Das Gotteshaus auf dem Offersplatz wurde vor 250 Jahren gebaut. Aber es gab eine Vorgängerin im Mittelalter
Sie ist Wahrzeichen und Mittelpunkt des städtischen Lebens: Die Alte Kirche am Offersplatz. Genau wie Langenberg um seine Alte Kirche und Neviges um die Stadtkirche, hat sich auch die Stadt Velbert um diesen zentralen Kirchplatz herum entwickelt.
Vor zwei Jahren Jubiläum gefeiert
Dass die Alte Kirche vor zwei Jahren ihr 250-jähriges Jubiläum feierte, bedeutet jedoch nicht, dass die Geschichte rund um den Kirchbau erst mit der Grundsteinlegung 1766 begann. Gemeinsam mit der Vorgängerkapelle der Heiligen Ida, reicht die Historie bis mindestens ins zwölfte Jahrhundert zurück.
Diese Tatsache ist nicht zuletzt durch Sanierungsarbeiten im Jahr 1959 bekannt, als wegen Schädlingsbefall der Fußboden der Kirche erneuert werden musste. Dabei stieß man auf Reste des Fundaments der Idakapelle und auf eine alte Mauer, die sogar noch älter zu sein scheint und auf eine mittelalterliche Andachtsstätte hinweist.
Große historische Bedeutung
Die große historische und gesellschaftliche Bedeutung der Alten Kirche betont auch der ehemalige Bürgermeister Heinz Schemken: „Die Alte Kirche ist und war schon immer Mitte und Bezugspunkt in Velbert. Egal ob man Veranstaltungen am Offersplatz besucht oder im Kirchenraum eine ruhige Minute zum Innehalten braucht.“ Auch Schemkens eigene Geschichte ist mit der Alten Kirche verknüpft: „Ich bin praktisch im Schatten des Kirchturmes geboren, meine ersten Schritte führten über den Kirchplatz.“
Drei Jahre Bauzeit
Nach dem Abriss der Ida-Kapelle entstand die heutige Alte Kirche in drei Jahren Bauzeit und barg schließlich Platz für 450 Besucher. Der damals übliche Stil des bergischen Barocks mit dem Saalbau aus grob gefügten Bruchsteinmauerwerk findet hier Anwendung. Typisch ist außerdem der vorgesetzte Westturm für die Sakralbauten dieser Zeit.
Ab dem 17. Jahrhundert nutzten sowohl die Lutheraner als auch die Anhänger der reformierten evangelischen Kirche das Gotteshaus, was immer wieder zu Spannungen führte – egal ob es um die gemeinsame Instandhaltung der Kirche oder Gottesdienstzeiten ging.
Eine ganz spezielle Sitzordnung
Auch die Sitzordnung unterlag damals strikten Regeln: Die Seitenbänke waren für „Angehörige der Pfarrer“ und einige angesehene Familien der Gemeinde reserviert, die Mittelbänke waren ausschließlich für Frauen zugelassen, während Seitenbänke den Männern vorbehalten waren“, schreibt Gerd Lensing, ehemals Archivpfleger der Kirche in seiner Abhandlung.
Bauliche Anpassungen und Renovierungen
Über die Jahrhunderte erfolgten viele bauliche Anpassungen und Renovierungen. Der Westturm zeigt sich somit erst seit den 1980er Jahren im heutigen Zustand mit dem Spitzhelm. In den 1960er Jahren wurden letztmals umfassende Umbauten und Modernisierung an Gestühl, Emporen und Heizung vorgenommen.
Großbaustelle rund um die Kirche
Aktuell beherrscht die umliegende Baustelle den äußeren Eindruck des Kirchbaus. „Die aktuellen Baumaßnahmen am Offersplatz werden das Erscheinungsbild der Kirche verbessern. Denn statt der trennenden Mauer wird die geplante Stufenanlage Offenheit schaffen“, erklärt Rainer Helfers vom Stadtplanungsbüro die zukünftige Gestaltung rund um den Kirchbau. Auch Schemken hofft nach der Fertigstellung des Außenbereichs „auf die Aufmerksamkeit, die die Alte Kirche mit ihrer reichen Geschichte und in ihrer kulturellen Bedeutung verdient.“ Dabei sei vor allem auch auf Highlights wie die Konzerte des Kantors Frank Schreiber hingewiesen.