Wenn die deutsche Elf erneut antritt, wird davon auch der Einzelhandel betroffen sein. Fußball-Desinteressierte könnten aber profitieren

Für das heutige Spiel der deutschen Elf gegen Südkorea – trotz Gruppenphase bereits das zweite „Finale“ – werden ähnliche Quoten erwartet wie beim Kroos’schen 2:1-Sieg über Schweden. 27 Millionen Menschen hatten das Spiel in der Republik verfolgt. Dass dies nicht auf Kosten des Einzelhandels geschah, lag wohl an der relativ späten Anstoßzeit: Um Punkt 20 Uhr bat der Schiedsrichter die Spieler zum Anstoß.

Bei Edeka läuft das Radio

Anders heute: Um 16 Uhr geht es für das deutsche Team ums Weiterkommen. In der Schlossstadt rechnen die Handels-Verantwortlichen deswegen mit weniger Kauffreudigen in der Fußgängerzone und Umgebung. Martin Gerlic, Edeka-Filialleiter, ist trotzdem zuversichtlich für seine Absatzzahlen: „Es wird schon bemerkbar sein, aber wir haben auch viel älteres Publikum, das bestimmt nicht so viel Fußball schaut.“ Für alle fußballbegeisterten Mitarbeiter laufe das Radio – überall im Markt hängen Lautsprecher. Die Desinteressierten werden dem Spielgeschehen demnach bei Edeka kaum entkommen können.

Erstes Spiel unter der Woche

Auf die Desinteressierten schielt auch der Buchhandel. „Zu uns kommen während der Spiele immer viele Leute, die unser Angebot dann ganz in Ruhe nutzen wollen“, berichtet Andrea Roza, stellvertretende Filialleiterin von Thalia. Selbst während des Sommermärchens, der WM im eigenen Land vor genau zwölf Jahren, seien während der Partien der Deutschen einige Menschen in den Laden gekommen. „Dann herrscht hier Ruhe“, erklärt die Fachfrau. Den meisten Andrang gebe es kurz vor den Matches: „Vor den Spielen schauen die Leute noch mal schnell vorbei.“

Rettung in letzter Sekunde

Über aktuelle Vergleichswerte, wie viel weniger Menschen während der Spiele des deutschen Teams einkaufen gehen, verfügt in Velbert niemand. Denn das letzte Gruppenspiel der DFB-Elf ist zugleich das erste, das wochentags und am Nachmittag stattfindet: Die Auftaktniederlage gegen Mexiko gab es für die Deutschen an einem Sonntag, die Rettung in letzter Sekunde durch den hochbegabten Blondschopf von Real Madrid, Toni Kroos, fiel auf einen Samstagabend.

Mitarbeiter dürfen im Sozialraum gucken

Bei Sport Klose dürfen die Mitarbeiter im Sozialraum das Spiel gucken.
Bei Sport Klose dürfen die Mitarbeiter im Sozialraum das Spiel gucken. © Uwe Möller

Nun also wird es ernst für alle Berufstätigen – vor allem für die, die im fußballaffinen Einzelhandel tätig sind. „Ich schätze, dass wenige Leute bei uns im Laden sein werden“, sagt Christine Klose, Chefin von Sport Klose. Sie selbst wird die Partie privat mit ihrem Mann verfolgen, hat ihren Mitarbeitern jedoch explizit erlaubt, im Sozialraum des Geschäfts auf den Fernseher zu linsen. „Solange sie mit einem Fernglas immer die Eingangstür im Blick haben“, sagt Klose lachend. „Vielleicht“, fügt sie grinsend hinzu, „bauen wir auch noch schnell eine Türklingel ein, damit die Mitarbeiter merken, wenn Kundschaft kommt“.

Kollegen bekommen frei

Noch einen Schritt weiter geht das Velberter Gebrauchtwarenhaus: „Meine Kollegen haben sich das in den letzten Monaten erarbeitet: Am Mittwoch dürfen alle um 15 Uhr nach Hause gehen“, erklärt Geschäftsführer Tobias Hanke auf Anfrage.

„Und wenn die deutsche Mannschaft wirklich weiterkommen sollte, werden wir das bei den nächsten Spielen genauso machen. Oder zusammen im Rudel gucken und grillen,“ sagt er weiter.