Langenberg/Peking. . Marc Trein lebte als Kind in Langenberg. Aktuell ist er in China. Dort besuchte er das Beijing Institute of Technology und macht ein Praktikum.

Vor zehn Monaten ging ein Traum in Erfüllung: Ich war in Peking angekommen – in einer fremden Welt, auch heute noch in Zeiten der Globalisierung. Jetzt habe ich bereits zwei Semester Studium absolviert und bin schon in der nächsten Phase in Shanghai, wo ich derzeit noch ein zweimonatiges Praktikum bei Bosch mache

Bachelor in Deutschland und China

Als ich 2016 an die Uni Bayreuth wechselte, wurde mir gleich in einer der ersten Wochen das „deutsch-chinesische BWL Doppelabschlussprogramm“ vorgestellt. Im Detail: Das Programm enthält neben dem deutschen auch einen chinesischen Bachelor, nach erfolgreichem Absolvieren eines Studienjahres in China. Obwohl ich neu an der Uni und schon genug damit beschäftigt war, mir meinen Stundenplan zu erstellen, Vorlesungssäle zu finden, etc. ging mir das Programm nicht mehr aus dem Kopf. Immerhin wäre es eine sehr gute Zusatzqualifikation zu dem Massenstudiengang BWL – und es klappte: Im September 2017 ging es zum Auslandsjahr nach Peking, ans Beijing Institute of Technology (BIT).

Mit Englisch kommt man in Peking nicht weit

Schon am Flughafen merkte ich, dass man mit Englisch nicht sehr weit kommt. Zwar sind die wesentlichen Infosschilder in englischer Sprache verfasst oder zumindest mit internationalen Symbolen beschriftet, jedoch verstehen und sprechen selbst die Angestellten des Flughafens nur sehr mäßig Fremdsprachen. Ich spürte das von Beginn an, da ich mich selber vom Flughafen zu meinem Wohnheim durchschlagen musste und somit von Anfang an auf meine chinesischen Grundkenntnisse angewiesen war.

Bei der Begrüßungsfeier der internationalen Studenten sammelte die Vorsitzende des International Office einige Pluspunkte mit ihrer Äußerung, dass „das BIT nur die besten Studenten nimmt“. Ein Satz, der uns allen wie Honig runterging. Dieser Satz bedeutete für uns jedoch auch Anwesenheitspflicht in allen Kursen, selbst Samstag und Sonntag. Hausaufgaben und regelmäßige Tests standen genauso auf der Tagesordnung wie Präsentationen und Hausarbeiten. Alles in allem hat studieren in China etwas sehr schulisches und ist erstmal ungewohnt.

Keine Peking-Suppe, keine Katzen, keine Hunde

Ebenso ungewohnt, zumindest in den Anfängen, war das Essen. Da essen gehen in der Regel für Europäer vergleichsweise günstig ist, habe ich nicht ein einziges mal kochen müssen in der gesamten Zeit. Allerdings möchte ich zwei Vorurteile über chinesisches Essen ausräumen: Zum einen sucht man die in jedem durchschnittlichen China-Restaurant in Deutschland angebotene Peking- Suppe in Peking vergeblich. Auch die berühmte Peking-Ente wird anders serviert. Zum anderen sind mir Hund, Katze, etc. in den gesamten letzten neun Monaten nie auf dem Teller begegnet. Lediglich einmal habe ich einen Skorpion­spieß probiert, allerdings auf einem speziellen Markt für Touristen.

Feiern bis der Campus öffnet

Zwei Probleme mussten wir bewältigen, wenn wir mal feiern gehen wollten: Erstens ist Peking von der Fläche etwas größer als Schleswig-Holstein und beherbergt fast 22 Millionen Einwohner. Für uns hieß das: Mit dem Taxi ca. eine Stunde Fahrt bis zu den Clubs. Das zweite Problem war, dass der Campus um 24 Uhr durch die Polizei abgeriegelt und bewacht wurde und erst um 6 Uhr morgens wieder öffnete – also mussten wir durchhalten! Wer jedoch in Beijing feiern war weiß: Die Clubs stehen denen in London, Ibiza und München in nichts nach.

Shanghai ist anders als Peking

Nun bin ich in Shanghai bei Bosch und mache ganz neue Erfahrungen im praktischen Arbeitsleben. Shanghai ist anders als Peking. Sehr modern, sehr betriebsam, sehr westlich. Es ist manchmal schwer zu glauben, noch in China zu sein, wenn es morgens im firmeneigenen Café Brezel und zum Mittagessen Bratwürstchen mit Kartoffelpüree gibt. Auch die Sprachbarriere existiert hier nicht mehr, da die offizielle Firmensprache Englisch ist.

Große Freundlichkeit gegenüber Ausländern

Obwohl ich noch nicht wieder in Deutschland bin, blicke ich doch wehmütig zurück auf die Zeit: die große Freundlichkeit der Chinesen gegenüber Ausländern, die festen Freundschaften, insbesondere mit den internationalen Kommilitonen, die sich hier gebildet haben, die vielen weiteren Sehenswürdigkeiten und Erfahrungen.

<<< KITA, GRUNDSCHULE, GYMNASIUM

Marc Trein wurde 1996 in Frankfurt am Main geboren. Nachdem er die ersten zwei Jahre in Steinbach (Taunus) lebte, verbrachte er einen Großteil seiner Jugend in Velbert-Langenberg.

Er hat den Kindergarten St. Michael besucht, danach die Grundschule Kuhstraße. Auf dem Gymnasium Langenberg war er bis zur Mitte der achten Klasse. 2010 zog seine Familie nach Waiblingen.