatten sich jedoch schon 2008 gezeigt. Eine auf historische Gebäude spezialisierte Firma hat in den drei Jahren Stein für Stein mit der Hand bearbeitet und auch den eigens hergestellten Spritzmörtel mit der Hand aufgetragen.