An der Apostelkirche startet ein neuartiger Ausbildungsgang. Die Bergischen Kirchenkreise bilden hier nebenberufliche Organisten aus
Fachkräftemangel ist auch für die Kirchen ein Thema. So droht es mancherorts im Gottesdienst still zu bleiben, weil es keinen Organisten mehr in der Gemeinde gibt. Dem wollen jetzt die Bergischen Kirchenkreise entgegen arbeiten und bilden ab Herbst in Velbert nebenberufliche Kirchenmusiker aus.
Superintendent Jürgen Buchholz und Kreiskantorin Sigrid Wagner-Schluckebier stellten das Projekt gestern in der Gemeinde Dalbecksbaum vor. Nach mindestens zweieinhalb Jahren Ausbildung können die Absolventen als Kirchenmusiker im Nebenamt eingestellt werden – mit Bezahlung.
Samstagsunterricht
Doch der Weg dahin ist steinig. Alle zwei Wochen samstags gibt es von 10 bis 17 Uhr Gruppenunterricht am Dalbecksbaum, hinzu kommt Einzelunterricht unter der Woche. „Und geübt werden muss natürlich auch“, betont Sigrid Wagner-Schluckebier. Bei der Landeskirche gibt es weitere Intensivkurse. Die Kursteilnehmer lernen solche Fächer wie Gehörbildung, Musiktheorie und Chorleitung, bekommen Einzelunterricht in Orgel, Klavier und Gesang. In den Intensivkursen wird Liturgik, Musikgeschichte und Orgelbau gelehrt. Und auch im Kurs-Chor sollten sie mitsingen wollen.
Angebot für Menschen, die Spaß an der Musik haben
„Das Programm richtet sich an Menschen, die Spaß an der Musik haben und ihr Hobby zum Nebenberuf machen wollen“, erklärt Wagner-Schluckebier. Sie wird die Ausbildung übernehmen. Die Kandidaten sollten auch über profunde Klavierkenntnisse verfügen. Im September wird es eine Aufnahmeprüfung für die Kandidaten geben. Dort werden die musikalischen und stimmlichen Qualitäten des Bewerbers getestet.
Andrea Goschau wird unter diesen Kandidaten sein. Die Velberterin kann sich gut vorstellen, die anspruchsvolle Ausbildung zu absolvieren, um später im Nebenberuf im Gottesdienst die Orgel zu spielen.
„Eine große Chance für mich“
„Ich mag Musik und habe schon in der Kita immer mal wieder ausgeholfen, wenn im Gottesdienst ein Organist fehlte“, sagt sie. Ihre Kinder spielten in einem Musical der Gemeinde mit und als dort die musikalische Leitung aus Krankheitsgründen ausfiel, sprang Andrea Goschau ein. „Das hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich mehr mit Musik machen wollte und da kam mir das Bildungsangebot gerade recht“, erzählt sie weiter. „Ich sehe das als große Chance für mich“, sagt die junge Frau weiter.
Gute Aussichten für Absolventen
Die Aussichten, dass die Absolventen später eine nebenberufliche Anstellung bekommen, sind gut. „2020 gehen im Bereich der EKD 100 hauptamtliche Kirchenmusiker in Rente und nur 50 verlassen die Hochschulen“, sagt Superintendent Jürgen Buchholz. Und ohne nebenamtliche Musiker seien viele Gottesdienste nicht möglich.
>>EIN DRITTEL DER KOSTEN TRÄGT DER TEILNEHMER
- Die Ausbildung dauert bis zur C-Prüfung mindestens zweieinhalb Jahre, kann aber bei Bedarf verlängert werden.
- Ein Drittel der Ausbildungskosten von 110 Euro im Monat tragen die Teilnehmer selbst, der Rest übernimmt die Kirche. Weitere Infos bei Sigrid Wagner- Schluckebier: wagner-Schluckebier@t-online.de.