Neviges. . Nach dem Tod des Juweliers Karl Ballauf bietet Reisebüro-Inhaber Helmut Wulfhorst weiter einen Service an: Er erledigt kleine Uhren-Reparaturen.
Diese winzigen Schrauben. Und dann der Deckel. Ist er nun geschraubt oder gepresst? „Manche Uhren gehen ganz schön schwer auf“, stöhnt Helmut Wulfhorst, und muss dabei selbst lachen. Denn dass er in seinem Reisebüro Im Orth einmal mit Pinzetten und Schräubchen hantiert, das hätte sich der 61-Jährige auch nicht träumen lassen. Nach dem Tod des Juweliers und Uhrmachermeisters Karl Ballauf. der nebenan seinen Laden hatte, erledigt er auch kleinere Uhren-Reparaturen.
„Ich bin natürlich kein Uhrmachermeister“
„Die Kunden tun mir einfach leid, die kann man doch nicht im Regen stehen lassen“, sagt Wulfhorst. Und er schränkt sofort ein: „Ich bin natürlich kein Uhrmachermeister, die Krone mache ich auch nicht auf, ich geh nicht ans Uhrwerk heran.“
Was er dagegen macht: Batterien auswechseln, einen defekten Steg erneuern, Armbänder kürzen, was eben so anfällt. „Ich hatte ja engen Kontakt zu Karl nebenan und hab in all den Jahren mitbekommen, dass viele Leute auch wegen Kleinigkeiten kamen“, erzählt Helmut Wulfhorst. Mit dem Tod des Uhrmachermeisters Karl Ballauf wurde im Frühjahr auch das Juwelier-Geschäft geschlossen.
Die Kunden mit Service in Neviges halten
Und den „Uhren-Doc“, der einst seine Dienste auf dem Wochenmarkt anpries und später im Nostalgie-Café, den gibt’s auch nicht mehr. Helmut Wulfhorst sorgt sich als zweiter Vorsitzender der Werbegemeinschaft und Ur-Nevigeser nicht nur um das Wohl der Kunden, sondern einmal mehr um den Standort: „Wo sollen die Leuten denn hin, wenn sie nur mal eine Batterie brauchen? Sind die erst mal in Wuppertal, dann kaufen sie da auch andere Sachen.“
Einen Crash-Kurs für kleinere Reparaturen gemacht
Was also tun? Helmut Wulfhorst belegte bei einem befreundeten Uhrmachermeister einen Crash-Kurs, eignete sich an einem Nachmittag das allerwichtigste Grundgerüst an, bietet auch eine kleine Auswahl an Uhren-Armbändern an. „95 Prozent aller Batterien vorrätig zu haben, sag ich Ihnen, das ist die größte Herausforderung“, schmunzelt Wulfhorst.
Jeden Tag kommen Kunden mit einer Uhr vorbei
Kommen Kunden mit einer richtig kaputten Uhr, geht es also „ans Eingemachte“, hilft er ebenfalls unkompliziert weiter: „Ich nehme die Uhr entgegen, bringe sie zum Uhrmachermeister, später kann sie bei mir im Laden dann wieder abgeholt werden.“ Der Service hat sich herumgesprochen: „Fast jeden Tag kommt jemand mit einer Kleinigkeit vorbei.“ Und wenn er selbst mit seiner „alten Lernuhr“, wie es sagt, übt und probiert, dann denkt er an seinen verstorbenen Freund und Nachbarn. „Den Karl Ballauf, den kannte ich mein ganzes Leben. In den Laden bin ich schon an der Hand meiner Mutter spaziert.“