Velbert-Mitte. . Die Gemeinschaftslehrwerkstatt feiert 80-jähriges Bestehen. Der gute Ruf eilt der Einrichtung voraus. Konstrukt war bei der Gründung revolutionär

Es war ein revolutionärer Gedanke, den die Velberter Industriellen im Jahr 1938 hatten: Da es durch die Kriegsvorbereitungen an Facharbeitern mangelte, beschlossen die Unternehmen, einen Verein zu gründen. Das Ziel: Gemeinsam junge Menschen für Betriebe ausbilden. So entstand der „Gemeinschaftslehrwerkstatt der Industrie von Velbert und Umgebung e.V.“.

„Dieser Ansatz ist heute so aktuell wie vor 80 Jahren“, sagt Volker Knipping, seit drei Jahren Ausbildungsleiter und technischer Geschäftsführer der GLW an der Poststraße. Heute feiert die Einrichtung diesen runden Geburtstag mit einem großen Fest. „Auch heute fehlen uns die Facharbeiter, wenn auch aus anderen Gründen“, fährt der 45-Jährige fort, der einst selbst in der GLW seine Ausbildung begann.

Berufen fehlt die Lobby

Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs fehlten junge Männer, weil sie zum Wehrdienst mussten. „Heute gibt es zum einen die geburtenschwachen Jahrgänge. Und dann haben unsere Berufe auch nicht mehr die Lobby wie früher.“ Dabei seien gerade die Bereiche Metall und Elektro „absolute High-Tech-Bereiche“, erläutert Knipping. „Und man kann unheimlich Karriere machen. Da ist der Start ins Berufsleben mit einer Ausbildung für manchen oft die bessere Wahl als ein Studium.“

Nebenher genießt die GLW einen Sonderstatus, sagt Volker Knipping. Während ähnliche Einrichtungen in anderen Städten von großen Trägern betrieben werden, stehen hinter de GLW die Unternehmen. Der Mitgliedsbeitrag liege bei 100 Euro im Jahr pro Firma. „Nachteil ist“, so Knipping, „dass wir keinen haben, der mal eben die Schatulle aufmacht und große Geldbeträge springen lässt. Wir müssen uns das alles erarbeiten.“

Hohe Handlungskompetenz

Allerdings, fährt der Ausbildungsleiter fort, habe diese Form der Trägerschaft einen gravierenden Vorteil: „Entscheidungen fallen hier in flacher Hierarchie. Wir können Wünsche von Firmen sehr schnell umsetzen. Und unsere Überschüsse gehen zu 100 Prozent wieder in die Ausbildung. Das müssen wir als Verein ja so machen.“

Hinzu kommt der gute Ruf der GLW: Die Bildungsstätte hat sich zu einem der besten Dreh- und Frästechnik-Institute im deutschen Sprachraum entwickelt, zudem gibt es an der Poststraße seit zehn Jahren das europaweit einzige Ausbildungszentrum für Federtechnik.

Die Firmen wiederum verlassen sich auf die GLW und ihr Personal: „Die Azubis verbringen ihre Probezeit hier, das ist schon ein großer Vertrauensbeweis, den wir bekommen“, sagt Knipping. Die Ansprüche an sich selbst sind dementsprechend: „Wir sind permanent dran, die Ausbildung an die Bedürfnisse der Industrie anzupassen“, sagt er. „Klar, es gibt den Rahmenlehrplan. Aber das reicht uns nicht. Die Azubis, die hier raus gehen, sollen zudem eine hohe Handlungskompetenz haben.“

<<< LEISTUNGSSCHAU AN DER POSTSTRAße

Groß gefeiert wird an der GLW am 16. Juni ab 10 Uhr. Bis etwa 15 Uhr präsentiert sich die Einrichtung an der Poststraße 173-175 in einer Leistungsschau. Auch wichtige Partner sind zu Gast.

Vertreter von Industrieunternehmen halten dazu Vorträge. Eingeladen sind zudem Vertreter aus der Politik, etwa Bürgermeister Dirk Lukrafka und die beiden Bundestagsabgeordneten.