Velbert-Mitte. . Überalterung droht auch dort, wo behinderte Menschen arbeiten. Die WFB haben deshalb eine Imagekampagne gestartet.

Überalterung und Fachkräftemangel – was vielen Betrieben in Zukunft droht, macht auch vor den Werkstätten für Behinderte nicht halt. „Das wird auch bei uns einsetzen – durch Verrentung und Sterbefälle“, prognostiziert Norbert Stevens, Assistent der Geschäftsführung der Werkstätten des Kreises Mettmann (WFB), die drei Standorte in Velbert unterhalten. Grund genug für die WFB, gemeinsam mit neun anderen Werkstätten des Arbeitskreises am Niederrhein (AWN) die Imagekampagne „Werk*stätten“ zu initiieren.

Auf Aufträge angewiesen

„Behinderten-Werkstätten leiden immer noch darunter, dass sie nicht bekannt sind oder die Menschen falsche Bilder im Kopf haben“, erläutert Stevens. „Deshalb wollen wir zeigen, was wir alles machen und können – und dadurch auch neue Kunden gewinnen.“ Dazu wurden Plakate und zwei Broschüren entwickelt, die sich an potenzielle Mitarbeiter und potenzielle Kunden richten. Stevens: „Wir sind ja auf Aufträge angewiesen, um lebensfähig zu sein.“

Gesucht werden stets Kunden, die einfache Tätigkeiten aus eigenen Betrieben an die Werkstätten abgeben könnten. „Viele wissen aber einfach nicht, was wir so machen“, bedauert Stevens. „Die Zeiten, in denen Werkstätten für Behinderte ausschließlich Besen und Schuhbürsten gefertigt haben, sind lange vorbei. Heute übernehmen wir qualitativ hochwertige Montagetätigkeiten, wie sie in jedem Produktionsbetrieb gemacht werden.“

Seit 25 Jahren läuft die Zusammenarbeit mit Puky

Als Beispiel nennt Stevens die Firma Puky in Wülfrath, mit der die WFB seit mehr als 25 Jahren zusammenarbeiten. „Puky stellt Kinderfahrzeuge wie Roller und Dreiräder her. Begonnen haben wir mit Vormontagearbeiten; inzwischen werden sämtliche Montage- und Verpackungsarbeiten in unseren Werkstätten ausgeführt.“ Die seien hochmodern ausgestattet. „Dass das draußen nicht so bekannt ist – das ist unser Imageproblem.“ Deshalb müsse darüber informiert werden, was Menschen mit psychischen, geistigen und mehrfachen Behinderungen zu leisten im Stande sind. Wichtigstes Prinzip: „Wir passen die Arbeit an den Menschen an – und nicht umgekehrt.“

Nach 20 Jahren Anspruch auf Erwerbsminderungsrente

Dass den Werkstätten ein Fachkräftemangel droht, macht Stevens auch daran fest, dass Schwerst-Mehrfachbehinderte verstärkt in die Werkstätten kommen. „NRW ist das einzige Bundesland, in dem sie Anspruch darauf haben – in anderen Ländern gibt es dafür Tagesförderstätten. Diese Mitarbeiter haben teilweise so starke Behinderungen, dass sie nur noch betreut werden können.“ Zudem hätten Mitarbeiter nach 20 Jahren in der Werkstatt Anspruch auf Erwerbsminderungsrente. „Die meisten arbeiten zwar weiter, aber man kann schlecht prognostizieren, wie viel Nachwuchs aus Förderschulen dazukommt, wer vielleicht auf dem freien Markt einen Arbeitsplatz findet“, erklärt Stevens. Oft gebe es auch besonders starke Abschlussjahrgänge der Förderschulen – auch die will man über die neue Kampagne ansprechen.

WFB-Einrichtungen legen Jahresergebnis vor

Nach guten Ergebnissen in den Vorjahren können die WFB-Werkstätten auch für 2017 ein gutes Jahresergebnis vorlegen. Der Jahresumsatz der Produktion betrug 3,9 Mio Euro (Vorjahr: 3,98 Mio.). Der Jahresüberschuss 2017 von 1,14 Mio Euro (2016: 1,12 Mio.) geht komplett in die Rücklagen. Trotz schwankender Auftragsmengen sorgten vor allem die Stammkunden für eine sichere Grundauslastung. Die Bereiche Montage und Verpackung erwirtschafteten etwa zwei Drittel des Umsatzes.

Insgesamt gibt es in den Werkstätten 1157 refinanzierte Plätze (2016: 1161) bei 1078 anerkannten Werkstattplätzen (Auslastung 107 %). Die Anzahl der Angestellten betrug 248 (2016: 241). Insgesamt 1,997 Mio Euro, das sind 71,62 Prozent des Arbeitsergebnisses, wurden an Löhnen an die Mitarbeiter gezahlt (2016: 70,65 %). Investiert wurden 244 000 Euro (2016: 243 000 Euro) für Sachanlagen.

Der Investitionsbedarf für 2018 wurde mit 1,03 Mio Euro angesetzt – darunter Grundstücke und Gebäude (565 000 Euro) sowie Maschinen, Technik und Ausstattung mit 258 000 Euro.

Zwei große Einzelmaßnahmen in Velbert sind dabei der Einbau von Grillo-Dächern und LED-Beleuchtung in der WFB Velbert sowie die Anschaffung eines CNC-Bearbeitungszentrums Holz für die NWA Velbert.