Velbert-Mitte. . Im zweiten Sommerkonzert stand das Holzblasinstrument im Mittelpunkt. Kreiskantorin Sigrid Wagner-Schluckebier beherrscht es meisterlich.

Ein solches Konzert ist selten zu hören, ein ausschließlich der Blockflöte gewidmeter Abend von beachtlicher Dauer und inhaltlicher Tragweite, den das unerwartet zahlreich erschienene Publikum genießen konnte.

Musik, die man gewöhnlich in andächtiger Stimmung zu hören bekommt, wenn das Jahr zur Neige geht und sich dem Weihnachtsfest nähert, erklang dieses Mal in der Velberter Apostelkirche in der Reihe „Sommerkonzerte Am Berg“ in leichter und lockerer Gewichtung, eben nicht die stumme Ergriffenheit erzeugend, sondern in bemerkenswert virtuoser Spielweise, so dass es viel zu staunen gab.

Ganze Riege barocker Komponisten

Eine absolute Dominanz der Blockflöte sollte natürlich die ganze Riege barocker Komponisten auf den Plan rufen, was dann auch in der Programmgestaltung seinen Niederschlag gefunden hatte. Diverse Triosonaten sowie drei populäre Konzerte gaben der Solistin Sigrid Wagner-Schluckebier, die im übrigen als Kirchenmusikerin und Kreiskantorin tätig ist, reichlich Gelegenheit, ihr Können auf Sopran- und Altblockflöte sowie dem Sopranino zu präsentieren. Dass sie über technischen Problemen steht, die Virtuosität beherrscht, keine Frage, aber auch eine Blockflöte wie beseelt klingen lassen kann, dies alles führte sie weitestgehend überzeugend vor – entgegen allen Vorurteilen gegenüber diesem oft geschmähten Instrument.

Helfried Waleczek begleitete die Flöte mit der Orgel.
Helfried Waleczek begleitete die Flöte mit der Orgel. © Victor Gurov

Als weitere Mitwirkende fungierten Dr. Helfried Waleczek, Orgel, und Birgitt Saeger, Violoncello, die hauptsächlich als Begleiter die bisweilen anspruchsvollen Aufgaben des Basso continuo übernommen hatten. Durch das Programm führte kurzweilig Philip Flottau.

Meilensteine der Musikliteratur

Was an diesem Abend erklang, zählt zu den „Meilensteinen“ der einschlägigen Musikliteratur, darf als bekannt gelten und ist gleichermaßen beliebt, birgt aber nicht gerade wenige Tücken, welche nur eine ausgefeilte Spieltechnik, wie sie Wagner-Schluckebier besitzt, gefahrlos umschiffen kann. Die Auswahl an Stücken stand unter dem Motto „Allerley Flöten, Pfeifen und bunte Klänge“, nach einem Zitat von Michael Pretorias, dem großen Musiktheoretiker des Barock. So kam z. B. Telemanns Sonate F-Dur für das winzige Sopranino in bezaubernd schwereloser Art daher, wie mit der Unbekümmertheit eines heiteren Spielmannes, bezwingend spontan, so recht in die Gegenwart des Sommers hineinpassend.

Variationen über „Unser Vater im Himmel“

Ein Muss für jeden Blockflötisten ist die Auseinandersetzung mit van Ecks Solosonaten, von denen es Thema und Variationen über „Unser Vater im Himmelreich“ zu hören gab. Die Interpretation der Solistin gelang ansprechend, nicht manieriert, nicht von zu vielen Verzierungen überladen. Bachs bearbeitete Sonate F-Dur stellte zufrieden, wenn sich auch bisweilen kleine Kippeleien unter den höchsten Tönen einschlichen.

Fest an Virtuosität

Ein Fest an Virtuosität dann die drei Konzerte am Schluss des Abends, besonders wahrzunehmen in den Werken von Vivaldi und Sammartini, die Wagner-Schluckebier auf das Schönste zur Geltung brachte. Auch vom Begleiter an der Orgel war das gekonnt registriert und schlüssig im Dialog geführt (Presto-Fuge im Telemann-Konzert). Aus seiner Begleiterrolle trat Waleczek mit der spieltechnisch überzeugend dargebotenen Bach-Fuge in h-Moll BWV 579 für Orgel heraus, zeigte damit seine solistischen Fähigkeiten. Auch Birgitt Saeger begleitete mit einfühlsamem Basso continuo am Cello.

Sicher ein besonderer Konzertabend, der nach Ansicht des Betrachters eine verdiente Beachtung gefunden hat.